Die Gesamtschulen mussten viele Kinder ablehnen. Das sorgte für große Verstimmungen in der Elternschaft. Anders war bei den Gymnasien: Auch hier gab es Abweisungen, aber am Ende ein besseres Ergebnis für betroffene Familien. Bei den Anmeldungen schnitt das EBG doppelt so stark ab wie das ASG. Die Gymnasien fanden Lösungen. Bei der Ursachenforschung sind sie sich aber nicht einig.
Das ASG wird mit 113 Schülerinnen und Schülern in vier 5. Klassen im Sommer starten. Das EBG bildet fünf Eingangsklassen mit 145 Schülern. Alle Klassen haben also 28 bis 29 Schüler. Die anderen Kinder der Stadt gehen zur NGI (135), zur FNR (116) oder zur WBG (109). 38 weitere besuchen 5. Klassen in Schulen außerhalb von Castrop-Rauxel. Ebenso viele unter den 656 versorgten Schülern kommen von außerhalb.
Diese Zahlen sind das Ergebnis von Absprachen unter Schulen und Stadtverwaltung. Denn die Anmeldezahlen, also der Schüler-Wunsch, weicht von diesem Ergebnis ab. Bekannt ist, dass allein die Neue Gesamtschule Ickern fast 50 Schüler ablehnte, die auch gern dort angefangen wären. Es gibt Widersprüche. Einige Eltern kündigten an, anwaltliche Hilfe zu nehmen.
Auch am EBG gab es aber mehr Anmeldungen als Plätze. Nur war der Protest dort nicht so laut. Denn: Alle, die ans Gymnasium wollten, können an ein Gymnasium gehen. Und das Ernst-Barlach-Gymnasium und das Adalbert-Stifter-Gymnasium liegen nur 1,7 Kilometer auseinander. Bei den Gesamtschulen war das anders: Auch die Willy-Brandt-Gesamtschule lehnte Schüler ab. Castrop-Rauxel kann also nicht alle, die zur Gesamtschule wollten, versorgen. Unter den Gymnasien half ein Gespräch der Schulleiter Dr. Friedrich Mayer und Joachim Höck.
Zum EBG wollten 178 Schülerinnen und Schüler, zum ASG 89. „Ich habe mich mit Herrn Höck kollegial darüber verständigt, dass ich gegenüber den Eltern der von uns abgelehnten Schülern die Empfehlung ausspreche, sich beim ASG anzumelden“, so Mayer gegenüber unserer Redaktion.
Das hätten die meisten Eltern dann so gemacht, berichtet Joachim Höck auf Anfrage unserer Redaktion. Von 33 Abgelehnten kamen 24 zum ASG. Dabei habe er die Betroffenen befragt, warum sie sich fürs EBG entschieden hätten. Die Antwort sei gewesen: wegen des Ganztags. Die meisten dachten, „bei uns sei um halb zwei Schluss. Als wir beim Elternabend und Infotag gemerkt haben, dass es kein Riesen-Ansturm wird, waren wir erst frustriert. Aber es ist offensichtlich keine Frage unserer Arbeit, es ist eine System-Wahl.“
Höck: „Eltern entscheiden sich für ein System“
Er erkenne im Anmeldeverhalten der Schüler seit Jahren einen klaren Trend zum Ganztag. 500 von rund 700 Grundschülern hätten sich an Gesamtschulen und EBG angemeldet. „Aus meiner Sicht entscheiden sich die Eltern für das System Ganztag oder Halbtag. Die Beobachtung machen wir im vierten Jahr in Folge“, meint Höck.
„Wir haben viel überlegt, was das mit unserer Schule zu tun hat. Wir haben viel dafür getan, unsere Übermittagsbetreuung zu verbessern“, erklärt der Schulleiter. Das EBG ist als „gebundene Ganztagsschule“ bekannt. In Grundschulen sind Eltern in der Regel die „Offene Ganztagsschule“ gewohnt. Dort sind ihre Kinder bis 15 oder 16 Uhr untergebracht.
Am ASG gibt es aber auch Ganztag: „Flexibler Nachmittag“ heißt das Programm. „Wir dachten immer, es würde reichen, wenn wir den Eltern, die sich unsere Schule anschauen, das beim Infotag erzählen. Aber es ist anders: Wir müssen es im Herbst deutlich herausstellen und besser verkaufen.“
Geeignete Oberstufenschüler übernehmen Teile der Betreuung der jüngeren Schüler von 13.30 bis etwa 15.30 Uhr. Sie bekommen eine Aufwandsentschädigung (Mindestlohn-Niveau) dafür. Mittagessen gibt es von 13.30 bis 14 Uhr, anschließend eine Stunde Hausaufgabenbetreuung, in die auch Lehrkräfte eingebunden sind. Dazu gibt es noch eine Vielfalt an verschiedenen AGs. Das ganze Übermittag-Programm ist bis auf das Essen für Eltern kostenfrei.
Mayer: „Unbestreitbarer Erfolg“
Dass die Eltern ihre Kinder am EBG nur wegen des Ganztags anmelden, hält Friedrich Mayer für eine falsche Deutung. Er verweist auf einen „unbestreitbaren Erfolg seiner Schule“ in den vergangenen Jahren. „Diese Sicht kann er gerne haben“, sagt Höck. Es sei in Castrop-Rauxel nicht anders als in anderen Städten. „Auch da gibt es konkurrierende Gymnasien, das kriegt man nie aus dem Kopf der Leute raus“, meint der ASG-Chef. „Die 90 Kinder, die sich direkt bei uns angemeldet haben, haben das getan, weil sie von unserer Schule überzeugt sind.“ Die anderen werde man auch überzeugen.