Post-Zusteller in Deutschland sollen mehr verdienen. Die Vereinige Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) fordert in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post / DHL 15 Prozent mehr Gehalt für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten. Auch in Castrop-Rauxel wirkte sich jetzt ein Warnstreik auf die Zustellung aus. Kommende Woche geht es in die nächste Verhandlungsrunde. Droht dann auch ein größerer Warnstreik?
In Castrop-Rauxel legten nach Angaben von Post-Sprecher Rainer Ernzer zehn Kollegen auf zwei Tage verteilt ihre Arbeit nieder. Das geschah schon am Freitag und Samstag vergangener Woche, als Verdi bundesweit zum Warnstreik aufgerufen hatte.
Rund 75 Mitarbeiter hat die Post in Castrop-Rauxel. Sie arbeiten seit dem Frühjahr 2022 am Logistikstandort am Deininghauser Weg in Ickern und schwärmen von dort in die rund 40 Zustellbezirke aus, in die Castrop-Rauxel aufgeteilt ist. 200.000 Sendungen, ob Päckchen oder Briefe, gehen von hier aus Woche für Woche in die Briefkästen der rund 35.000 Haushalte und Betriebe in der ganzen Stadt.
So soll es am Wochenende und Anfang vergangener Woche auch zum Teil zu verzögerter Zustellung gekommen sein, räumt Sprecher Rainer Ernzer ein. Genau beziffern könne er das aber nicht. „Am Dienstag waren die Sachen, die verzögert ausgeliefert waren, aber dann spätestens zugestellt“, erklärt er.
Ob es jetzt bis zur nächsten Verhandlungsrunde zu weiteren Warnstreiks mit Arbeitsniederlegungen komme, sei aus Sicht der Post noch unklar. Fest steht, dass am 8./9.2. eine neue Verhandlungsrunde terminiert ist, die bisher dritte.
Post will wohl Angebot vorlegen
„Wir als Unternehmen legen dem Verhandlungspartner dann ein Angebot vor“, sicherte er zu. Der Konzern verstehe nicht, warum es bisher schon zu Warnstreiks gekommen sei. „Es war klar aus den Vorgesprächen, dass es ein konkretes Angebot zur dritten Runde geben wird“, so Ernzer.
Die Gewerkschaft Verdi sagte, dass sie nach der zweiten Verhandlungsrunde (18./19.1.) eben ohne Ergebnis auseinandergegangen seien. „Die Arbeitgeber haben sich sehr deutlich geäußert, dass sie nicht bereit sind, den Reallohnverlust und die Inflation auszugleichen“, so die stellvertretende Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. „Die Sichtweise, das sei nicht finanzierbar, ist für uns nicht akzeptabel. Unsere Tarifforderungen sind notwendig, gerecht und machbar“, wird Kocsis in einer Mitteilung der Gewerkschaft zitiert.
Welche Auswirkungen die weiteren Tarifverhandlungen auf die Menschen in Castrop-Rauxel haben, ist noch offen. „An den Streiks vom 19.1. bis 21.1.2023 haben sich mehr als 30.000 Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Vom 26. bis 28.1. waren es über 42.000 Mitglieder“, so Verdi. „Ein starkes Signal an die Arbeitgeber!“
4000 am Dienstag in Dortmund?
Für Dienstag (7.2.) um 11 Uhr wird zu einer Kundgebung auf dem Friedensplatz in Dortmund aufgerufen. Möglicherweise betrifft das dann auch die Zustellung in Castrop-Rauxel. „Aus ganz NRW werden 4000 Leute in Dortmund erwartet“, sagte der Dortmunder Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Rieck-Hencke am Donnerstag im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 62-Jährige ist für rund 5100 Beschäftigte der Deutschen Post und DHL im Bereich der Niederlassung Dortmund, also in den Postleitzahlenbereichen 44 und 59, zuständig.
Zuletzt seien die Löhne zum 1. Januar 2022 um zwei Prozent angehoben worden – basierend auf dem vorherigen Tarifabschluss, der noch unter anderen wirtschaftlichen Voraussetzungen erfolgt sei. Zu wenig für Verdi und viele der Beschäftigten. Der überwiegende Teil habe ein niedriges Einkommen und könne Reallohnverluste schlichtweg nicht verkraften, meint Verhandlungsführerin Kocsis.
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