Auf Schwerin flogen am Freitagnachmittag (10.1.) die Sägespäne: Zum ersten Mal überhaupt wurde auf dem Neuroder Platz „Knut“ gefeiert, oder besser die Schweriner Variante davon. Es flogen zwar keine Bäume aus dem Fenster oder vom Balkon, aber gemeinsam wurde der knapp vier Meter hohe Weihnachtsbaum, der die vergangenen Wochen hier im Zentrum von Schwerin stand, zuerst abgeschmückt und dann in seine Einzelteile zerlegt.

Rund zwanzig Menschen kamen zusammen, um den möglicherweise neuen Brauch zu begehen. „Mal schauen, ob sich daraus eine Tradition entwickelt“, sagte Mitorganisator Jürgen Wischnewski vom Stadtteilverein „Wir auf Schwerin“ zu Beginn. Mit einer Motorsäge machte sich Achim Winkler zunächst daran, die Äste des Baumes rundherum abzutrennen. Erst danach wurde der Weihnachtsbaum gefällt und kippte unter kleinem Jubel um. Dann wurde der Baum weiter „geschlachtet“.
Beliebte Baumscheiben
Während das Tannengrün größtenteils an der Straße landete und am Samstag bei der stadtweiten Sammelaktion mitgenommen wird, waren die Baumscheiben schon beliebter und gingen alle weg. „Ich finde die Idee super“, hieß es von einem Ehepaar, das aus Dingen nach Schwerin kam. Sie wollten aus den Baumscheiben eine Garderobe basteln. Die Schweriner Brüder Matteo (10) und Fabio (7) freuen ist hingegen schon darauf, die Baumscheiben zu Hause anzumalen.

Organisiert wurde die Aktion von „Wir auf Schwerin“, denn in den Vorjahren mussten Jürgen Wischnewski und seine Vorstandkollegen den Baum alleine abschmücken. Aus der Notwendigkeit machten sie nun einen Brauch. Ob die Aktion auch mit wenigen Gästen ein Erfolg war? Für den Verein auf jeden Fall. Jede Tradition starte mal klein – und schon wird anschließend drinnen im gemütlichen Café Zuhause schon bei wärmendem Kaffee und Suppe über die nächste Auflage im kommenden Jahr fantasiert: einen kleinen Waffelstand könnte es geben oder eine Station, bei der in die Baumscheiben direkt etwas eingebrannt werde.
Falls sich „Knut“ auf Schwerin tatsächlich etablieren sollte, können gut 20 Menschen von sich behaupten, bei der Premiere dabei gewesen zu sein, wird gewitzelt. Der Termin Anfang Januar sei auch passend: Hier ist der Terminkalender nicht so voll und das Wetter winterlicher als so oft an Weihnachten. Einen kleinen Seitenhieb kann sich Jürgen Wischnewski allerdings nicht verkneifen: „Einige Schweriner haben Knut etwas missverstanden und haben ihre Bäume hier abgelegt.“ Auch die hat der Verein aber mit dem Tannengrün an die Straße gebracht.