Ende eines mehr als fairen Wahlkampfes: Herausforderer Oliver Lind (l.) gratuliert in der Agora in Ickern am Abend der Stichwahl am 27.9.2020 dem alten und neuen Bürgermeister Rajko Kravanja.

© Matthias Langrock

Verdientes Ende eines langweiligen Wahlkampfes

rnKommentar

Rajko Kravanja bleibt Bürgermeister. Den Sieg haben ihm seine Gegner zu leicht gemacht. In der Zeit nach der Wahl muss in Castrop-Rauxels Politik wieder mehr gestritten werden.

Castrop-Rauxel

, 27.09.2020, 20:33 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem verdienten Sieg von Rajko Kravanja in der Bürgermeister-Stichwahl geht ein langweiliger Castrop-Rauxeler Kommunalwahlkampf zu Ende. Niemand hat seit dem Abend des ersten Wahlgangs am 13. September daran geglaubt, dass CDU-Herausforderer Oliver Lind irgendeine Chance hätte, Rajko Kravanja abzufangen. Wohl auch Lind selbst nicht.

Alleine, dass auf der Homepage des Herausforderers bis zum Wahltag zu lesen war, es „könnte am 27. September zu einer Stichwahl [...] kommen“ und sonst auf der Seite überall vom Wahltermin 13. September die Rede war, zeigt, dass der unbändige Wille des CDU-Herausforderers gefehlt hat, alles zu geben.

Wie die Wahl ohne das Coronavirus ausgegangen wäre, wird man nie herausfinden. Ziemlich sicher weniger deutlich, aber wohl nicht mit anderem Ergebnis. Im Wahlkampf ist es jedenfalls keinem Gegenkandidaten gelungen, Kravanja nachhaltige Versäumnisse vorzuwerfen.

Kravanja und Lind wie Bundeskanzler und Außenminister

Teilweise hatte man selbst als intensiver Beobachter den Eindruck, als hätte es niemand ernsthaft versucht. Weiter als „Es ist alles beschlossen, aber es wurde zu wenig angepackt“, gingen die Vorwürfe Richtung Kravanja jedenfalls nie. In fast allen grundsätzlichen Fragen waren sich die Protagonisten einig, zuletzt auch beim Duell Bürgermeister gegen Herausforderer in unserem Studio vergangene Woche.

Da konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, mit dem Bundeskanzler und dem Außenminister einer großen Koalition zu sprechen: Sie kommen zwar aus unterschiedlichen Parteien, aber vertreten nach außen eine gemeinsame Politik.

Dabei hätte es durchaus Ansatzpunkte zu Kritik oder zumindest zu mehr Skepsis gegeben. Castrop-Rauxel schaut nicht automatisch in eine rosarote Zukunft. Erst einmal klingen die Vorhaben zwar grandios, gleichzeitig mehr Wohnungen zu schaffen, mehr Gewerbe anzusiedeln, fünf Kitas zu bauen, dem Radverkehr und dem ÖPNV eine höhere Priorität einzuräumen und überhaupt alles ökologisch zu verbessern, aber in der Praxis wird das nicht einfach werden in einer Stadt, deren Haushaltssituation durch das Coronavirus noch einmal deutlich schwieriger geworden ist.

Kravanjas Vorstellungen sind nicht alternativlos

Die Politikvorstellungen Rajko Kravanjas waren und sind nicht alternativlos – aber im Wahlkampf hatte man zu oft den Eindruck, sie wären es. Darin dürfte eine wesentliche Ursache für die nicht berauschende Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang und für die miserable im zweiten Wahlgang liegen.

Zum Wohle Castrop-Rauxels ist den Ratsvertretern und dem alten und neuen Bürgermeister eine gute Hand bei der Bewältigung der Coronakrise zu wünschen. In Richtung der anderen Parteien sei gesagt: Künftig darf es ruhig wieder kontroverser zugehen.