Papst Franziskus bei einer Audienz im Vatikan am 13.12. In dieser Halle versammeln sich Tausende von Gläubigen. © dpa

Vatikan

Post vom Papst: Franziskus betet jetzt für einen Castrop-Rauxeler

Thomas Frauendienst aus Castrop-Rauxel hat an den Papst geschrieben. Er bekam eine Antwort vom Vatikan und sendete gleich seinen Dank zurück. Und eine Einladung. Es geht um Missbrauch in der Kirche.

Castrop-Rauxel

, 15.12.2021 / Lesedauer: 3 min

Am 7. September schrieb Thomas Frauendienst einen Brief an Papst Franziskus. Und nun ist etwas eingetreten, womit er nie gerechnet hätte: Er hat eine Antwort aus dem Vatikan erhalten.

„Sehr geehrter Heiliger Vater“ schrieb der Castrop-Rauxeler handschriftlich in seinem Brief von Anfang September. Er habe die Hoffnung, hieß es darin, dass Franziskus als Oberhaupt von zwei Milliarden Menschen diejenigen von ihrer Qual erlösen möge, „die unsere Liebe, Mitgefühl und Hilfe brauchen: nämlich die Missbrauchsopfer der Kirche“.

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Frauendienst selbst ist anerkanntes Missbrauchsopfer. Er wurde nach seiner Geburt 1964 in ein Hagener Heim für Menschen mit Behinderungen abgegeben, weil er mit verdrehten Füßen auf die Welt kam. Er geht davon aus, dass er Contergan-Geschädigter ist, erlebte dann aber im Heim „die Hölle von Volmarstein“, in seinem Fall sexuelle Gewalt gegen andere Kinder und gegen sich selbst. Aus zwei Fonds wurde Frauendienst bis dato entschädigt.

Das Schreiben von Thomas Frauendienst an Papst Franziskus. Der Castrop-Rauxeler kämpft um Anerkennung, Sühne und Gerechtigkeit. © Tobias Weckenbrock

Seit längerem führt er eine Korrespondenz mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Der geriet Anfang 2021 ins Visier des Castrop-Rauxelers, als er einen Untersuchungsbericht über Missbrauchstaten in seinem Erzbistum nicht zur Veröffentlichung freigab. Thomas Frauendienst schrieb dem Erzbischof mit der Aufforderung, die Verantwortung zu übernehmen und auf die Opfer einen Schritt zuzugehen.

Doch Kardinal Woelki ließ seine Büroleiterin antworten, er habe aufgrund der vielen Zuschriften und Termine keine Zeit für ein Einzelgespräch. Frauendienst solle sich an das Erzbistum Paderborn wenden.

Roberto Cona antwortet aus dem Vatikan

Statt an Paderborn wandte Frauendienst sich aber an den Stuhl des Heiligen Vaters in Rom. Und erhielt von dort am 18. November eine Antwort: Prälat Luigi Roberto Cona aus dem Staatssekretariat des Vatikan schreibt ihm. „Hiermit bestätige ich Ihnen den Eingang Ihres Schreibens vom 7. September an Papst Franziskus und darf Ihnen versichern, dass Ihr Anliegen zur Kenntnis genommen wurde.“

Der Castrop-Rauxeler Thomas Frauendienst ist anerkanntes Missbrauchsopfer und setzt sich aktiv auch für andere Missbrauchsopfer ein. © Marit Langschwager

Prälat Cona ist seit 2019 als Assessor in der Regierungszentrale des Vatikanstaats zuständig für „Allgemeine Angelegenheiten“. Eine Art Minister also. Aber was schreibt er nun inhaltlich? Nicht viel mehr. „Gerne schließt Seine Heiligkeit Sie in sein Gebet ein und erbittet Ihnen von Herzen Gottes Schutz und Segen“, heißt es noch. „Mit freundlichen Grüßen...“. Anbei ist außerdem ein Porträtfoto des Papstes.

Frauendienst wäre nicht er selbst, wenn er nicht schon geantwortet hätte. Am 1.12. schreibt er an die Apostolische Nuntiatur, eine Art Vatikanische Botschaft in Berlin: „Vielen Dank für Ihr Schreiben. Ich finde Ihre Entscheidung richtig, Kardinal Woelki für sechs Monate sein Amt ruhen zu lassen“, schreibt er. Papst Franziskus hatte dem Kölner Kardinal eine Auszeit und Bedenkzeit bis März 2022 verordnet.

Frauendienst: Woelki soll 10.000 Euro im Monat abgeben

Er wolle überdies vorschlagen, so Thomas Frauendienst, dass Woelki bis zu seinem Lebensende 10.000 Euro im Monat von seinem Gehalt abgeben müsse, die auf ein Stiftungskonto der Kirche überwiesen würden. Daraus sollten Opfer sexualisierter Gewalt entschädigt werden, steht in seinem Brief an den Papst. Sein monatliches Salär liegt bei rund 13.800 Euro. „Dann hat er ja noch 3800 Euro für sich“, sagt Frauendienst.

„Lieber Heiliger Vater Franziskus“, schreibt der Castrop-Rauxeler, „wenn Sie mal in Deutschland sind: Wir laden Sie gern ein auf einen Kaffee in Köln oder Castrop-Rauxel und sollten wir mal in Rom sein, vielleicht ergibt es sich, dass man sich im Petersdom sieht.“

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