Raub-Serie, Geständnis, Festnahme 12 Überfälle auf Kioske und Tankstellen und wie sie endeten

Raub-Serie, Geständnis, Festnahme: 12 Überfälle und wie sie endeten
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Der Kiosk-Überfall an der Gerther Straße in Merklinde von Montagabend (20.1.2025) gegen 18.40 Uhr sorgt für Ärger und Sorge. Wird es „immer schlimmer“, wie Menschen auf Social-Media-Plattformen kommentieren? Wir haben in die vergangenen zehn Jahre in Castrop-Rauxel (und Umgebung) zurückgeblickt.

Vom Spielplatz zum Kiosk

Ort: Kiosk in Recklinghausen, Tatzeitpunkt: 30. September 2014

Drei mit Sturmhauben maskierte Männer (19, 25 und 16 Jahre alt) treffen sich an einem Spielplatz und überfallen danach einen Kiosk, bewaffnet mit einem Messer. Sie rufen: „Geld her!“. Dank der schnellen Reaktion der Verkäuferin, die die Angreifer mit Pfefferspray abwehrt, flüchten sie ohne Beute. Trotzdem machen sie weiter – nur zwei Wochen später.

Zwei Wochen später: Tankstelle

Ort: Tankstelle in RE-Suderwich, Tatzeitpunkt: 14. Oktober 2014

Erneut treten drei Täter (19, 25 und 17 Jahre alt) maskiert und bewaffnet auf. Mit einem Elektroschocker wollen sie einen Passanten an der Tankstelle einschüchtern. Doch auch hier scheitern sie und verlassen den Tatort ohne Geld.

2017 wird ihnen vor dem Bochumer Landgericht der Prozess gemacht: Der Castrop-Rauxeler (jetzt 22 Jahre alt) bekommt nach Jugendstrafrecht Dauerarrest von vier Wochen. Gegen den einzigen nach dem Strafrecht erwachsenen Täter (zum Tatzeitpunkt 25) verhängen die Richter zwei Jahre und zehn Monate Haft. Die zur Tatzeit noch deutlich jüngeren Komplizen – 16 und 17 Jahre, jeweils an einer Tat beteiligt – werden nach Jugendstrafrecht mit einem zweiwöchigen Dauerarrest und der Ableistung von 80 sozialen Arbeitsstunden bestraft.

Tante Emmas Frühstücksservice: So heißt das kleine Café-Lädchen an der Römerstraße 82 in Habinghorst. Hier kam es im Januar 2017 wenige Minuten nach Ladenöffnung zu einem Überfall.
Tante Emmas Frühstücksservice: So heißt das kleine Café-Lädchen an der Römerstraße 82 in Habinghorst. Hier kam es im Januar 2017 wenige Minuten nach Ladenöffnung zu einem Überfall. © Tobias Weckenbrock (2017)

Der Held vom Frühstücksladen

Ort: „Tante Emma’s Frühstückservice“ in Habinghorst, Tatzeitpunkt: 9. Januar 2017

Ein 16-jähriger Täter, der vermummt war bis auf einen freien Schlitz vor den Augen, bedroht die Mitarbeiter um 4.10 Uhr in der Früh mit einer Pistole. Der Ladeninhaber Nikolaus Kazinakis reagiert aber blitzschnell und überwältigt den Räuber, als er die Pistole in seinen Rucksack gesteckt hat und mit 180 Euro Wechselgeld aus der Kasse für den Tag das Lokal zu Fuß verlässt: Kazinakis reißt ihn um und hält ihn am Boden fest. Einige Minuten später nimmt die Polizei ihn fest.

Männer mit Sturmhauben

Ort: Kiosk auf der Straße Am Urnenfeld, Tatzeitpunkt: 13. März 2016

Zwei maskierte Täter bedrohen einen 29-jährigen Angestellten mit einer Schusswaffe. Sie entkommen zu Fuß mit Bargeld und Zigaretten.

