Autos auf Radwegen: Stadt ärgert sich über „rücksichtslose“ Autofahrer

© Thomas Schroeter (A)

Autos auf Radwegen: Stadt ärgert sich über „rücksichtslose“ Autofahrer

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Parken oder Anhalten auf Radwegen. Was harmlos scheint, stellt eine erhebliche Gefährdung für Radler dar. Wie reagieren Polizei, Ordnungsamt und die Radfahrer selbst in Castrop-Rauxel?

Castrop-Rauxel (CAR)

, 16.01.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Schnell mal eben das Auto abstellen, eine Besorgung machen, ein Paket abgeben oder das Kind an der Schule absetzen. Alles kein Problem – wenn der Wagen nicht auf einem Radweg geparkt würde!

Denn Fahrradfahrer sind die Leidtragenden. Sie sind gezwungen, den Radweg zu verlassen, müssen sich um die Fahrzeuge herumschlängeln und sich in den Autoverkehr einreihen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch brandgefährlich.

Behinderung durch Paketzusteller und Pizzadienste

Das findet auch Lothar Widlitzki, der oft mit dem Fahrrad auf den Straßen der Stadt unterwegs ist: „Vor allem mit Paketzustellern und Pizzadiensten habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ist der Radweg versperrt, komme ich in eine brenzliche Situation.“

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Zwar werden für das Falschparken Bußgelder fällig, aber Kontrollen finden nur selten statt. Viele Fahrradfahrer greifen zur Selbsthilfe. Sie melden Verstöße per Handy-App an die Ordnungsämter.

Brennpunkt Bahnhofstraße

Wo bringen in Castrop-Rauxel Autofahrer durch falsches Parken Radfahrer in missliche Situationen? Vor allem die Situation vor der Willy-Brandt-Gesamtschule an der Bahnhofstraße ist problematisch. Eltern lassen häufig ihre Kinder auf dem Radweg parkend ein- und aussteigen.

Dazu die Pressesprecherin der Stadt Maresa Hilleringmann: „Seit Jahren kontrolliert das Ordnungsamt regelmäßig die Verkehrssituation rund um die Schulen. Es ist leider so, dass viele Eltern zum Bringen oder Abholen ihrer Kinder rücksichtslos auf den Rad- oder Gehwegen halten und andere gefährden.“

Morgens setzen viele Eltern ihre Kinder auf dem Radweg an der Gesamtschule ab.

Morgens setzen viele Eltern ihre Kinder auf dem Radweg an der Gesamtschule ab. © Dieter Düwel

Darüber hinaus kommt es auch häufig an der Wartburgstraße im Bereich des Hauptbahnhofs zur Behinderung des Radverkehrs, beispielsweise durch Paketzusteller, sowie an der Bochumer Straße im Bereich Grüner Weg.

Lothar Widlitzki verweist aktuell auf den Abschnitt der B235 zwischen Pallasstraße und Engelsburgplatz: „Hier stehen ständig zwei bis drei Autoauflieger am Straßenrand, auch nachts und am Wochenende. Da ist man dann als Radfahrer gezwungen, in den Autoverkehr der B235 auszuweichen.“

Hohe Bußgelder

Was viele Autofahrer offensichtlich nicht wissen: das Anhalten und Parken auf Radwegen ist verboten. Seit November 2021 gilt der neue Bußgeldkatalog. Danach sind die Strafgelder erheblich erhöht worden. Je nach Schwere des Verstoßes muss ein Autofahrer, der seinen Wagen auf dem Radweg parkt, zwischen 50 und 100 Euro berappen. Bei schweren Verstößen kommt ein Punkt in Flensburg dazu.

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Aber wer kontrolliert das Parkverbot auf Radwegen? Die Polizei? Das Ordnungsamt? Die Polizei ist nicht zuständig, wie uns Annette Achenbach von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Recklinghausen mitteilte: „Die Polizei ist für den ruhenden Verkehr, also Parkverstöße, nicht zuständig. Das macht die jeweilige Kommune, also das Ordnungsamt.“

Regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt

Nach Aussage der örtlichen Pressesprecherin Nicole Fulgenzi ahndet das Castrop-Rauxeler Ordnungsamt Parkverstöße mit Nachdruck: „Jeder Beschwerde wird nachgegangen. Je nach Wetterlage und Einsatzgebiet sind Mitarbeiter auch selbst per Rad oder zu Fuß unterwegs. Es kommt häufig zu Verwarnungen. Auch Bußgelder werden verhängt.“

Parkende Autos sind oft ein Hindernis für Radfahrer, sodass sie gezwungen werden, den Radweg zu verlassen.

