
© ARD / Screenshot: Weckenbrock
Schlösser zu Armin Laschets Antwort: „Habe mit nichts anderem gerechnet“
ARD-Wahlarena
Erst machte Jörg Schlösser sympathisch Werbung für Castrop-Rauxel. Dann stellte er dem CDU-Kanzlerkandidaten in der ARD-Wahlarena eine brisante Frage. Die Antwort von Laschet war schräg.
Mittwochabend, Prime-Time im Fernsehen. Ein paar Dutzend Gäste sitzen in der ARD-Wahlarena in einer Lübecker Halle. In der Mitte steht Armin Laschet, umgeben von zwei Moderatoren: Der CDU-Kanzlerkandidat beantwortet Fragen der Bürger.
Zwischen den Reihen sind auch Monitore aufgebaut, auf denen weitere Gäste der Veranstaltung digital beiwohnen. Auf einem der Fernsehschirme ist die ganze Zeit Jörg Schlösser zu sehen. Der bekannte Entertainer, Orga-Chef von „Deutschlands größter Aids-Gala“ (O-Ton Schlösser) in der Castrop-Rauxeler Europahalle, darf dem Kanzlerkandidaten auch eine Frage stellen, ist aber aus dem WDR-Studio in Dortmund zugeschaltet und nicht selbst live vor Ort.
Nach 43 Minuten kommt Schlösser an die Reihe: „Guten Abend, meine Name ist Jörg Schlösser“, sagt er, als er dran ist, „ich komme aus der wunderschönen Stadt Castrop-Rauxel in Nordrhein-Westfalen, bin unter anderem als Veranstalter der größten Aids-Gala in Deutschland aktiv und mir brennt eine ganz dringende Frage unter den Nägeln.“
„Karsten könnte mit seinem Blut Leben retten“
Er lebe in einer gleichgeschlechtlichen Ehe mit seinem Ehemann Karsten und habe Blutplasma spenden wollen. „Das wurde mir als Homosexuellem aber untersagt“, so Schlösser. Sein Mann Karsten habe eine seltene Blutgruppe und „könnte mit seinem Blut Leben retten, doch es ist hier in Deutschland nicht gestattet, als Homosexueller Blut und Blutplasma zu spenden“. Und direkt an Laschet gerichtet: „Ich möchte von Ihnen wissen: Wann wird es geändert? Werden Sie es ändern? Denn so kann es nicht weitergehen.“

Jörg Schlösser aus Castrop-Rauxel stellte Armin Laschet vor einen Millionenpublikum in der ARD eine brisante Frage zum Thema Blutspende von Homosexuellen. © ARD / Screenshot: Weckenbrock
„Ich verstehe das Anliegen“, antwortet ihm Laschet, es liege auf der Hand, dass Menschen, die in der Gesellschaft helfen wollen, sich wundern, warum das nicht erlaubt ist. „Die Gründe, die vor 20 Jahren erdacht worden sind, sagen sehr, sehr viele, seien nicht mehr akzeptabel. Ich kann das medizinisch nicht beurteilen“, so Laschet weiter, „aber ich weiß, dass unser Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn sehr viel dafür tut, dass jegliche Form von Diskriminierung und anderem gerade bei gleichgeschlechtlichen Paaren abgebaut wird.“
Laschet verspricht: Spreche mit Spahn
Das tue er „sehr mutig, sehr früh, auch an seinem persönlichen Beispiel“, erklärt Laschet weiter. Der gebürtige Ahauser Jens Spahn, Parteikollege von Laschet, ist selbst mit einem Mann verheiratet. „Ich kann die Antwort nicht aus dem Ärmel schütteln, aber kann versprechen, dass ich sehr bald mit ihm über dieses Anliegen rede. Denn er ist aus meiner Sicht der Glaubwürdigste, der sagen kann, welche Gründe es dafür und dagegen gibt, die ich als medizinischer Laie vielleicht nicht kenne.“ Diskriminierung darüber dürfe es nicht gebe. „Logisch erscheint mir diese Regelung aber auf den ersten Blick nicht“, so Laschet abschließend.
Damit ist dieses Thema in der Sendung abgehakt, wenngleich Jörg Schlösser am Donnerstag gegenüber unserer Redaktion sagte, er hätte gern nachgehakt. Denn: „Ich hab mit nichts anderem gerechnet, als dass Herr Laschet nicht Bescheid weiß und dass er sagt, der Gesundheitsminister sei hier zuständig.“
Diese Auffassung nämlich teilt er nicht: „Laschet meinte ja, dass das aus medizinischer Sicht so geregelt sei. Aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass es immer heißt, Homosexuelle hätten verschiedene sexuelle Partner und heterosexuelle Menschen nicht. So wird es in unserer Floskelgesellschaft ja bis heute besprochen“, so Jörg Schlösser.
Ton-Regie stellte Schlösser schon das Mikro ab
Doch aus Lübeck habe man ihm da im WDR-Landesstudio Dortmund schon den Ton abgedreht, sodass er keine Chance zur Replik gehabt habe. Dennoch sagt Schlösser: „Ansonsten war es ganz interessant. Die Frage überhaupt zu stellen, war für die bunte Welt sicherlich wichtig, denke ich.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
