Simone Dreesen kommt nicht aus Castrop-Rauxel – und doch engagiert sich die Hernerin in der Europastadt für Senioren. Jeden Tag arbeitet sie ehrenamtlich für den Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop der Kleingärtner e.V. Dabei sagt sie: „Wir haben nur einen kleinen Garten, keinen Kleingarten.“ Im HadeBe an der Langen Straße schenkt sie vielen Renterinnen und Rentnern regelmäßig schöne Stunden, obwohl sie eigentlich dachte: „Alte Menschen sind nicht so mein Publikum.“ All diese Widersprüche meistert die 50-Jährige mit einem breiten Lachen. Und mit viel Pragmatismus.
„Castrop-Rauxel ist etwas Besonderes“
Klön- und Spielnachmittage, Vorträge vom Weißen Ring oder zur Bestattungsvorsorge sowie einfach kreative Bastelnachmittage bei Kaffee und Kuchen – all das hat die 50-Jährige auch für das kommende Jahr schon wieder im HadeBe organisiert und geplant. Das kostet natürlich viel Zeit, pro Woche geschätzt 20 Stunden. „Irgendwas ist immer“, sagt Simone Dreesen, die in Vollzeit bei der Stadt Dortmund arbeitet. „Das Zuhause sieht uns nicht so viel.“ Denn sie ist in ihrem Ehrenamt nur selten allein. Auch ihre Tochter ist mit dabei und ihren Mann lernte sie sogar gleich im Ehrenamt kennen. „Ohne die Familie geht es nicht“, sagt Simone Dreesen. Damit meint sie nicht, dass jeder Ehrenamtler wie sie einen anderen heiraten müsse, doch es braucht viel Verständnis.

Seit 1991 hilft Simone Dreesen inzwischen ehrenamtlich anderen Menschen, zunächst vor allem Kindern, inzwischen besonders Senioren. Durch Freunde sei sie so ins Ehrenamt „reingerutscht“ und dann „mitgewachsen“. Dass sie Hernerin damals in der Nachbarstadt landete, sei reiner Zufall gewesen. Heute sagt sie aber: „Castrop-Rauxel ist etwas Besonderes. Hier ist es kleiner und gemütlicher.“
Senioren blühen wieder auf
Vor allem die Menschen wuchsen Simone Dreesen schnell ans Herz. „Wir haben hier eine süße Truppe“, sagt sie. Laut ihrer eigenen kleinen Statistik seien inzwischen 800 verschiedene Menschen zu den unterschiedlichen Angeboten der Initiative Familie und Senioren des Kleingärtner-Bezirksverbandes gekommen – viele davon immer wieder.
Beim Spielenachmittag an diesem Tag gib es statt des üblichen Kuchens ausnahmsweise weihnachtliches Gebäck. Simone Dreesen ist wie eigentlich immer schon eine Stunde eher da und bereitet alles vor. Als die ersten Seniorinnen über die kleine Rampe ins HadeBe kommen, gibt es herzliche Umarmungen. „Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis und jeder ist herzlich willkommen“, sagt die Ehrenamtlerin: „Wir sind auf der Lange Straße genau richtig.“ Der Bus halte direkt vor der Tür und das HadeBe sei das beste Beispiel gegen den teils schlechten Ruf des Stadtteils.
Besonders schön sei es, wenn Senioren bei den Nachmittagen im HadeBe wieder aufblühen. „Denn gerade für Alleinstehende ist die Überwindung beim Ersten Mal oft groß“, sagt Simone Dreesen und zeichnet mit der Hand auf dem Tisch den Zeitverlauf nach. „Ich weiß, über wen du sprichst“, sagt ihr Mann Bernd vom Nachbartisch. Andersherum bleibe es in der Arbeit mit Senioren natürlich auch nicht aus, dass regelmäßige Gäste plötzlich nicht mehr kommen. „Da knacken wir dran, da bin ich ehrlich“, sagt Simone Dreesen. Zum Glück ist sie auch dann nicht alleine.
Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?
- Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
- Bürger haben für Februar 2025 gut ein Dutzend Vorschläge eingereicht. Wir stellen neben Marc Frese alle anderen Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
- Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
- Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.
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