
© Ronny von Wangenheim
Restaurant Wetterkamp im Check: Wild und Fisch schmecken auch zu Hause
Abhol-/Lieferdienst-Test
Noch können Restaurants in Castrop-Rauxel ihre Gäste nicht in ihren Räumen bewirten. Deshalb setzen viele auf einen Abhol- oder Lieferdienst. Wir haben das Restaurant Wetterkamp getestet.
Das Restaurant Wetterkamp gibt es seit 1957. Damals war es noch eine Bauernschänke. Vielleicht ist es die schwerste Zeit für den Familienbetrieb, den inzwischen Christa Eickenscheidt in dritter Generation führt. Normalerweise feiern hier Familien oder Vereine ihre großen Feste. Jetzt ist es ruhig, der Parkplatz leer, die Fenster dunkel, die äußere Erscheinung eher trist. Doch gekocht wird weiter. Wir haben es getestet.
Bis nicht nur die Außengastronomie öffnen darf, wird es noch eine Weile dauern. Christa Eickenscheidt wird, wenn es wieder erlaubt ist, auch wieder auf der Terrasse servieren. Noch aber öffnet sie nur ein großes Fenster ihrer Küche.
Die Bestellung
Auf der Homepage wetterkamp-restaurant.de führt ein Link zur Maikarte. Zu den Feiertagen wie Pfingsten gibt es eine Auswahlkarte. Bestellen kann man täglich telefonisch oder auch per Whatsapp, (02367) 8583. Gekocht wird allerdings nur von Donnerstag bis Sonntag. Abgeholt werden kann das Essen an der Hagenstraße 50 von Donnerstag bis Samstag von 15 bis 20 Uhr, am Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr und 17 bis 19 Uhr.

Das Essen zum Mitnehmen wird aus dem Fenster gereicht. © Ronny von Wangenheim
Wir haben nachmittags angerufen und zwei Stunden später abgeholt. Kurz gilt es sich zu orientieren. Die Eingangstüren sind geschlossen. Doch am großen Fenster ist eine Klingel. Hier öffnet Christa Eickenscheidt einen Spalt, dahinter lässt sich die Küche vermuten. In Tüten reicht sie alles heraus.

Christa Eickenscheidt bietet in ihrem Restaurant Wetterkamp in der Corona-Pandemie Speisen zum Abholen. © Robert Rieger
Die Speisekarte
Die Mai-Karte hält eine große Auswahl bereit. Symbole weisen darauf hin, dass hier auch Vegetarier wählen können. Vorspeisen, Hauptspeisen, hier findet sich vieles, aber leider nur ein Dessert. Donnerstags ist Burgertag, Freitag und Samstag sind Schnitzeltage. Bei einigen Gerichten weist nur die Aufzählung der Zutaten auf die Zubereitung hin. Das macht neugierig.
Die Verpackung
Wir haben zwei Vorspeisen, zwei Hauptgerichte und zweimal das Dessert bestellt. In drei dünnen Plastiktüten stecken die Hauptspeisen in Styroporbehältern, die Vorspeisen haben einen Plastikdeckel, das Dessert ist komplett in Plastik verpackt. Baguette-Scheiben gibt es in Alufolie dazu. Obwohl alles waagerecht im Auto transportiert wurde, ist doch bei zwei Gerichten etwas von der Sauce ausgelaufen. Da helfen die Plastiktüten dann doch gut.

Ohne Plastik geht es nicht: In den Behältnissen stecken zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zweimal Dessert. © Ronny von Wangenheim
Das Essen
Die Hauptspeisen kommen erstmal zu den vorgewärmten Tellern bei niedriger Temperatur in den Backofen. Weil Restaurant-Essen in Corona-Zeiten etwas Besonderes ist, packen wir alles auf Teller um und versuchen, alles möglichst schön zu drapieren. Das sind die beiden Vorspeisen auch wert. Und nebenbei: Abseits der Restaurantumgebung kann man auch nach Herzenslaune die Teller tauschen.
Entschieden haben wir uns für eine der ausgewiesenen Empfehlungen, überschrieben mit Rucola, Avocado, Mango (11,90 Euro). Unter einem angenehm scharfen Mango-Kokos-Dressing stecken außerdem noch Rucola, Blattsalat, Frühlingszwiebeln, Gurke, Mozzarella und Croutons. Das alles harmoniert sehr gut. Dass die Croutons nicht mehr so knackig sind, wie sie vor Ort im Restaurant sein könnten, sei nur am Rande erwähnt.

