Wetterkamp hat sich von der Dorfkneipe zum Restaurant gemausert

© Uschi Bläss

Wetterkamp hat sich von der Dorfkneipe zum Restaurant gemausert

rnRestaurant-Check

Vor sechs Jahren hat Christa Eickenscheidt die Dorfschänke Wetterkamp übernommen. Was eins als Gourmet-Tempel gedacht war, ist heute Anlaufstelle für Fans von gutbürgerlicher Küche.

Henrichenburg

, 05.02.2019, 17:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Unser Restaurant-Check führte uns dieses Mal wieder nach Henrichenburg. An der Hagenstraße befindet sich seit 1957 die Bauernschänke Wetterkamp. Der Familienbetrieb wird seit 2013 in der dritten Generation von Christa Eickenscheidt geführt. Die 30-jährige Enkelin des Landwirts Heinrich Wetterkamp hatte zu Beginn keinen einfachen Start. Doch in sechs Jahren hat sie es geschafft, einen Restaurantbetrieb mit gutbürgerlicher Küche aufzubauen. „Das ist es, was meine Gäste hier erwarten“, musste die frischgebackene Chefin damals feststellen.

Das Restaurant Wetterkamp präsentiert sich im rustikalen und bürgerlichen Stil.

Das Restaurant Wetterkamp präsentiert sich im rustikalen und bürgerlichen Stil. © Uschi Bläss

Als sie mit gerade mal 24 Jahren den Betrieb von ihren Eltern übernahm, schwebte der gelernten Hotelfachfrau ein Gourmet-Tempel mit gehobener Küche vor. „Ich hatte zwei Molekularköche eingestellt, die meine Kundschaft verwöhnen sollten“, sagt sie. Die Stammkundschaft war jedoch eine solide Speisekarte zu kleinen Preisen gewohnt. Das neue Konzept kam einfach nicht an.

Chefin Christina Eickenscheidt führt das Restaurant Wetterkamp seit sechs Jahren.

Chefin Christina Eickenscheidt führt das Restaurant Wetterkamp seit sechs Jahren. © Uschi Bläss

Wer heute den Gastraum betritt, fühlt sich wohl. Die Tische sind einladend und freundlich gedeckt. Dezente Farbakzente geben der gestärkten Tischwäsche einen aufgeräumten und sauberen Touch. Für den Restaurant-Check wählten wir einen Freitag aus - Freitag bedeutet bei Wetterkamp Schnitzeltag.

Kurze Zeit nachdem wir an einem freien Tisch Platz genommen hatten, erschien eine freundliche Kellnerin und fragte nach unseren Getränkewünschen. Gleich anschließend erhielten wir neben den Getränken als Willkommensgruß hausgemachten Bauernstuten mit ebenso hausgemachter Kräuterbutter. Die leckeren Häppchen wurden auf einem Schieferbrettchen stilvoll serviert.

Das Essen

Beim Blick in die Speisekarte entschied sich meine Begleitung für flambierten Schafskäse an Salatbouquet mit Walnüssen und Himbeerdressing als Vorspeise. Was so verführerisch klang, entpuppte sich auch als echter Hingucker. Und noch besser: Was so super aussah, schmeckte auch richtig lecker. Das warme Dressing passte wunderbar zum Käse und dem knackigen Salat. Ein Zugeständnis an die feine Küche.

Der flambierte Schafskäse war nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss, er sah auch optisch sehr ansprechend aus.

Der flambierte Schafskäse war nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss, er sah auch optisch sehr ansprechend aus. © Uschi Bläss

Ich wählte das Brokkoli-Schaumsüppchen, in der Hoffnung, nicht schon von der Suppe so satt zu werden, dass für den Hauptgang kein Platz mehr bleibt. Meine Erwartung wurde voll erfüllt. Die wohlschmeckende und leichte Suppe zierte ein lockeres weißes Schaumkrönchen. Konsistenz und Farbe erinnerten an Seifenschaum. Der Geschmack ließ Rosmarin erahnen. Des Rätsels Lösung lieferte die Chefin. „Es handelt sich um Rosmarinschaum, der mit Mitteln aus der Molekularküche erzeugt wird“, klärte sie auf. Also auch ein stilvoller Hinweis auf frühere Ambitionen.

Das Brokkolischaumsüppchen mit Rosmarinschaum gab es zur Vorspeise.

Das Brokkolischaumsüppchen mit Rosmarinschaum gab es zur Vorspeise. © Uschi Bläss

Ganz anderes die Auswahl bei dem Hauptgericht. Neben zahlreichen Wildgerichten („mein Vater ist Jäger“, so Eickenscheidt) finden sich viele Schnitzelvariationen auf der Karte. Beim Blick in die nahezu vollständig ausgebuchte Gaststätte stellten wir fest, dass sich fast alle Gäste für ein Schnitzelgericht entschieden hatten. Auch ich wählte die Variante „All you can eat“.

