
Meine Kollegin Aleyna-Sofie Dülger nennt die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht einen Erfolg. Ich sehe das anders.
Am Abend des 9. November war der ganze Simon-Cohen-Platz mit Menschen gefüllt. Der ehemalige Standort einer Synagoge ist ein schöner beziehungsweise passender Ort für das Gedenken an die Opfer der Shoah.
Schön war auch die Veranstaltung. Zu schön, wenn man bedenkt, worum es geht: Den Kampf gegen Rassismus in unserem Alltag, welcher zentraler Bestandteil der Reden war.
Hass und Hetze wurde mit ausgedruckten Facebook-Kommentaren eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Vorträge dazu waren zwar rührend, aber inhaltsleer. Bürgermeister Kravanja sagt, er findet Rassismus gar nicht gut. Die Antirassismus AG des ASG dokumentiert: Es existiert Rassismus, sogar in der Schule.
Ja, Mensch und wat nu‘?
Der Name der Veranstaltung: Wi(e)derworte. Doch statt Widerworte gibt es bunte Kärtchen mit Sprüchen. „Worum geht es hier?“, frage ich mich. „Wurde 1939 ein Jude auf Facebook beleidigt?“
Worte zur systematischen Vernichtung von Millionen fielen nämlich nicht. Eine Erwähnung des Faschismus, der ganz Europa ins Unglück stürzte, gab es nicht.
Viele Bürgerinnen und Bürger Castrop-Rauxels kamen zum Gedenken an die Pogrome. Sie wollten gedenken, sich erinnern, Widerworte geben. Bürgermeister und Aktivisten wären in der Pflicht gewesen, klare Kante zu zeigen und als starkes Vorbild voranzugehen. Stattdessen verrannten sie sich in einer Thematik, die nicht den angemessenen Ton traf.
Den Meinungsbeitrag „Veranstaltung hält die Erinnerung wach“ lesen Sie hier.
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Gedenken am 9. November: Die Veranstaltung hält die Erinnerung an die Naziverbrechen wach
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