Parkende Autos sind oft ein Hindernis für Radfahrer, sodass sie gezwungen werden, den Radweg zu verlassen. © Dieter Düwel

Beschwerden erreichen den Bereich Ordnung auf unterschiedlichen Wegen, vor allem auch über verschiedene Apps wie die CAS-App oder die App „Wegeheld“. Es gibt inzwischen mehrere Apps, die Radfahrer benutzen, wenn sie genervt von Autofahrern sind, die die Radwege zustellen.

Anzeigen per „Wegeheld“

Mit der Anzeige-App „Wegeheld“ können Fotos von Falschparkern gemacht werden, die kurz mal eben Brötchen holen oder die längere Zeit Radwege blockieren. Die Anzeigen gegen Falschparker lassen sich ganz leicht per Klick an das Ordnungsamt weiterleiten.

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Aber Vorsicht bei der Meldung von Falschparkern! Die einschlägigen Apps dürfen für eine Anzeige genutzt werden. Aufpassen sollte man allerdings, wenn man auch ein Foto des geparkten Fahrzeugs machen und per Falschparker-App veröffentlichen möchte. In dem Fall müssen Kennzeichen und gegebenenfalls abgebildete Personen unkenntlich gemacht werden. Sonst droht eine Anzeige wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten.

ADFC rät zur Drittanzeige und gibt Tipps

Martin Kühl-Lukas, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Castrop-Rauxel, empfiehlt eine „Drittanzeige“, die auch vom örtlichen Ordnungsamt weiterverfolgt wird. Wie geht man bei einer solchen Anzeige vor?

„Ein Radfahrer, der auf seinem Weg von einem parkenden PKW behindert wird, sollte erst einmal an einem sicheren Ort anhalten und nicht die Fahrbahn, den Radweg oder den Bürgersteig blockieren. Dann sollte er mit dem Smartphone ein oder mehrere Fotos vom Verstoß machen.“

Heftige Streitigkeiten möglichst vermeiden

Kühl-Lukas rät, auch noch ein Foto von der nächsten Hausnummer zu machen, um zu dokumentieren, wo der Vorfall genau stattgefunden hat. Nach Möglichkeit sollte auch ein Verbotsschild wie „Absolutes Halteverbot“ gleich mit auf demselben Foto erfasst werden.

Danach werden die Fotos vom Verstoß per E-Mail an die Bußgeldstelle (verkehr@castrop-rauxel.de) gesendet. Einen Mustertext dazu findet man auf der Seite des ADFC Düsseldorf unter www.duesseldorf.adfc.de.

Der ADFC-Vorsitzende weist darauf hin, dass Autofahrer manchmal sehr aggressiv reagieren. Sein Rat: „Heftige Streitigkeiten sollte man vermeiden und gelassen bleiben. Man muss ja nicht jeden Falschparker zur Anzeige bringen.“

Elternhaltestellen vor Schulen

In vielen Städten gibt es bereits Lösungen, die das Problem des Parkens auf Radwegen ein wenig lindern. Die Einrichtung von Lieferzonen für Paketzusteller oder Elternhaltestellen vor Schulen sind nur zwei Beispiele. Oder man macht’s wie in Herne. Da fährt der Kurierdienst UPS mit einem Lastenfahrrad durch die Innenstadt. Das bedeutet übrigens weniger Lärm, weniger Abgase und weniger Parkplatzsorgen.

VERSTOSS, BUSSGELD, PUNKTE IN FLENSBURG


Was kostet das Halten und Parken auf Radwegen?

Halten auf dem Radweg: 50 €

  • mit Gefährdung: 70 €
  • bei einem Unfall: 90 €

Halten auf einem Schutzstreifen: 55 €

  • mit Behinderung: 70 €, 1 Punkt
  • mit Gefährdung: 80 €, 1 Punkt
  • bei einem Unfall: 100 €, 1 Punkt

Parken auf dem Radweg: 55 €

  • mit Behinderung: 70 €, 1 Punkt
  • über eine Stunde: 70 €, 1 Punkt
  • über eine Stunde mit Behinderung: 80 €, 1 Punkt
  • über eine Stunde mit Gefährdung: 80 €, 1 Punkt
  • über eine Stunde mit Sachbeschädigung: 100 €, 1 Punkt