Neues Gerät für Krankenhaus in Castrop-Rauxel „Wir erkaufen uns mehr Sicherheit für den Patienten.“

Wenn Nuklearmedizin auf Radiologie trifft: Neues Gerät am Rochus
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Es ist ganz neu im Medizinischen Versorgungszentrum Prof. Uhlenbrock (MVZ) am Standort Castrop-Rauxel: ein Spect/CT-Gerät. Hier treffen zwei Fachrichtungen aufeinander, Radiologie und Nuklearmedizin, das Ganze zum Nutzen der Patienten.

Das hochmoderne Diagnoseinstrument in der Nuklearmedizin kann bei vielen Krankheiten eingesetzt werden. Tumore, Knochenentzündungen, aber auch Durchblutungsstörungen zum Beispiel im Herzmuskel nennt Dr. Arne Scheffer, Leiter der Uhlenbrock-Standorte am Rochus-Hospital und am Katholischen Krankenhaus Dortmund-West. Aber auch Prothesenlockerungen kann man so genau auf die Spur kommen.

Zum Spect/CT-Gerät führt Arne Scheffer im Erdgeschoss des Rochus-Hospitals ein paar Gänge entlang ins Reich von Dr. Elke Schneider. Die Nuklearmedizinerin arbeitet eng mit dem Radiologen zusammen. Für sie ist das Gerät eine wunderbare Verbesserung zur Szintigrafie. Mit dieser Methode können bereits Tumore oder Entzündungen entdeckt werden. Aber: „Man kann nicht immer zuordnen, welcher Knochen es ist – gerade, wenn sie übereinanderliegen. Ist es das Schulterblatt oder die Rippe, das kann man erst mit dem CT genau sehen“, erläutert Elke Schneider.

Tintenklecks weist auf Erkrankung hin

Denn das neue Gerät kombiniert die Szintigrafie mit der Computertomografie. Mit ersterem wird erfasst, wie der Knochen verstoffwechselt. Dazu wird eine schwach radioaktive Substanz injiziert. „Wir sehen, wie sich der Stoff im Körper verteilt“, sagt Arne Scheffer. Das Bild, das die Gammakamera macht, sehe aus, wie wenn man etwas kopiert und die Tinte ist zu schwach. „Wenn etwas nicht gut ist am Knochen, er krank ist und mehr von dem injizierten Stoff aufnimmt, dann leuchtet das richtig. Dann haben sie an der Stelle einen richtigen Tintenklecks.“

Auch Entzündungen können so entdeckt werden. Diese Dynamik hat das CT nicht. Aber: „Damit kann man jetzt besser sagen, das ist vorne, rechts, links, im Wirbelkörper Nummer 4“, so Arne Scheffer. Die anatomische Zuordnung ist viel genauer.

Auch bislang wurden in bestimmten Fällen beide Methoden kombiniert. Doch dann war es so, dass Elke Schneider erst nach einer Szintigrafie ein CT empfahl. „Das ist für den Patienten eine zusätzliche Belastung. Er muss sich ja zweimal unter so ein Gerät legen“, sagt die Nuklearmedizinerin. Beim Spect/CT kann bei Bedarf das CT unmittelbar zugeschaltet werden. Und die Bilder können für die Analyse kombiniert werden, bieten also plastische 3D-Darstellungen, und müssen nicht nur nebeneinander betrachtet werden.

Besprechung: Der Bildschirm zeigt rechts das Szintigramm eines Patienten. Auffällige Stellen werden separat betrachtet. Links sieht man unten und in der Mitte die einzelnen Aufnahmen, oben die Kombination aus Szintigramm und CT.
Besprechung: Der Bildschirm zeigt rechts das Szintigramm eines Patienten. Auffällige Stellen werden separat betrachtet. Links sieht man unten und in der Mitte die einzelnen Aufnahmen, oben die Kombination aus Szintigramm und CT. © Ronny von Wangenheim

Die beiden Ärzte nennen konkrete Fälle. Bei einem Menschen, der einen Tumor hat, kann nach Metastasen in den Knochen gesucht werden. Das Szintigramm ist immer eine Ganzkörperuntersuchung. Das CT kann dann gegebenenfalls bestimmte Regionen genauer betrachten. Sieht man also bei den ersten Bildern des Spect eine Auffälligkeit am Oberschenkel, wird dann dieser Bereich zusätzlich mit dem CT untersucht.

Damit kann dann genauer geschaut werden: Wurde der Knochen vom Tumor „aufgefressen“ oder aber gebrochen, oder aber ist es im besten Fall keine Metastase, sondern ein alter, ausgeheilter Bruch.

Auch bei Knochenbrüchen, die längst nicht immer beim Röntgen entdeckt werden, gerade wenn sie frisch seien, so die beiden Ärzte, kann das neue Gerät hilfreich sein. Generell eigne sich das Spect/CT für viele orthopädische Fragestellungen. Arne Scheffer fasst zusammen: „Wir erkaufen uns mit der neuen Möglichkeit mehr Sicherheit für den Patienten.“ Der einzige negative Aspekt: Die Strahlenbelastung sei etwas höher. Deshalb werde das Spect/CT in der Regel nicht bei jungen Menschen eingesetzt.

Das neue Gerät im Castrop-Rauxeler MVZ Uhlenbrock kombiniert das Spect mit dem CT.
Das neue Gerät im Castrop-Rauxeler MVZ Uhlenbrock kombiniert das Spect mit dem CT. © Ronny von Wangenheim

Seit zwei Jahren ist Elke Schneider am Castrop-Rauxeler Standort des MVZ Uhlenbrock tätig. Nur deshalb kann das neue Gerät hier auch eingesetzt werden, weil es immer Ärzte beider Fachrichtungen braucht, so erläutert Arne Scheffer. Die Alternative wäre ein Doppel-Facharzt, aber die seien rar gesät. Nicht viele medizinische Zentren arbeiten deshalb bislang mit dem Spect/CT-Gerät.