Tankstellen-Pächterin Helga Kurtze und ihr Mitarbeiter Martin Walter am Morgen nach dem bewaffneten Überfall im November 2019 bei der HEM Herner Straße.
Tankstellen-Pächterin Helga Kurtze und ihr Mitarbeiter Martin Walter am Morgen nach dem bewaffneten Überfall im November 2019 bei der HEM Herner Straße. © Thomas Schroeter (2019)

Festnahme nach dem sechsten Überfall

Ort: Verschiedene Tankstellen und ein Kiosk in Ickern, Tatzeitraum: Oktober / November 2019

Nach einer Serie von Überfällen auf fünf Tankstellen und einen Kiosk in Castrop-Rauxel und Dortmund nimmt die Polizei bei einem Zugriff am Morgen des 19. November vier Verdächtige fest: zwei Männer aus Castrop-Rauxel und zwei ohne festen Wohnsitz. Gegen zwei der vier erhärtet sich der Tatverdacht schnell.

Den ersten Tankstellenüberfall gab es am 2. November (Samstag) bei Shell an der B235 in Henrichenburg. Es folgte ein weiterer am 4. November auf die SB-Tankstelle an der Wartburgstraße. Am 7. November rauben drei Täter den Getränke-Schnellkauf an der Vinckestraße in Ickern aus. Am 10. November folgt der dritte Tankstellenüberfall in Castrop-Rauxel, diesmal auf die HEM an der Herner Straße. Drei Maskierte überfallen am 13. November dann eine Aral-Tankstelle an A40 in Lütgendortmund. Der letzte Überfall der Serie ereignet sich an einem Sonntag (17. November) in Dortmund-Westrich an der Tankstelle Bockenfelder Straße. Dabei wird ein Audi identifiziert. Der führt die Ermittler einer sechsköpfigen Kommission auf die Spur der Täter.

Vor Gericht gestehen die Männer (20, 23 und 24 Jahre), die der Castrop-Rauxeler Drogenszene angehören, fünf dieser Überfälle und werden verurteilt: Der Jüngste bekommt fünf Jahre Haft, der Zweitjüngste vier Jahre und elf Monate und der Älteste sechs Jahre und zehn Monate.

Thayapararajah Sathiyaseelan wurde im Januar 2022 in seinem Kiosk an der Holzstraße.
Thayapararajah Sathiyaseelan wurde im Januar 2022 in seinem Kiosk an der Holzstraße. © Patricia Böcking

Geständnis drei Wochen nach Überfall

Ort: Kiosk in der Holzstraße, Tatzeitpunkt: 3. Januar 2022

Ein maskierter Mann, schwarz gekleidet, bedroht die Betreiberfamilie Sathiyaseelan mit einem Messer und entnimmt 400 Euro aus der Kasse. Drei Wochen später stellt sich ein 37-jähriger Mann als Täter bei der Polizei. Er kommt nicht in U-Haft, wird aber später strafrechtlich verfolgt.

Unerschrocken reagierte Subendran Subindran auf einen bewaffneten Überfall auf seinen Heimat Supermarkt & Kiosk direkt am Castrop-Rauxeler Hauptbahnhof im April 2023.
Unerschrocken reagierte Subendran Subindran auf einen bewaffneten Überfall auf seinen Heimat Supermarkt & Kiosk direkt am Castrop-Rauxeler Hauptbahnhof im April 2023. © Julia Segantini

Angriff im Heimat Supermarkt & Kiosk

Ort: Heimat Supermarkt & Kiosk, Tatzeitpunkt: 14. April 2023

Der Inhaber, Subindran Subendran, wird an einem Donnerstagabend gegen 20.30 Uhr in seinem Kiosk an der Bahnhofstraße in Sichtweite des Hauptbahnhofs von einem jungen Täter mit einer Schusswaffe bedroht. Der geht aber relativ ruhig vor. Als der Verkäufer ihm nur die Geldkassette mit Münzgeld hinstellt, fordert er Scheine. „Du kannst selbst gucken“, sagt der Betreiber dem Mann, der wohl unter 20 Jahre alt gewesen sein soll. Er flüchtet dann mit einem geringen dreistelligen Betrag.