Wenn das Jahr 2022 zu Ende geht, dann endet auch eine Ära in Ickern: Dr. Holger Knapp (60) beendet nach 33 Jahren seine Zugehörigkeit zur Gemeinschaftspraxis am Ickerner Marktplatz. Der gebürtige Ickerner, der als Kind zur Marktschule ging und beruflich 50 Meter weiter landete, will ab März 2023 nur noch in Teilzeit arbeiten.
Die Entscheidung, erklärte der Allgemeinmediziner im Gespräch mit unserer Redaktion, habe er „schon vor vielen Jahren getroffen, weil ich relativ jung in die Praxis eingestiegen bin. Ich wollte immer mit 60 Jahren aufhören“, sagte Knapp.
Er habe viele Menschen erlebt, die viele Lebensziele auf ihr Rentenalter verschoben hätten und es dann aber nie erlebten. „Ich möchte gerne zu einem Zeitpunkt meine berufliche Tätigkeit einschränken, in der ich noch körperlich fit bin.“
Knapp sagt, er sei ein großer Outdoor-Fan: Wandern, Radfahren und Reisen in ferne Länder zählen dazu. Er plant eine Reise nach Neuseeland. „Ich weiß, dass die körperliche Uhr tickt, all das noch tun zu können“, so Knapp. „Und da noch einige Dinge auf meiner Bucket-List stehen, möchte ich frühzeitig genug aufhören, um das noch alles umsetzen zu können.“

Sein letzter Arbeitstag ist der 22.12.2022. Danach übernehme sein Nachfolger seinen Platz in der Praxis: Christoph Kölker wird Teilhaber. „Er ist seit vier Jahren hier tätig und wie ich Facharzt für Allgemeinmedizin“, sagte Knapp nun. Vielen Patienten ist sein Kollege schon bekannt.
„Ich wünsche ihm, dass er mit dem gleichen Vertrauen der Patienten konfrontiert ist wie ich es über die vielen Jahre war. Und den Patienten wünsche ich, dass dieses Vertrauen in der Praxis weiter eingelöst wird. Davon bin ich aber auch sehr überzeugt. Für eine gute Nachfolge ist gesorgt, kein Patient muss Sorge haben, dass medizinische Lücken entstehen“, meint Holger Knapp.
Das plant Holger Knapp jetzt
Er selbst freue sich auf eine längere Pause: um ein bisschen zur Ruhe zu kommen und einen gewissen Schlussstrich mit der Praxis zu ziehen. „Ich werde allerdings nicht in den Ruhestand gehen. Ich möchte noch weitermachen, auf welche Art und Weise auch immer“, so Knapp. Er sei da auch für Anregungen offen, zum Beispiel, wenn er irgendwo als Impfarzt gebraucht werde.
Auch im ehrenamtlichen Bereich könnte er sich gut Tätigkeiten vorstellen. So wie die bei „Mein Ickern“ zum Beispiel, wo er schon seine Bereitschaft erklärte, im Arbeitskreis für Gesundheitsthemen mitzuwirken.
Zudem wird er ab März in einer großen Kranken- und Rentenversicherung eine gutachterliche Funktion in Teilzeit übernehmen. „Dann lasse ich ein wenig die medizinische Verantwortlichkeit hinter mir, das ist eine körperliche und psychische Entlastung“, so Knapp, der sich auf ein anderes, ein ruhigeres Arbeitsfeld freut.
Lehrmeister Franz-Josef Jasper
Im Mai 1989 fing Knapp offiziell in der Praxis am Ickerner Markt an. Zwei Jahre vorher schon, im Alter von 25 Jahren, half er in seiner Freizeit neben der Arbeit in der Klinik dort aus. 1990 stieg er dann auch geschäftlich in die Praxis ein.
Franz-Josef Jasper bezeichnet er als seinen Lehrmeister, von ihm habe er sich in jungen Jahren viel abgeschaut. Heute ist er Kollege und Geschäftspartner von dessen Sohn Matthias. Der Senior starb vor genau einem Jahr am 10. November 2021 im Alter von 81 Jahren.
Knapp schätzte stets seinen „Heimvorteil“ in Ickern: „Man kennt die Menschen, man weiß mit ihnen umzugehen. Viele der älteren Patienten anfangs kannten mich noch als Kind, was der Berufssituation damals nicht immer so gut tat...“ Auch wenn er die Menschen nicht mehr medizinisch behandelt: Ickern wird er in jedem Fall erhalten bleiben.
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