Energiekrise
Problem mit Anlage: Rain Carbon bestätigt Gerüchte in Castrop-Rauxel
Bei Rütgers in Castrop-Rauxel läuft eine zentrale Anlage nicht mehr. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Riesen-Investition, die erst 2020 in Betrieb ging, gleich zwei Probleme.
Die Gaskrise ist da. Aber bei Rain Carbon in Rauxel gibt es offenbar noch ein zweites großes Problem mit einer der teuersten Anlagen der Unternehmensgeschichte. Auf wiederholte Nachfrage unserer Redaktion bestätigt die Unternehmens-Kommunikation nun Gerüchte um eine fehlende Betriebsgenehmigung. Die HHCR-Anlage im Rütgers-Werk macht Probleme.
Rain Carbon habe wegen extrem gestiegener Energie-Beschaffungskosten und erforderlicher technischer Nachrüstungen die Produktionsanlage zur Herstellung von hydrierten Kohlenwasserstoffharzen (HHCR) Anfang des Monats vorübergehend außer Betrieb genommen, heißt es nun aus dem Chemie-Unternehmen. Die Anlage werde etwa ein halbes Jahr stillstehen.
Sie sei am 5. September „sicher abgefahren und außer Betrieb genommen“ worden. „Das ist für uns ein sehr harter Einschnitt, aber unsere unternehmerische Entscheidung dazu war und ist derzeit ohne Alternative“, erläutert Geschäftsführer Dr. Christoph Börner, seit Juli 2021 auf diesem Posten tätig.
Aus Mitarbeiterkreisen war die Information durchgesickert, dass es keine Genehmigung der zuständigen Bezirksregierung für den Vollbetrieb gebe. Bisher habe es seit Frühjahr 2020 nur einen Probebetrieb gegeben.
Nachrüstungen: „Das ist eine lösbare Aufgabe“
Für Rain Carbon fielen zwei unterschiedliche Herausforderungen zeitlich zusammen. Sie seien aber von höchst unterschiedlicher Tragweite: „Bei der technischen Begutachtung der Anlage hat sich herausgestellt, dass einige zusätzliche Dokumentationen und Nachrüstungen für und an der Anlage erforderlich sind. Das ist eine lösbare Aufgabe, die sich bereits in der Umsetzung befindet.“
Weit schwerwiegender und vom Unternehmen nicht beeinflussbar sei aber die Energiekrise: „Die extrem gestiegenen Beschaffungskosten für die Energieträger Erdgas und Strom sowie die zusätzlich ab Oktober fällige Gasumlage macht die Herstellung wettbewerbsfähiger Produkte für den europäischen Markt aus wirtschaftlicher Sicht unmöglich“, so die Geschäftsführung. Ungeachtet der technischen Probleme, die gelöst werden müssten, wäre die HHCR-Produktionsanlage aufgrund der Energiesituation stillgelegt worden.
„Es ist wirklich bitter“, so Börner. „Hier steht mit 130 Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte dieses Geschäftsbereichs.“ Man habe „mit viel Sachverstand eine für uns neue und anspruchsvolle Produktionstechnologie etabliert, mit namhaften Kunden in der Klebstoffindustrie einen stabilen und erfolgsversprechenden Absatzmarkt für Anwendungen in Hygieneprodukten und Lebensmittelverpackungen entwickelt“.
Preis für Erdgas: Mehr als verzehnfacht
Und jetzt müsse man den Hahn zudrehen, „weil der Preis für Erdgas in nie vorstellbare Höhe geschnellt ist“. Rain Carbon gibt einen Vergleich: Im 1. Halbjahr 2021 lag der Erdgaspreis bei 20 Euro je Megawattstunde, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine habe er sich mehr als verzehnfacht.
Geschäftsführer Dr. Christoph Börner: „Eines ist sicher: Es wird in den kommenden Monaten keine Entspannung auf der Kostenseite geben, sondern mit der Gasumlage wird ab Oktober noch einmal eine deutliche Verschärfung eintreten.“
Die Belegschaft soll verunsichert sein, heißt es. Zu dem Gerücht, dass befristete Verträge von Beschäftigten im Umfeld dieser Anlage nicht verlängert werden, will sich niemand äußern. Aber am Wochenende soll trotz der Krise unternehmensintern gefeiert werden: Das Werk begeht 125 Jahre Teerproduktefabrik am Rütgers-Standort in Rauxel.
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