Online-Pflanzenhändler aus Castrop-Rauxel ist insolvent Großer Ausverkauf beim Palmenmann

Nach Jahren mit Millionenumsätzen: Der Palmenmann ist insolvent
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Wer Pflanzen hegt und pflegt, der kam gerade in den „Corona-Jahren“ wohl nicht an ihm vorbei: Thomas Knappe. Besser bekannt ist der 52-Jährige wohl als der Palmenmann. Der beliebte Online-Pflanzenhändler mit Sitz in Castrop-Rauxel-Merklinde blickt auf fast 20 Jahre Erfahrung mit Palmen, Olivenbäumen, Zimmerpflanzen und mehr zurück. Doch im August hat die GmbH Insolvenz angemeldet. Das dazugehörige Verfahren am Amtsgericht Bochum startet zum 1. November.

„Wir sind aktuell zahlungsunfähig“, erklärt Thomas Knappe im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Dortmunder führt das auf diverse Probleme zurück. So sei irgendwann ein „Rattenschwanz“ entstanden, „den wir nicht mehr aufhalten konnten“.

Umsatzrückgang von 30 bis 35 %

Begonnen habe alles im vergangenen Jahr. Energiekrise und Inflation seien da für den „Palmenmann“ eine „durchaus große Herausforderung“ gewesen, erklärt Thomas Knappe. Der Winter bedeute für einen Pflanzenhändler schon generell eine eher umsatzschwächere Zeit. „Saisonbedingt haben wir da natürlich weniger Umsätze als zum Beispiel im Frühjahr, wenn eben gepflanzt wird. Von daher taten die deutlich höheren Energiekosten natürlich gleich doppelt weh.“ Das rückläufige Konsumverhalten der Menschen sei dann noch obendrauf gekommen. „Die Leute sind da eben vorsichtiger geworden.“ So habe sein Unternehmen in 2022 einen Umsatzrückgang von 30 bis 35 Prozent verzeichnet und erstmals Verlust gemacht, sagt er.

Ein halbvolles Gewächshaus mit Pflanzen
Der Ausverkauf beim Palmenmann hat längst begonnen. Viele Pflanzen sind schon verkauft. © Anna Katharina Wrobel

„Das hätte man noch schlucken können“, ist Thomas Knappe überzeugt. „Aber es kamen eben noch die anderen Sachen dazu.“ Mal waren es die Pflanzenproduzenten, die eine Reservierung nicht einhielten und platzen ließen. Dann wiederum gab es Probleme mit dem Online-Bezahldienst-Anbieter PayPal. „Die haben dieses Frühjahr, weil wir da eben auch wieder diesen Umsatzanstieg hatten, zunächst Gelder einbehalten und nicht ausgezahlt.“

„Zu groß für mich alleine“

In der Folge habe er weniger Geld zur Verfügung gehabt, konnte weniger neue Pflanzen bestellen. „Dann kamen, auch verständlicherweise, die ersten Stornierungen. Und dann die schlechten Bewertungen.“ Es gab Probleme im Lager. Und im Kundenservice. Selbst zur Hochphase – während Corona, als das Unternehmen zeitweise 65 festangestellte Mitarbeitende zählte und einen Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro hatte – „konnte ich das leider irgendwann nicht mehr auffangen“, bedauert Knappe. „Wir sind irgendwann vielleicht auch einfach zu schnell gewachsen. Das war zu groß für mich alleine“, sagt er heute.

Aktuell hat der Palmenmann noch knapp 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die haben von August bis Oktober Insolvenzgeld erhalten. Ab November müssen wir schauen, wer noch weiter bleiben kann“, erklärt Thomas Knappe. Den Standort an der Merklinder Straße wird er definitiv aufgeben – spätestens zum Ende des Jahres. Mit dem Palmenmann aber will er weitermachen. Sein bestellter Insolvenzverwalter Michael Wöltek sei bereits dabei, „die Möglichkeiten für die Sanierung des Unternehmens auszuloten“. Und auch Knappe hat natürlich einige Ideen.

„Mir schwebt ein Palmenmann 2.0 oder aber auch Palmenmann Light vor. Vielleicht dann ohne einen Vor-Ort-Verkauf“, sagt er. „Dafür brauchen wir als Erstes ein neues Objekt.“ Er sei bereits auf der Suche und besichtige potenzielle Standorte – auch in Castrop-Rauxel. Denn, so sagt er: „Die Stadt ist hier schon immer sehr an unserer Seite gewesen und hat uns unterstützt.“ Außerdem sei er auch auf der Suche nach einem Investor. „Ich bin zuverlässig, dass Herr Wöltek und ich da eine Lösung finden werden“, sagt Thomas Knappe.

  • Der Ausverkauf beim Palmenmann, www.palmenmann.de, hat bereits begonnen. Aktuell gibt es dort 70 Prozent auf viele Pflanzen.
  • Die Gewächshäuser an der Merklinder Straße 148-150 können außerdem zu den Öffnungszeiten besichtigt werden: montags bis donnerstags von 9 bis 16.15 Uhr sowie freitags von 9 bis 15 Uhr.

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