Zur Auswahl standen Schnitzel Wiener Art, Jägerschnitzel, Paprikaschnitzel, Schnitzel Hawaii, Schnitzel mit Sambalsoße (ein Dip aus Sauercreme und Mayonnaise) oder Schnitzel mit Mozzarella. Dazu wurde eine Beilage aus Pommes und Salat gereicht. Eine gute Wahl für Menschen mit großem Appetit. Ich hingegen ließ mir lediglich das Schnitzel Wiener Art bringen. Außerdem bat ich um die Gabe aller verfügbaren Soßen. Das Schnitzel war angenehm dünn und kross gebraten. Durch die Beilagen wurde das Gericht gut abgerundet. Die Soßen stammten alle aus eigener Herstellung, wie die Chefin beteuerte, jedoch waren sie für meinen Geschmack ein bisschen zu dickflüssig.

Schnitzel Wiener Art aus der "All you can eat-Karte".

Schnitzel Wiener Art aus der "All you can eat-Karte". © Uschi Bläss

Meine Begleitung wählte das Schnitzelkrüstchen, ein Schnitzel mit einem Spiegelei überbacken. Auch hier wurde solide und ehrliche Handwerkskunst geboten. Das Schnitzel war dicker als bei der „All-you-can-eat-Variante“. Trotzdem war es saftig und kross gebraten. Beilage: Pommes und Salat.

Der zweite Hauptgang: Schnitzelkrüstchen mit Spiegelei.

Der zweite Hauptgang: Schnitzelkrüstchen mit Spiegelei. © Uschi Bläss

Um den reichhaltigen Hauptgang abzurunden, bestellten wir zum Abschluss noch das Dessert des Tages. Es bestand aus Mascarponecreme mit Himbeerpüree. Das aus frischen Zutaten hergestellte Dessert bescherte uns einen gelungenen Abschluss.

Das Tagesdessert: Mascarponecreme mit Himbeergrütze.

Das Tagesdessert: Mascarponecreme mit Himbeergrütze. © Uschi Bläss

Der Service

Die einzige Kellnerin war sehr freundlich und zuvorkommend. Trotz des großen Andrangs bediente sie alle Gäste prompt. Angemessene Wartezeiten inklusive.

Das Ambiente

Die Einrichtung des Gastraums ist rustikal gehalten. Durch die feine Tischwäsche wirkt das Restaurant einladend und sorgt für Wohlfühlatmosphäre. Auch für große Feste ist das Restaurant ausgelegt. Für Familien- oder Vereinsfeiern bietet ein großer Festsaal Platz für bis zu 120 Personen.

Die Preise

Die Preise empfanden wir als absolut in Ordnung und nicht überteuert. Für mich und meine Begleitung ergab sich eine Gesamtrechnung von 59,70 Euro. Ein großes Wasser (0,75 ml) kostet 5,50 Euro, ein Grevensteiner Bier 4,20 Euro. Der flambierte Schafskäse kostet 11,90 Euro, das Brokkoli-Schaumsüppchen 4,60 Euro. Die Schnitzelpreise: Schnitzel „All you can eat“ 11,90 Euro, Schnitzel-Krüstchen 13,90 Euro. Das Tagesdessert schlug mit 3,50 Euro zu Buche.

Kinderfreundlichkeit

Die Speisekarte bietet eine Auswahl für die kleinen Gäste zu kleinen Preisen. Das Damen-WC ist mit einem Wickeltisch und einem Sessel zum Stillen ausgestattet.

Barrierefreiheit

Das Restaurant ist nur über eine Treppe mit fünf hohen Stufen zu erreichen. Eine Rollstuhlrampe gibt es nicht.

Anfahrt/Parken

Vor dem Restaurant gibt es einen ausreichend großen Parkplatz. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchte, fährt mit der Linie 481 bis Henrichenburg Mitte. Der Fußweg bis zum Restaurant beträgt von dort aus ungefähr zehn Minuten.

Fazit

Ein Besuch bei Wetterkamp ist absolut lohnenswert. Der Service zeichnet sich durch eine hohe Gastfreundlichkeit aus. Die Qualität der Speisen ist zufriedenstellend und gut bürgerlich. Motto-Tage wie Schnitzeltag, Burger-Tag oder Grünkohlessen haben ihren Reiz. Uns hat der Besuch bei Wetterkamp gut gefallen und wir können das Lokal unseren Freunden weiterempfehlen.

Das sagt das Netz

Bei 116 Google-Bewertungen ergibt sich eine Gesamtbewertung von 4,3 Sternen von 5 möglichen. Am meisten werden die freundliche Bedienung und das leckere Essen gelobt. Das Ambiente wird als erstklassig beschrieben. Ein User empfindet die Preise für Familien zu hoch.

Restaurant-Infos

Restaurant Wetterkamp, Hagenstraße 50, 44581 Castrop-Rauxel (Henrichenburg), Tel. (02367) 8583, E-Mail: wetterkamp.kontakt@gmail.com, Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag, Freitag und Samstag ab 17 Uhr, Dienstag und Mittwoch nach Vereinbarung, Sonntag: von 9 bis 21 Uhr.