Mit mehrseitigen Anordnungen werden die Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler von der Stadt in Quarantäne geschickt. © privat/dpa

Coronavirus

Quarantäne: Über 1000 Castrop-Rauxeler dürfen ihr Haus nicht verlassen

Seit knapp neun Monaten werden Castrop-Rauxeler wegen Corona in Quarantäne geschickt. Seit Oktober trifft es immer mehr Bürger. Jetzt liegen erstmals genaue Zahlen vor.

Castrop-Rauxel

, 20.11.2020 / Lesedauer: 3 min

Es ist ein schlichtes Amtsschreiben, das die nahe Zukunft des Empfängers auf den Kopf stellt: Wer sich mit Corona infiziert hat oder zu engen Kontakt zu einer infizierten Person hatte, muss in Isolation, das heißt: Er darf seine Wohnung oder sein Haus nicht mehr verlassen.

Die Quarantäne-Verfügung legt es genau fest: Wann beginnt die Quarantäne, wann endet sie? Was soll man machen und worauf achten? Und das für jedes Mitglied eines Haushalts. Auch Kinder beispielsweise bekommen eine eigene Quarantäne-Anordnung.

Seit Beginn der Pandemie haben knapp 4500 Castrop-Rauxeler ein solches Schreiben vom Ordnungsamt erhalten. So viele Quarantäne-Verfügungen sind seit März 2020 in der Europastadt ausgestellt worden, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Das zeigt, dass die Quarantäne insgesamt gesehen gut fünf Mal mehr Menschen betraf als die Stadt Infizierte aufweist. Laut Statistik des Kreises Recklinghausen sind seit März 833 Castrop-Rauxeler nachweislich an Corona erkrankt (Stand 19.11.).

Im Juli gab es nur 150 Quarantäne-Bescheide

Ein Blick auf die Zahl der Quarantäne-Bescheide in einzelnen Monaten spiegelt auch den Verlauf der Pandemie gut wider: Im April, als die erste Corona-Welle übers Land rollte, wurden in Castrop-Rauxel ungefähr 350 Quarantäne-Bescheide zugestellt. Im Juli, als die Fallzahlen sehr niedrig waren, waren es nur 150.

Im Oktober dann stieg die Zahl der Infizierten sprunghaft, der Kreis Recklinghausen knackte binnen weniger Tage erst die 35er-, dann die 50er-Inzidenz und es wurde weit mehr getestet als im Frühling. All das ließ auch die Zahl der Bescheide in die Höhe schnellen: 2800 Personen wurden seit Oktober in die häusliche Isolation geschickt. Das heißt: Von allen Quarantäne-Verfügungen entfielen mehr als die Hälfte allein auf die vergangenen gut sieben Wochen.

Gerade bei Fällen in Kindertagesstätten und Schulen müssen sich schnell größere Gruppen in Quarantäne begeben. So mussten jüngst nach einem bestätigten Fall an der Grundschule am Hügel 29 Personen in die Isolation. Nach drei positiven Fällen an der Fridtjof-Nansen-Realschule mussten zunächst 63 Schüler in Quarantäne. Später kamen noch weitere hinzu.

1200 Castrop-Rauxeler befinden sich derzeit in Quarantäne

Derzeit dürfen 1200 Castrop-Rauxeler ihr Zuhause nicht verlassen. So viele aktuell gültige Quarantäne-Bescheide gibt es der Stadtpressestelle zufolge. Zur Einordnung: Laut dem Kreis Recklinghausen sind 144 Castrop-Rauxeler nachweislich an Covid-19 erkrankt. Im Schnitt gibt es damit 8,3 Quarantänefälle pro Infiziertem.

Ein Zwangsgeld in Höhe von 5000 Euro droht jedem, der sich nicht an die Quarantäne-Vorschriften hält. © Stadt Castrop-Rauxel

Die Entscheidung, wer in Quarantäne muss, fällt das Kreisgesundheitsamt. Das Ordnungsamt der Stadt stellt die Bescheide zu – und zwar alle persönlich. Immer noch persönlich. Trotz stark gestiegener Anzahl, wie eine Nachfrage bei der Stadt ergab. Zu schaffen sei das noch, heißt es. Aber nur noch „durch den hohen Einsatz der Mitarbeitenden“, betont die Stadt. Und dank Hilfe aus anderen Abteilungen. So unterstützen Mitarbeiter der Forum GmbH und aus den Schwimmbädern seit dem „Lockdown Light“ das Ordnungsamt.

Allerdings reicht selbst das nicht aus: Unserer Redaktion liegt eine Quarantäne-Anordnung der Stadt Castrop-Rauxel vom 9. November 2020 vor, in dem eine Quarantäne bis exakt zu diesem 9. November 2020 angeordnet wurde. Der Brief kam am 10. November bei dem Betroffenen an, nachdem die Anordnung bereits nicht mehr galt - und das betroffene Kind den ersten Tag wieder in die Schule ging. „Wir sind bis zu der offiziellen Anordnung immer nur durch die Schule informiert worden“, sagt eine Betroffene. Kontakt zum Ordnungs- oder Gesundheitsamt habe es vor dem Schreiben nicht gegeben.

Wenig Zeit für Kontrollanrufe

Wer in Quarantäne ist, muss damit rechnen, mehrmals vom Kreisgesundheitsamt angerufen zu werden. Allerdings werden auch hier die Kapazitäten knapp: Telefonate mit Erkrankten würden in jedem Fall geführt, sagt Kreissprecherin Svenja Küchmeister. Hier gehe es vor allem auch um eine Einschätzung: Wie verläuft die Krankheit? Klingen die Symptome ab? Reine Kontrollanrufe bei nicht nachweislich erkrankten Personen in Quarantäne seien zur Zeit aber höchstens „stichprobenartig“ drin.

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