Der Inhaber einer Obercastroper Autowerkstatt erzählte am Montag (9.1.) beim kurzen Plausch das, was an diesem Wochenende viele Castrop-Rauxeler so oder ähnlich erlebt haben: „Als ich Sonntagmorgen vom Radio geweckt wurde, kam direkt die Nachricht von dem geplanten Anschlag aus Castrop-Rauxel.“ Die Europastadt ist seit Samstag um Mitternacht zumindest deutschlandweit in aller Munde. Wir haben auf die Schlagzeilen geschaut:
Das „heute journal“ am Sonntagabend brachte die Festnahme im ersten Kurznachrichten-Block. Moderator Heinz Wolf nannte aber nicht einmal den genauen Ort, also die Stadt Castrop-Rauxel, sondern sprach von Ermittlungen im Ruhrgebiet. Die Video-Bilder des kurzen Beitrags im ZDF zeigten die Festnahme beider Männer, die offensichtlich gerade aus dem Bett geholt wurden.
In den Tagesthemen (ARD) am Sonntagabend nach 23 Uhr spielte das Thema eine größere Rolle. Es kam an zweiter Stelle, gleich nach den Ausschreitungen von Brasilia. Sprecherin Caren Miosga fragte im Einstieg: „Sind wir einem gefährlichen Giftanschlag gerade noch einmal entgangen?“ Zu Wort kam darin Oberstaatsanwalt Holger Heming, der in einem Statement darauf hinwies, dass man Speichermedien sichergestellt habe, die in den weiteren Ermittlungen ausgewertet würden.
Anschließend sagte ein Terrorismus-Experte der ARD, dass die beiden Festgenommenen 2015 als Asylbewerber nach Castrop-Rauxel gekommen seien, dass der 32-Jährige bisher noch nicht kriminell aufgefallen sei, der Bruder (25) jedoch wegen einer Straftat in psychiatrischer Behandlung gewesen sei.
Die Bild berichtete erstmals am Sonntagmorgen, spricht von den „Terror-Iranern“ und vom „Bio-Bomber“. Die erste Schlagzeile im Nachrichtenportal von Deutschlands größer Boulevard-Zeitung lautete „Islamistischer Terroranschlag mit Bio-Waffe geplant - SEK-Zugriff in Schutzanzügen“.
Zu diesem Zeitpunkt, einige Stunden also nach unserem ersten Bericht auf RuhrNachrichten.de (Erstmeldung um 0.19 Uhr), machte die Nachricht dann deutschlandweit die Runde. Auch am Montag berichteten zahlreiche Nachrichtenportale vom „Terrorverdacht“ (Halterner Zeitung), von der Festnahme von „Terrorverdächtigen“ (Süddeutsche Zeitung) und blieben wie der Berliner Tagesspiegel („Ermittler fanden bislang kein Gift“) am Thema dran. Die WAZ in Essen titelte „Männer im Schlaf überrascht“, die Westfälischen Nachrichten aus Münster brachten am Montag eine Reaktion aus dem Bundesinnenministerium: „Faeser sieht Gefahr islamistischer Anschläge nicht gebannt“.
Auch türkische und viele weitere internationale Medien schauten nach Castrop-Rauxel. Die „South China Morning Post“ schrieb ebenso wie „Le Parisien“ vom geplanten Anschlag und der Festnahme ebenso wie CNN, die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“.
Der gebürtige Castrop-Rauxeler Autor, Podcaster und TV-Moderator Micky Beisenherz brachte mit seiner Art des sarkastischen, oft stark zugespitzten Humors auf den Punkt, was vielleicht auch einige Castrop-Rauxeler seit dem Bekanntwerden dieses Vorfalls denken oder dachten: „Wieder dieser schreckliche Zwiespalt zwischen aufrichtigem - „oh, Gott, wie schlimm!“- Entsetzen und unangemessenem - „wie cool! Meine Heimatstadt! Da komm ICH auch her!“- Lokalpatriotismus.“
Klar ist: Castrop-Rauxel war und ist durch diese Geschichte mal wieder zu mehr Bekanntheit gekommen. Bekanntheit, die man sich als Castrop-Rauxeler in dieser Sache wohl eher nicht gewünscht hätte.
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