Rajko Kravanja und Frank Schwabe im Video-Chat: 55 Minuten lang unterhielten sie sich über Corona und die Folgen - und über eine Frage, die Kravanja trotz quasi 48-stündiger Recherche nicht klären konnte.

© Tobias Weckenbrock

Schwabe und Kravanja: 55 Minuten sticheln, quasseln, Infos und Klartext

rnPolitiker-Talk

Die Corona-Krise ist auch die Zeit neuer Gesprächsformate. Kürzlich unterhielten sich ein Bundestagsabgeordneter und ein Bürgermeister miteinander. Öffentlich, im Livestream. Worüber?

Castrop-Rauxel

, 26.04.2020, 09:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Treffen sich zwei Castrop-Rauxeler. Sagt der eine: „Ist das ein Doppelkinn?“ Sagt der andere: „Gut, dass wir diesen engen Draht zueinander haben.“ Frank Schwabe, Bundestagsabgeordneter aus Castrop-Rauxel, und Rajko Kravanja, Bürgermeister derselben Stadt, haben sich kürzlich unterhalten. Mal gestichelt, mal gequasselt, mal redeten sie Klartext.

Woher wir das wissen? Weil sie es öffentlich taten - auf Facebook, in einem Livestream, der eine in seinem Berliner Abgeordneten-Büro, der andere auf seinem Balkon an der Wittener Straße in Castrop mit Blick auf den Erin-Turm. Bürgermeister und SPD-Parteigenosse aus der großen Politik im öffentlichen Pläuschchen: Die Corona-Krise ist auch die Zeit ganz neuer Gesprächsformate. Und das kann unterhaltsam sein.

Kravanja kennt sich aus

Für Mittwochabend um 19 Uhr hatte Frank Schwabe das Gespräch, es war wohl seine Idee, angesetzt - und das auf seiner Facebookseite den ganzen Tag über schon angekündigt. Der auf der anderen Seite der Leitung, Rajko Kravanja, hatte Schwabe dafür technisch den Weg bereitet. Denn Kravanja kennt sich besonders gut aus mit dem Videokonferenz-Programm Zoom.

Seit Wochen ist Zoom eines seiner zentralen Arbeitsmittel geworden. Und der gelernte IT-Fachmann ist auch in der Lage, an den Rechnern anderer Leute den Weg dafür zu ebnen, dass sie zu einer Zoom-Konferenz, die live auf Facebook ausgestrahlt wird, einladen können. Wenngleich der Kollege Schwabe ihm dafür offenbar mal kurz sein Facebook-Passwort verraten hatte, wie sich im Gespräch der beiden herauskristallisierte.

Zum Gespräch selbst: Sie wollten sich zum Plaudern treffen über das Leben in der Corona-Krise in Castrop-Rauxel und Berlin. Über das Leben eines Bürgermeisters, den Star in vielen Kinderbüchern, und das eines Bundestagsabgeordneten, der in Kinderbüchern nie vorkommt, und das eines Europarats-Parlamentariers, dessen Betätigungsfeld und Organisation kaum einer kennt. Es fühlt sich an, als säße man neben ihnen an der Theke in der Stammkneipe.

Die Themen der Quassel-Stunde

Sie sticheln anfangs etwas, im Spaß. Sie tauschen sich auch ernsthaft aus und besprechen Corona-Sorgen im Bund und vor Ort. Sie kommen ins Quatschen über die Cottenburgschule, die geschlossenen Kitas, die lobenswerte Disziplin der Castrop-Rauxeler, den wiederzubelebenden Rennverein, eine Maskenspende aus der Partnerstadt Zonguldac. Über Kommunalschulden und Auswege - und über Zuschauerfragen.

Die 55 Minuten sind kurzweilig. Sie bringen einem die beiden Menschen näher, die nicht immer als dickste Freunde galten, und ein paar harte Corona-Infos herüber. Sie offenbaren auch: Frank Schwabe würde es gern wieder tun. Vielleicht lädt er Kravanja in ein paar Wochen noch mal zum öffentlichen Quasseln ein.

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