Ökologische Kurzsichtigkeit Amerikanische Roteiche als Deutschlands Baum des Jahres

Ökologische Kurzsichtigkeit: Amerikanische Roteiche als Deutschlands Baum des Jahres
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Es gibt heute Nominierungen und Auszeichnungen und Tage für irgendwie alles auf dieser Welt. Vieles davon ist komplett überflüssig. Wie das mit den Pflanzen des Jahres aussieht, die jedes Jahr von gärtnerischen Vereine, Stiftungen und Verbänden gekürt werden, ist zwischen Gartenfreunden ebenso umstritten wie die Wahl zum Bier des Jahres zwischen Anhängern der Hopfen-Kaltschale. Also sehr.

Mit einem Messer trennt jemand die Blätter und Stiele von einem Kohlrabi.
Der Kohlrabi gehört erstaunlicher Weise zu den Blattkohlarten. © picture alliance / Karolin Krämer/dpa-tmn

Das beginnt schon beim Gemüse. Nach der Roten Bete, die 2023 und 2024 vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt zum Gemüse des Jahres gewählt worden war und für so manchen Esser nun gar kein Genuss ist, ist 2025 und 2026 nun der Blattkohl an der Reihe.

Dazu gehört nicht nur der Grünkohl, der seit einigen Jahren ein fulminantes Revival hinlegte, sondern auch der Schwarzkohl. Und, was man beim Begriff Blattkohl nicht unbedingt vermuten muss, auch der Kohlrabi. Kohl, das ist bekannt, gilt vielen Menschen als wahre Wunderwaffe der Ernährung, Kohl ist aber bei mindestens ebenso vielen Menschen ein absolutes No Go auf dem Teller. So wie für Pils-Trinker ein Alt.

Während die Staude des Jahres wohl nicht viele Diskussionen auslösen dürfte, sieht das beim Baum 20025 schon anders aus. Die Wahl zur Staude des Jahres hat das Kaukasus-Vergissmeinnicht gewonnen. Die mehrjährige Staude ist besonders wegen ihrer großen und herzförmigen Blätter beliebt, die bei einigen Sorten auffällig silbern durchzogen sind. Schön sollen aber auch ihre kleinen blauen Blüten sein, so die Entscheidungs-Jury. Geschenkt.

Gar nicht geschenkt findet dagegen so mancher Fan von örtlicher Flora den Baum, der da für 2025 erwählt wurde. Denn die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung, die diesen Titel alljährlich vergibt, hat ihn für 2025 der Roteiche zugesprochen, einem ursprünglich aus Nordamerika stammenden Baum. Das finden viele Naturschützer nicht gerade geschickt. Denn im Vergleich zu heimischen Eichenarten soll die Roteiche weniger wertvoll für Insekten und Wildtiere sein.

Aus Sicht des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) habe man mit der Baum-Wahl eine polarisierende Diskussion ausgelöst. Zumal die Roteiche in Deutschland nur eine geringe Rolle bei der Waldfläche spiele. Nach der gerade veröffentlichten Bundeswaldinventur nehmen laut BDF die Roteichen gerade einmal ein Prozent der Waldflächen ein. Und als Gartenbaum eignet sich die Roteiche bei ihrer Größe auch nicht.

Bliebe noch die „Heilpflanze des Jahres“. Das ist aktuell die Sommer- und Winterlinde geworden. „Die Linde hat viele Schleimstoffe, das sorgt dafür, dass ein Hustenreiz gestillt wird. Man kann im Prinzip die Krankheit rausschwitzen – so hat man früher gesagt“, so Lilian Franz, die eine Wildkräuter-Schule hat und Expertin für Heilpflanzen und Kräuter ist. Häufig werden die duftenden Blüten der Linde als Tee gekocht, der schweißtreibend und entzündungshemmend wirken soll.

In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.