Rainer Berkenhoff (61) liebt Oldtimer. Seine neueste Errungenschaft gibt es in Deutschland nur noch viermal.

Rainer Berkenhoff (61) liebt Oldtimer. Seine neueste Errungenschaft gibt es in Deutschland nur noch viermal. © Lydia Heuser

Russischer Oldtimer im Ruhrpott: Dieses Auto gibt es nur noch viermal

rnAuto-Liebhaber

Rainer Berkenhoff restauriert Oldtimer. Die Reise und Aufbereitung eines besonderen Schätzchens aus Russland hat der Castrop-Rauxeler Thorsten Jegodowski im Video festgehalten.

Castrop-Rauxel

, 08.04.2023, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rainer Berkenhoff (61) ist Nostalgiker. Nicht in dem Sinne, dass er gerne in Erinnerungen schwelgt. Das vielleicht auch. Nein, er schätzt Dinge von früher, Dinge, die andere Menschen wegschmeißen würden, die alt und nicht mehr modern sind.

Besonders haben es dem gelernten Maler und Lackierer alte Autos angetan. Wer seinen Hof gleich nördlich des Schiffshebewerks in Henrichenburg betritt, sieht zuerst einen Carport. In dem stehen zwei von Berkenhoffs Schätzchen. Zwei Oldtimer, die quasi das bis zum Fall der Mauer geteilte Deutschland symbolisieren – ein Trabant und ein Mercedes 450 SL. Ost und West, Kommunismus und Kapitalismus. Beides Cabriolets.

Rainer Berkenhoff genießt jede Ausfahrt mit dem knatternden Zweitakter.

Rainer Berkenhoff genießt jede Ausfahrt mit dem knatternden Zweitakter. © Sebastian Balint

Auch seine neueste Errungenschaft ist ein Cabriolet; ein russisches Fabrikat, das es nach Aussage Berkenhoffs nur viermal in Deutschland gibt. Das Auto ist ebenfalls ein Zweitakter, wie der blaue Trabi unterm Carport, Baujahr 1963. Und top in Schuss – wieder, muss man sagen.

Als Rainer Berkenhoff den Morgunovka in Mecklenburg-Vorpommern abholte, machte er das mit einem Anhänger. „Und es hat die ganze Zeit nur geregnet“, erzählt der Dattelner. „Als wir hier ankamen, stand Wasser im Auto.“ Das Verdeck hatte damals nämlich noch Löcher.

Ost und West unter einem Carport. Rainer Berkenhoff besitzt einen Trabi und einen Oldtimer-Mercedes.

Ost und West unter einem Carport. Rainer Berkenhoff besitzt einen Trabi und einen Oldtimer-Mercedes. © Lydia Heuser

Rainer Berkenhoff ist bei Youtube aktiv: Radio Rainer

Ansonsten musste der 61-Jährige aber nicht viel machen. „Fahrbereit war er.“ Trotzdem steckten er und seine Freunde einen Monat Arbeit in die Restaurierung des Autos. Die Abholung in Güstrow und die Arbeiten an dem Auto hielt Thorsten Jegodowski aus Castrop-Rauxel filmisch fest.

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Er unterstützt Berkenhoff bei seiner Leidenschaft, indem er den Youtube-Kanal „Neues von gestern“ pflegt. Unter dem Pseudonym Radio Rainer zeigt Berkenhoff in aufwendigen Videos dort seine Oldtimer und Streifzüge über Flohmärkte.

„Manchmal sitzen Thorsten und ich stundenlang zusammen und schneiden die Videos“, erzählt der 61-Jährige. Der Nostalgiker mit Sinn für Altes kann also auch modern.

Der russische Oldtimer hat 8 PS. „In Russland haben die Leute solch ein Auto früher von der Krankenkasse bekommen“, sagt der Dattelner. „Das ist wie heute die kleinen Autos, die 45 km/h fahren können.“

Das Armaturenbrett des russischen Oldtimers aus der Nähe fotografiert.

Das russische Auto wurde damals über die Krankenkassen vergeben. © Lydia Heuser

In einem Katalog, den nur lesen kann, wer die kyrillische Schrift und die russische Sprache beherrscht, sind Schwarz-Weiß-Fotografien abgebildet, die die verschiedenen Ausstattungsvarianten des Morgunovka zeigen. Das Auto gab es auch für Menschen, die Gaspedal und Kupplung nicht bedienen konnten.

Berkenhoff zeigt auf ein Foto des Lenkrads. Rechts und links sind metallene Hebel angebracht, so wie man es heute von modernen Autos kennt, die über diesen Weg den Tempomat oder die Lautstärke des Radios einstellen lassen. In Falle des Oldtimers ersetzen diese Hebel die Pedale.

Berkenhoff hat solch eine Ausstattung nicht. Trotzdem ist das Anlassen des Motors ungewöhnlich. Den Zündschlüssel umdrehen – so kennt man es –, dann einen Knopf am Armaturenbrett drücken und mit der linken Hand an einem Hebel neben dem Sitz ziehen. Ein schrilles Klingeln ertönt, der Motor springt an und ruckelt vor sich hin.

Der 61-Jährige strahlt, steigt aus und öffnet die hintere Klappe des Autos. Dass dort der Motor sitzt, kennt man eigentlich eher vom Porsche 911er und vom VW Käfer.

Der Chrom an Spiegel und Türgriffen blitzt in der Sonne. Der frisch aufbereitete Lack ist makellos. Berkenhoff wirkt zufrieden. Seine Schätzchen aber führt er nur zu besonderen Anlässen aus. Ansonsten nutzt er seinen VW Passat. Doch auch der ist inzwischen von der alten Garde – Baujahr 1983.

Dieser Artikel ist das erste Mal am 3. Juli 2022 erschienen.