Die Polizeiwagen hatten die Lange Straße in Castrop-Rauxel noch nicht ganz verlassen, da tönten auf Facebook die ersten „Ausländer raus“. Es ist ein widerlicher Reflex in unserer digitalisierten Welt. Kaum wird klar, dass ein Tatverdächtiger keinen deutschen Pass hat, rollt die Welle der rechtsextremen und islamfeindlichen Parolen durch das Internet.
Dabei fällt dann eben unter den Tisch, dass der Islam und islamistischer Terror keine Schnittmenge haben. Gerne werden dann auch Nationalität und Religion vermischt, und plötzlich wittern die Rechten hinter jedem Nicht-Deutschen einen potenziellen Terroristen.
Mehr als zwölf Prozent der Castrop-Rauxeler sind nicht deutsch. Sie alle unter Generalverdacht zu stellen, ist niveaulos und schlicht ausländerfeindlich.
Debatte gerne, aber sachlich
Wir müssen über Terrorgefahr und Kriminalität reden, aber eben sachlich und ohne Rassismus. Warum driften Menschen in extreme Milieus ab? Die Beantwortung der Frage verlangt viel mehr Tiefe als ein plump getwittertes „der kam aus dem Iran“.
Aber der rechte Mob in den Sozialen Medien interessiert sich eben nicht für die komplexen Hintergründe von Terrorismus oder Radikalisierung. Stattdessen tragen diese Leute zu der Hass-Spirale bei, die Spaltung und irrationale Angst vor anderen Kulturen erst möglich macht.
Castrop-Rauxel ist eine multikulturelle Stadt, ein Schmelztiegel der unterschiedlichsten Biografie. Und auch wenn es natürlich genau deswegen manchmal Spannungen gibt, ist es unter dem Strich ein Mehrgewinn. Die schweigende Mehrheit der toleranten Menschen, die ihre bunte Stadt genauso mögen, muss jetzt lauter sein als der Hass.
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