Rennbahn in Castrop-Rauxel Künstler holte Skulptur nach 50 Jahren zurück – aus Protest

Skulptur auf der Rennbahn: Jan Bormann holte sie nach 50 Jahren zurück
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Jan Bormann (84) steht in seinem Atelier. Mit der Schleifmaschine und anderem Werkzeug bearbeitet er eine große Skulptur. Sie sah vor Monaten noch ganz anders aus. Es gab Beschädigungen; vor allem Graffiti hatten der „Liegenden Form“, so der Titel, stark zugesetzt. Der Künstler konnte sich das nicht mehr mit ansehen. Er holte sie zurück.

Knapp 50 Jahre stand oder besser lag die Skulptur auf einem prominenten Platz auf dem Rennbahngelände. Dort, wo demnächst Zuschauer wieder stehen, wenn es zu einer Wiederauflage der Pferderennen kommen wird. „Dann steht sie nicht mehr im Weg“, sagt Bormann mit einem bitteren Unterton. Mitte der 70er-Jahre hatte Jan Bormann die Skulptur der Stadt Castrop-Rauxel als Leihgabe überlassen, so erzählt er. 1970 war das letzte Pferderennen gelaufen.

„Sie war nicht für den Ort gemacht“, sagt Jan Bormann. Er spricht über die liegende, ovale Form und die Kuppe des Geländes: „Aber sie war wie für den Ort gemacht.“ Er berichtet weiter: „Es gab einen Leihvertrag mit der Stadt.“ Der habe dauerhaft vorgesehen, dass die Stadt Castrop-Rauxel das Kunstwerk bei Bedarf einmal jährlich reinige und Beschädigungen behebe.

„Das ist nicht geschehen“, sagt Bormann. Immer mehr Schäden sah er bei seinen Besuchen auf dem Rennbahngelände. „Die Stadt hat sie über die Jahre verwahrlosen lassen“, kritisiert er. Irgendwann reichte es ihm: Er holte die Skulptur aus rotem Pfälzer Sandstein zurück.

Stadt reagierte nicht

Das war im Herbst 2021. Seitdem lagert die Skulptur in seinem Atelier. Und die Resonanz der Stadt Castrop-Rauxel? „Die hat sich deshalb nie bei mir gemeldet.“ Auch das schmerzt den Künstler, der seit Jahrzehnten in Castrop-Rauxel lebt und gerade in der jüngeren Vergangenheit Wertschätzung für seine Arbeit vermisst.

Die Skulptur im Oktober 2021 auf dem Rennbahngelände, kurz vor dem Abtransport. Man kann deutlich die Schmierereien erkennen.
Die Skulptur im Oktober 2021 auf dem Rennbahngelände, kurz vor dem Abtransport. Man kann deutlich die Schmierereien erkennen. © privat

Seit vielen Monaten arbeitet Jan Bormann an der Skulptur. Als es ihm nicht gelang, die Graffiti rückstandslos zu entfernen, musste er eine Spezialfirma mit entsprechendem Gerät beauftragen. Viel Geld hat er inzwischen wieder hineingesteckt in seine „Liegende Form“. Damit sie wieder zu dem Kunstwerk wird, das er einst geplant und geschaffen hat.

Jan Bormann beim Abtransport seiner Skulptur im Oktober 2021.
Jan Bormann beim Abtransport seiner Skulptur im Oktober 2021. © privat

Jan Bormann ist mit vielen Werken in Castrop-Rauxel und in der Region vertreten. Der Lambertus-Brunnen in der Altstadt ist das in der jüngeren Vergangenheit meist diskutierte Werk. Freude haben viele Menschen an Werken wie der Sonnenuhr auf der Halde Schwerin, die die erste Landmarke der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) war. Andere Beispiele sind die Flüsterbrücke am Phönix-See und verschiedene Brunnen unter anderem in Dortmund und Bochum.

Auch die „Liegende Form“ soll wieder öffentlich gezeigt werden. Noch fehlen letzte Details. Jan Bormann verrät aber schon mal: „Ein großer Park im Ruhrgebiet will die Skulptur übernehmen.“

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