
© Ronny von Wangenheim
Es darf gepflückt werden: Auf städtischen Obstwiesen gibt’s Äpfel und Birnen
Städtische Obstwiesen
Regionaler und frischer geht es nicht. Äpfel, Birnen und Quitten von städtischen Obstwiesen dürfen von allen geerntet werden. Erste Apfelpflücker haben aber schlechte Nachrichten.
Köstliche aus Charneux, Gellerts Butterbirne oder Roter Berlepsch: Das klingt doch geradezu zum Reinbeißen. Der Griff zum reifen Obst über den Gartenzaun hinweg ist eigentlich verboten. Doch in diesem speziellen Fall fordert die Stadt geradezu dazu auf. Reife Früchte können in diesen Tagen auf städtischen Obstwiesen geerntet werden. Das wird allerdings nicht so leicht wie im vergangenen Jahr.
Im September und Oktober werden Äpfel und Birnen reif. „Fühlt sich die Birne leicht weich an und lässt sich der Apfelstiel problemlos vom Ast lösen? Dann sind die Früchte vollreif und pur ein Genuss“, rät der Bereich Stadtgrün und Friedhofswesen. Aber auch Fallobst kann genutzt und zu Saft oder Mus weiterverarbeitet werden.
Auf „Daniels kleiner Farm“ an der Bochumer Straße 275 kurz vor der Stadtgrenze zu Bochum befinden sich einige der städtischen Obstwiesen. Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Quitten wachen hier. Simone Pelster und Jörg Rüngeler haben am Donnerstag (23.9.) bereits zwei große Taschen mit Äpfeln gefüllt. Auch eines der Alpakas, die hier leben, bedient sich an herumliegenden Äpfeln, ohne die beiden Menschen groß zu beachten.
Nasser Sommer hat dem Obst nicht gut getan
Simone Pelster ist allerdings nicht zufrieden. Sie zeigt auf Äpfel in ihrer Hand. Sie haben Flecken, nur wenige sehen makellos aus. „Die Äpfel sind teilweise am Baum verfault“, sagt sie. „Es war viel zu feucht in diesem Jahr“. 2020, ja das sei ein tolles Apfeljahr gewesen, schwärmt sie. Es ist also etwas mühsamer, seine Beute zu machen. Was damit geschieht, weiß Simone Pelster allerdings schon ganz genau: „Apfelkuchen, Apfelstrudel und Apfel-Aufgesetzter.“

Viele Äpfel werden jetzt reif und können geerntet werden. © Stadt Castrop-Rauxel
Daniel Hischke bestätigt die Einschätzung. Auch die Quitten, die noch reifen müssen, seien kleiner als sonst. Er wird auch in den kommenden Wochen Obstpflückern den Weg zu den städtischen Obstbäumen öffnen. „Normalerweise mache ich darauf auf unserer Homepage aufmerksam“, sagt er. Aber noch lohne diese Werbung nicht. Für Obstsammler hat er dann sogar einen Obstpflücker am Stiel bereit.
Die Obstwiesen hier sind nur einige der vielen im Stadtgebiet, wo man in diesen Wochen fündig werden kann. Klaus Breuer, Leiter des Bereichs Stadtgrün und Friedhofswesen, sorgt mit seinem Team dafür. „Das Pflücken von Äpfeln am Wegesrand – besonders meine Lieblingssorte, die Rote Sternrenette – ist für mich eine schöne Kindheitserinnerung. Auch jetzige und künftige Generationen von Kindern sollen das erleben“, sagt er.
Obstwiesen sind Lebensraum für 5000 Tier- und Pflanzenarten
Seit 1990 pflanzt der Bereich Stadtgrün und Friedhofswesen bereits Obstbäume auf städtischen Grundstücken, wie zum Beispiel auf Wiesen und dem Gelände von Schulen. Dies hat unter anderem historische Gründe, denn bis in die 1980er-Jahre war auch das ländliche Umfeld von Castrop-Rauxel gestaltet durch Streuobstwiesen und landschaftsprägende Obstbaum-Alleen.
„Besonders hervorzuheben ist jedoch der hohe ökologische Wert der Obstbäume. Nicht nur Menschen, auch Tiere erfreuen sich an dem prächtigen Blütenflor im Frühjahr, der zahlreiche Insekten mit Pollen und Nektar ernährt“, erklärt Klaus Breuer
So ist eine einzige Obstwiese oder -allee Nahrungs-, Lebens- und
Vermehrungsraum für bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten und gehört damit zu den artenreichsten Biotop-Typen in Mitteleuropa. Dabei ist gerade die Pflanzung alter Sorten wichtig, um der genetischen Verarmung entgegenzuwirken.
Insgesamt stehen deswegen mittlerweile rund 1000 Bäume alter Obstsorten – wie der Rote Berlepsch (Apfel), die Gellerts Butterbirne oder die Hedelfinger Riesen-Kirsche – an 26 Stellen im Stadtgebiet. Ihre Früchte sind häufig auch für Allergiker geeignet.
Obstwiesen zum Selberpflücken
- Fündig wird man zum Beispiel auf Obstwiesen in Henrichenburg, Ickern, Castrop, Behringhausen, Obercastrop, Bövinghausen, auf Schwerin und in Dingen. Hier findet man Birnen und Äpfel oder – im nächsten Juni und Juli wieder – Kirschen zum kostenlosen Selberpflücken.
- Wo sich die einzelnen Obstwiesen genau befinden, ist im CasGeoportal unter der Kartenrubrik „Natur und Umwelt“, das Symbol mit dem Baum, verzeichnet: www.castrop-rauxel.de/geoportal