Die Vorspeisen: links eine Kreation aus unter anderem Rucola, Avocado und Mango mit einem Mango-Kokos-Dressing, rechts Rote Beete mit Ziegenkäse © Ronny von Wangenheim
Bei der zweiten Vorspeise (8,90 Euro) könnte man sich fragen, ob man das Dressing, beziehungsweise die Rote Bete nicht besser extra serviert hätte. Denn der Rucola hat in der roten Flüssigkeit doch während des Transports stark an optischer Schönheit eingebüßt. Geschmacklich allerdings ist diese Kombination ausgesprochen lecker. Kleine Rote-Bete-Stücke, Ziegenkäse, Rucola, Walnüsse und gebackene Kapernäpfel ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Konsistenzen ausgesprochen gut. Diese Kombination werde ich mir definitiv merken.
Die Hauptspeisen
Vor allem der Avocado-Mango-Salat war sehr üppig. Das gilt auch für die beiden Hauptspeisen, sodass wir erst mal nicht den ganzen Inhalt der Styroporschachteln auf die Teller löffeln. Es ist übrigens alles warm geblieben. Passend zum Essen füllen wir Wein in die Gläser. Zu schade, dass die Speisen so unterschiedlich sind ... Nein im Ernst, wir öffnen gerne zwei Flaschen. Eine Cuvée aus Chardonnay und Weißburgunder aus Südtirol passt perfekt zum Fisch, ein Spätburgunder zum Wild.

Das Restaurant Wetterkamp sieht in Coronazeiten natürlich etwas triste aus. Das Essen gibt es am Fenster rechts. © Ronny von Wangenheim
Dreierlei Fisch (18,90 Euro) – das sind Lachssteak, Garnelen und Zanderfilet. Der Lachs hätte weniger lang in der Pfanne sein sollen. Ansonsten stimmt alles. Der Spitzkohl ist noch knackig. Die Sauce wurde mit Weißwein verfeinert, die kleinen Kartoffeln in der Schale waren mit Rosmarin im Ofen. Spaß machen auch die Feinheiten, wie zum Beispiel der schwarze Pfeffer, der grob über das Gericht gemahlen wurde.

Die Hauptspeise: Hirschbraten mit Waldpilzen. Zur Portion gehörte noch ein dritter Knödel und mehr Bohnen und Burgundersauce. © Ronny von Wangenheim
Wir haben uns gefreut, Wild auf der Karte zu finden. Das gibt es nicht so häufig. Dabei ist Fleisch von Reh, Hirsch oder Wildschwein mager, sehr eiweißreich und stammt normalerweise von Tieren, die in ihrer natürlichen Umgebung aufgewachsen sind. So liegt auch das Augenmerk beim Hirschbraten (18.90 Euro) ganz auf dem Fleisch und den passenden Waldpilzen.
Die Kartoffelklöße und Böhnchen mit Speck passen gut, auch wenn ich persönlich lieber Semmelknödel mag und an Kartoffelklößen oft die gummiartige Konsistenz kritisiere. Das ist hier alles in Ordnung. Aber der Hit sind der Braten, die verschiedenen Waldpilze und vor allem die Burgundersauce. Sie ist sämig und dickflüssig und sehr kraftvoll und intensiv. Man schmeckt den Rotwein, der verkocht wurde, und die passenden Gewürze wie Wacholder. Lecker.

Zur Nachspeise: Erdbeer-Marcarpone-Creme © Ronny von Wangenheim
Wie gut, dass der Mensch einen Extramagen für Nachtisch hat. So passt nach einer kurzen Pause auch noch die Erdbeer-Mascarpone-Creme (3,90 Euro). Auf einem Erdbeerspiegel und frischen Erdbeeren liegt die Creme, garniert mit Pistazienstücken, das alles ist überraschend leicht. Allerdings teilen wir uns eine Portion und heben uns die zweite Portion, genauso wie kleine Reste vom Hauptgang, für den nächsten Tag auf.
Fazit
Für knapp 70 Euro bekamen wir Essen, das mehr als reichlich war und uns gut geschmeckt hat. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat absolut gestimmt. Ein wenig hat uns unser Drei-Gang-Menü das Gefühl von einem Restaurantbesuch vermittelt, auf den wir uns bald wieder freuen wollen.
Netzstimmen
Bei Tripadvisor bekommt das Restaurant Wetterkamp 4 von 5 Punkten. Es gibt allerdings bisher nur 9 Bewertungen, fünf davon sagen „ausgezeichnet“. „Endlich ein Restaurant, das den Spagat zwischen Gutbürgerlich, Burger und Schnitzeltag hinbekommt“, so ein Kommentar. Bei Facebook gibt es 4,7 von 5 Punkten und bei Google 4,4 von 5.