Rajko Kravanja – Machtmensch und Kämpfer Wiederwahl ist längst noch nicht gesichert

Rajko Kravanja (SPD): Wiederwahl könnte eine sehr enge Sache werden
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Rajko Kravanja (SPD): Wiederwahl könnte eine sehr enge Sache werden

Rajko Kravanja will Bürgermeister von Castrop-Rauxel bleiben. Das war zu erwarten. Denn auch nach jetzt bald zehn Jahren im Amt ist bei dem 46-Jährigen wenig von Verschleißerscheinungen zu bemerken. Von außen betrachtet, hat der Bürgermeister Kravanja in der Dekade zwar ein paar Kilogramm zugelegt, ansonsten wirkt er unverändert.

Der Krawallja, der er in seinen Sturm- und Drangjahren war, blitzt nur noch hin und wieder durch: wenn ihn politische Gegner gar zu sehr reizen oder wenn wir Presseleute ihm zu sehr auf die Füße treten. Das tun wir immer mal wieder, so ist die Rollenverteilung in einer Demokratie. Denn Kravanja ist als Mensch zwar insgesamt verbindlicher geworden. Aber als Politiker ist er ein Machtmensch geblieben.

Den Mächtigen auf den Zahn zu fühlen und bei Bedarf auf die Füße zu treten, ist die Aufgabe, die das Grundgesetz für eine unabhängige Presse als vierte Gewalt vorgesehen hat. Da sich Bürgermeister Rajko Kravanja nicht nur als Verwaltungschef, sondern als Politiker sieht, steht er umso mehr im Fokus kritischer Blicke.

Zwar sagt er selbst, dass er parteipolitisch neutral sein müsse in seinem Amt; das wirkt für den Betrachter bei so mancher Debatte im Rat aber nicht so. In dem Ickerner steckt dafür viel zu sehr der Sozialdemokrat. Echte Neutralität kann man da nur schwer erkennen. Aber zum Glück lebt er eine Rivalität, die selten über den politischen Diskurs hinaus geht.

Wie so viele Menschen in politisch wichtigen Ämtern neigt Kravanja dagegen zur Hinterzimmerpolitik, die den Rat und die Öffentlichkeit gern außen vor lässt. Zu unbequem sind ihm viele öffentliche Debatten, zu ungewiss das Verhalten so manches Kommunalpolitikers, wenn auf der großen Bühne Rat diskutiert wird. Das läuft in interfraktionellen Runden abseits störender Öffentlichkeit viel einfacher ab. Ob das der demokratischen Idee folgt, ist allerdings zweifelhaft.

Ein Musterbeispiel für dieses „diskrete“ Handeln ist die unendliche und weiter unklare Geschichte um den Sanierungsstau am Stadtmittelpunkt. Offene Debatten über mögliche Horror-Zahlen hat Rajko Kravanja bis heute gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Es mag sein, dass zu frühzeitige Debatten bei unklarer Lage nicht immer zielführend sind. Die zahlende Castrop-Rauxeler Öffentlichkeit dabei immer und immer wieder im Dunkeln tappen zu lassen, ist aber sicher auch nicht der Königsweg.

Wird diese Öffentlichkeit ihm nun die nächsten fünf Jahre im Amt genehmigen? Im ersten Wahlkampf gegen Michael Breilmann ging es 2015 eng zu. Mit 52,6 Prozent der Stimmen gewann Kravanja damals die Stichwahl. Seine Wiederwahl 2020 sicherte er sich in der Stichwahl mit 66,7 Prozent gegen Oliver Lind. Und 2025? Da tritt er gegen Thomas Thiel an, den gemeinsamen Kandidaten von CDU und FDP. Wie geht das Rennen diesmal aus?

Bei der Europawahl 2024 gab es nur 22,2 Prozent für die SPD und 9,4 Prozent für die Grünen. Stärkste Partei war die CDU mit 27,7 Prozent. Auf die FDP entfielen 4,6 Prozent. Hinzu kamen 17,5 Prozent für die AfD und 5 Prozent für das BSW. Kommunalwahlen liefen lange komplett anders als Bundestags- oder Europawahlen. Die Bundespolitik hat zuletzt aber bei immer mehr Wahlen die Themenlage dominiert.

Das klingt nicht ermutigend für eine dritte Kravanja-Amtszeit. Er ist aber nicht nur ein Machtmensch, sondern auch ein Kämpfer. Abschreiben sollte man ihn nicht. Ein Selbstläufer wird diese Wahl für den Ickerner aber bestimmt nicht.

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