
© Joe Giddens
Neue Zahlen: Castrop-Rauxel schrumpft und wird dramatisch älter
Einwohnerzahl
Braucht Castrop-Rauxel mehr Wohnraum? Angesichts neuer Zahlen des Landes nicht. Denn demnach werden es in den nächsten Jahren noch viel weniger Castrop-Rauxeler, aber immer mehr über 80-Jährige.
Wie dringend braucht Castrop-Rauxel neuen Wohnraum? Um diese Frage gab es in den vergangenen Jahren immer wieder politische Auseinandersetzungen. Denn jede Neubebauung geht natürlich mit Flächenversiegelung einher.
Um den tatsächlichen Bedarf an Wohnraum quantifizieren zu können, muss man dabei erst einmal auf die Zahlen gucken. Wie viele Einwohner hat Castrop-Rauxel eigentlich? Und wie viele werden es eines Tages sein?
Differenzen bei den Zahlen gibt es seit 2011
Bei der Einwohnerzahl gibt es seit Jahren schon Differenzen zwischen den Zahlen der Stadtverwaltung und den Zahlen, die das statistische Landesamt für Castrop-Rauxel angibt. Während die Stadt auf Grundlage der Meldebehörde rechnet, schreibt das Landesamt jährlich die Zahlen fort, die bei der großen Volkszählung 2011 erhoben worden waren.
Dabei kommen wesentliche Unterschiede zustande. Die Stadt gibt für Castrop-Rauxel gibt zum Stichtag 31. Dezember 2021 genau 75.257 Menschen mit Haupt‐ bzw. Erstwohnsitz in der Stadt an. Das Land dagegen rechnete mit Stand 30. Juni 2021 (die neueste vorhandene Berechnung) mit gerade einmal 72.847 Einwohnern.
Krämerkämper-Kritik am Bürgermeister
Im Kommunalwahlkampf 2020 hatte Bürgermeister Rajko Kravanja quasi gebetsmühlenartig wiederholt, dass die Stadtentwicklung für ihn ein Mega-Thema sei: „Wenn wir nicht mehr wachsen können, dann können wir die Stadt abschließen. Dann bin ich nicht der richtige Bürgermeister, denn ich will Stadt entwickeln.“ So Kravanja in einem Interview am 31. August 2020.
Thomas Krämerkämper hat das schon im Herbst 2020 als Unsinn gebrandmarkt. Der Henrichenburger ist im Landesvorstand des BUND tätig, hat sich zuletzt vehement gegen die Bebauung an der alten Eiche an der Heerstraße ausgesprochen und dem Bürgermeister vorgeworfen, dass der bewusst mit falschen Zahlen argumentiere, wenn er die der Stadt statt die offiziellen des Landes verwende.
Neue Bevölkerungsvorausberechnung des Landes
Nun hat das Landesamt am 4. März eine spannende Bevölkerungsvorausberechnung für ganz NRW vorgelegt, die die zu erwartenden Einwohnerzahlen bis 2050 hochrechnet. Demnach lebten zum Stichtag 1. Januar 2022 in Castrop-Rauxel 73.023 Menschen. Bis 2050 aber soll die Zahl kontinuierlich abnehmen auf dann am 1.1.2050 nur noch 69.480 Castrop-Rauxeler.
Die Stadt Castrop-Rauxel, so ist auf der Homepage der Stadt im Bereich Stadtforschung und Statistik zu finden, geht sogar von weitaus pessimistischeren Zahlen aus.
In der vierten Fortschreibung der eigenen Bevölkerungsvorausberechnung (eine aktuellere Version findet sich bei der Stadt nicht) ging man davon aus, dass Castrop-Rauxel schon im Jahr 2025 deutlich unter die Marke von 70.000 Einwohner rutschen würde. Dort wird für 2025 eine Einwohnerzahl von 67.800 angenommen.
Die Zahlen des Landes weisen also ebenso wie die der Stadt keinerlei Bevölkerungswachstum und damit keinen großen Bedarf an neuem Wohnraum aus. Sie zeigen aber noch mehr: Die Alterspyramide in Castrop-Rauxel wird weiter kippen.
Laut IT.NRW werden 2050 dann 8144 Menschen in Castrop-Rauxel wohnen, die über 80 Jahre alt sind, 1,5 Mal so viele wie 2021. Dagegen wird gerade der Teil der Bevölkerung, der im berufstätigen Alter ist, weiter massiv abnehmen. Die Zahl der Menschen zwischen 40 und 65 soll bis 2050 etwa um 18,6 Prozent von 26.784 (2021) auf dann nur noch 21.796 sinken.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
