Energiekrise
Rain Carbon legt in Castrop-Rauxel bedeutende Anlage bei Rütgers still
Die Energiekrise führt in Castrop-Rauxel zu einschneidenden Veränderungen beim größten Industrie-Arbeitgeber: Rain Carbon hat entschieden, eine Anlage bei Rütgers außer Betrieb zu nehmen.
Die offizielle Pressemitteilung von Rain Carbon, verschickt am Montagnachmittag (12.9.), kommt unkonkret daher und wirkt milde. Dabei ist das, was drinsteckt, für Castrop-Rauxel eher der Wolf, der im Schafspelz daher kommt: Nach Informationen unserer Redaktion nimmt das Industrieunternehmen eine der bedeutendsten Anlagen des Rütgers-Standortes in Deutschland in Rauxel vorübergehend außer Betrieb.
„Rain Carbon gibt heute bekannt, dass das Unternehmen eine Betriebseinheit in Europa vorübergehend geschlossen hat und zusätzliche energiebezogene Notfallpläne für seine anderen europäischen Produktionseinheiten entwickelt, um mögliche Erdgasknappheiten und Preisspitzen während der kommenden Wintermonate zu vermeiden, die aus dem beispiellosen und unvorhersehbaren geopolitischen Umfeld resultieren“, heißt es wörtlich.
„Gründliche Analyse der Energieintensität“
Die Pressemitteilung kommt aus der Feder von Alan Chapple. Der arbeitet in Stamford (Connecticut) an der Ostküste der USA. Welchen Standort die Mitteilung genau betrifft, lässt er offen. Zitiert wird heißt Präsident Gerry Sweeney: „Angesichts der schwierigen Erdgassituation in Europa – dem erwarteten Rückgang der Verbrauchernachfrage während der kalten Wintermonate für bestimmte Produkte und dem Risiko eines weiteren Anstiegs der Gaspreise – haben wir eine gründliche Analyse der Energieintensität jeder Produktionseinheit in unseren europäischen Werken durchgeführt und prüfen genau, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, vorübergehend weitere Produktionslinien zu reduzieren oder stillzulegen, falls sich die Situation verschlechtert.“
Bei Rain Carbon, in Castrop-Rauxel besser bekannt als Rütgers, steht jetzt eine Anlage still. © Tobias Weckenbrock (2017)
Und weiter: „Der europäische Fußabdruck von Rain Carbon ist für die globalen Aktivitäten des Unternehmens von entscheidender Bedeutung, und diese Entscheidungen werden getroffen, um die langfristige Rentabilität des Betriebs zu gewährleisten. Darüber hinaus beobachtet das Unternehmen seine Zulieferer und Kunden genau, da einige von ihnen ähnliche Maßnahmen ergreifen, die sich ebenfalls direkt oder indirekt auf den Betrieb auswirken könnten.“
Es werde „davon ausgegangen, dass alle getroffenen Maßnahmen nur vorübergehend sind und Rain Carbon verpflichtet sich, den Betrieb wieder in vollem Umfang aufzunehmen, sobald sich die Situation verbessert hat“.
Carsten Grabosch, Werksleiter bei Rütgers in Rauxel, hielt sich zum Thema Energiesparen trotz Anfragen unserer Redaktion bisher öffentlich zurück. © Tobias Weckenbrock
Konkreter ist offiziell bis Mittwochmittag nichts zu erfahren: „Dieses Thema ist nicht nur eine Frage des Standorts Castrop-Rauxel, sondern wird gruppenweit betrachtet“, antwortet Standortleiter Carsten Grabosch am Dienstag auf eine Anfrage unserer Redaktion von Montagmorgen. „Von daher werden auch die Auswirkungen gruppenweit überprüft und über die globale Unternehmenskommunikation an die Presse kommuniziert.“
HHCR-Anlage ging 2020 in Betrieb: 60 Millionen Euro
Nach Informationen unserer Redaktion aus sicherer Quelle handelt es sich bei der erwähnten Betriebseinheit um die neue HHCR-Anlage zur Herstellung wasserklarer Harze. Sie wurde erst vor zwei Jahren in Betrieb genommen und war eine der größten Einzelinvestitionen in den Standort seit Jahrzehnten mit mehr als 60 Millionen Euro.
Die Anlage ist in den vergangenen Tagen abgestellt worden. Auch unter den Mitarbeitern soll nicht klar sein, wie es nun weitergeht. Für vorerst sechs Monate soll die Abschaltung gelten. Über 400 Menschen arbeiten bei Rain Carbon in Castrop-Rauxel. Schon in der Pandemie und durch die Abschaltung des alten Phenol-Betriebs erlebten sie in den vergangenen Jahren unruhige Zeiten.
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