Thomas Woitalla, Bereichsleiter für Soziales bei der Stadt Castrop-Rauxel: "Die Nachfrage ist gering".

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Neuer Impfstoff „Novavax“ überzeugt Castrop-Rauxeler nur begrenzt

rnCorona-Impfung

Am Montag wurde in Castrop-Rauxel das erste Mal der neue Impfstoff „Novavax“ verimpft. Der Ansturm auf das als Alternative zu mRNA-Impfstoffen beworbene Vakzin blieb aber aus.

von Paul Horst

Castrop-Rauxel

, 01.03.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenig Andrang statt langer Schlangen. So sah es Montag-Vormittag vor der Impfstelle an der Castrop-Rauxeler Europahalle aus. Und das, obwohl erstmals der neuen Corona-Impfstoff „Novavax“ verimpft wurde.

Tatsächlich aber fanden sich um 11 Uhr, als die Impfstelle ihre Tore öffnete, nur wenige Menschen vor der Europahalle ein – und von diesen wollte noch dazu nur ein Teil tatsächlich mit Novavax geimpft werden. Für den ganzen Montag wollten nur zwölf Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler Termine für Impfungen mit dem neuen Präparat buchen. Bis Donnerstag sind es bislang insgesamt gerade einmal 26.

Der Ansturm auf den neuen Impfstoff blieb also aus, obwohl in den Wochen zuvor zu lesen war, dass Novavax als „Protein-Impfstoff“ helfen könnte, die Corona-Impfquote noch einmal signifikant zu erhöhen.

Alternative zu bisherigen Impfstoffen

Denn anders als die Corona-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna handelt es sich bei dem neuen Novavax-Impfstoff nicht um ein mRNA-Vakzin. Das bedeutet, dass er anders als die bisher verfügbaren Impfstoffe kein Erbgut des Corona-Virus enthält. Stattdessen beruht Novavax auf einer künstlichen Version eines sogenannten „Spike“-Proteins von Sars-CoV-2.

Gegner der Corona-Impfung hatten sich in der Vergangenheit immer wieder skeptisch gegenüber den neuartigen mRNA-Impfstoffen gezeigt. Mit Novavax bestand nun die Hoffnung, die bisher Impfunwilligen doch noch von einer Impfung überzeugen zu können; gerade auch hinsichtlich der aktuell diskutierten allgemeinen und der am 16. März in Kraft tretenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht.

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Außerdem sollte Novavax denjenigen die Möglichkeit zur Impfung bieten, die aufgrund spezieller Unverträglichkeiten keine Chance hatten, sich mit einem der mRNA-Vakzine impfen zu lassen.

Es gab also seitens der Behörden berechtigte Hoffnungen darauf, mit Novavax die aktuell immer stärker zurückgehenden Impfzahlen noch einmal in die Höhe treiben zu können.

„Bei dem Hype sind die Zahlen ziemlich mager“

Hört man Thomas Woitalla, Bereichsleiter für Soziales bei der Stadt Castrop-Rauxel, zu, dann kommt man nicht umhin festzustellen, dass diese Hoffnungen wohl enttäuscht wurden: „Im Moment kann ich keinen größeren Run auf das Impfen verzeichnen.“, sagte er am Mittag unserer Redaktion.

Stattdessen würde die Impf-Zahlen auch am Tag des Novavax-Impfstarts weiter auf dem aktuellen Durchschnittniveau von etwa 50 Impfungen pro Tag stagnieren. Von den Hoch-Zeiten der Impfstelle mit 300 Impfungen pro Tag sei man weit entfernt.

Dabei habe es durchaus Menschen gegeben, die sich spezifisch mit Novavax impfen lassen wollten – es seien aber einfach zu wenige gewesen, als dass sich die Kurve wirklich nach oben bewegt hätte.

Priorisierung von Angestellten im Gesundheits- und Pflegesektor: Ein Fehler?

Woitalla hält es für möglich, dass das geringe Interesse an Novavax auch mit der Impfstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen zusammenhängt. Die sieht vor, dass 75 Prozent der ausgelieferten Dosen für die Erst- und Zweitimpfung denjenigen zur Verfügung gestellt werden sollen, die der einrichtungsbezogenen Impfpflicht unterliegen werden – also Pflegekräfte und Angestellte in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Der Eingang zur Impfstelle an der Europahalle. Hier wurden am Montag die ersten Menschen mit dem neuen Novavax-Impfstoff geimpft. Viele waren es allerdings nicht.

Der Eingang zur Impfstelle an der Europahalle. Hier wurden am Montag die ersten Menschen mit dem neuen Novavax-Impfstoff geimpft. Viele waren es allerdings nicht. © Paul Horst

Weitere 20 Prozent seien für Menschen vorbehalten, die per Attest nachweisen können, dass sie keinen mRNA-Impfstoff vertragen. Nur die übrigen fünf Prozent sind frei verfügbar für alle.

Diese Entscheidung kritisiert Woitalla: „Von den Impfpflichtigen sind schon relativ viele geimpft. Ratsamer wäre, dass jeder, der mit Novavax geimpft werden möchte, auch eine Impfung erhält.“ So hofft er, könnten die Hürden für eine Impfentscheidung reduziert werden.

Logistisch möglich wäre es, die Novavax-Impfung deutlich auszuweiten.

„Die Leute sind impfmüde“

Insgesamt ist Woitalla aber skeptisch, inwiefern eine Verbesserung der Impfquote durch einen neuen Impfstoff allein überhaupt möglich ist. Die Leute seien schlicht „impfmüde“. Und die überzeugten Impfgegner bekomme man auch nicht mit einem neuen Impfstoff umgestimmt. Das sei „wie einen Dortmunder nach Schalke zu bringen“ – hoffnungslos eben.

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Auch die Perspektive, durch mehr Werbemaßnahmen wieder ein höheres Interesse am Impfen zu schaffen, hält er für unwahrscheinlich. Die Impfung würde schon jetzt über unterschiedlichste Kanäle beworben, so zum Beispiel über die Website der Stadt, über die städtische Cas-App und über Facebook. „Wüsste nicht, wie man da weiter bewerben sollte“, meint Woitalla daher.

Gefragt seien jetzt die Arbeitgeber. Diese sollten ihr Personal, das der Impfpflicht unterliegen wird, im Betrieb dazu motivieren, sich doch impfen zu lassen.

Bezogen auf den Novavax-Impfstoff lautet sein Fazit alles in allem aber: „Einen Hype wird es keinen geben.“

Für diejenigen, die sich mit Novavax impfen lassen wollen, stehen die Online-Buchungsportale der Stadt unter www.castrop-rauxel.de/impftermin offen. Jeden Tag immer ab 11 Uhr gibt es Termine an der Europahalle.