
Hubertus Meyer-Burckhardt und seine Co-Moderatorin Barbara Schöneberger, aufgenommen vor einer Aufzeichnung der „NDR Talk Show“. © picture alliance/dpa
Dickes Lob für Castrop-Rauxel: NDR-Talkshow feiert zwei besondere Orte
Ruhrgebiet-Diskussion
Wenn Castrop-Rauxel Thema im Fernsehen ist, dann hat meist Micky Beisenherz seine Finger im Spiel. Doch nun brachte ein anderer TV-Gastgeber die Stadt ins Gespräch – uneingeschränkt positiv.
Der Schauspieler Martin Brambach ist deutschlandweit bekannt; spätestens seit er 2016 die Rolle des Tatort-Kommissars Schnabel übernommen hat. Weniger bekannt ist, dass Brambach seit Jahren in Recklinghausen lebt – und nicht nur deshalb das Ruhrgebiet gut kennt, sondern auch, weil er in den 80er-Jahren am Bochumer Schauspielhaus erste Bühnen-Erfolge gefeiert hat.

„Nice to meet you, Ruhrgebiet“, heißt das Buch von Martin Brambach, in dem Castrop-Rauxel nicht vorkommt. © Jens van Zoest
Nun hat Martin Brambach ein Buch geschrieben: „Nice to meet you, Ruhrgebiet: Auf Entdeckungstour ins Herz vom Pott“. Unter anderem um das Buch zu präsentieren, war Brambach jüngst zu Gast in der NDR-Talkshow und durfte dort erklären, warum das Ruhrgebiet seine große Liebe sei. An erster Stelle, im Ruhrgebiet haben wir es oft gehört: die Menschen.
Castrop-Rauxel fehlt in Martin Brambachs Buch
Doch die eine oder andere Stadt kommt in Martin Brambachs Buch nicht vor. Unter anderem Castrop-Rauxel. Und das erregte in der Talkshow Ende August das Unverständnis von Gastgeber Hubertus Meyer-Burckhardt. Wörtlich sagt Meyer-Burckhardt zu Brambach: „Ich habe bestürzt festgestellt, dass Castrop-Rauxel keine Erwähnung findet, denn der Marktplatz von Castrop-Rauxel ist ein architektonisches Juwel.“
Tatsächlich hat Meyer-Burckhardt ein „sehr positives Verhältnis“ zum Ruhrgebiet, obwohl er nie hier gelebt hat, wie er unserer Redaktion im Nachgang der Sendung erzählte. Das habe bei ihm begonnen mit dem Kabarettisten Jürgen von Manger („Ein brillanter Botschafter des Ruhrgebiets“), über legendäre Aufführungen des Schauspielhauses Bochum, die er besucht hat, wie den Hamlet in der Regie von Peter Zadek, bis hin zu beruflichen Verbindungen.
Das allerdings weniger als Talkshow-Gastgeber als in seinem Hauptberuf: Er ist TV-Produzent. „Wenn Sie Filme produzieren, dann ist das Ruhrgebiet eine zauberhafte Kulisse“, sagt er und gerät ins Schwärmen über die Brüche in den Städten und die Fabrik-Architektur.
Freundschaft zu Apotheker Winfried Radinger
Mit Castrop-Rauxel verbindet Hubertus Meyer-Burckhardt zudem die Freundschaft zu Apotheker Winfried Radinger. In dessen Galerie art.ist las er 2018 aus seinem Buch „Frauengeschichten“. Und später noch einmal aus „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“, in dem, O-Ton Meyer-Burckhardt, „Castrop-Rauxel Relevanz hat“. Wegen der Freundschaft ist er auch privat häufiger hier gewesen und hat sich so seine Meinung gebildet.

Auf Einladung der Buchhandlung Leselust stellte Hubertus Meyer-Burckhardt in der Galerie art.ist 2018 sein Buch „Frauengeschichten“ vor. Unter anderem in Folge der Lesung entdeckte er seine Liebe zu Castrop-Rauxel. © Norbert Schwirtz (Archiv)
So ist das Äußere der Sparkasse in seinen Augen zwar „die Hässlichkeit per Definition“. Aber das sei in ganz Deutschland bei Sparkassen-Gebäuden der 70er-Jahre so. Für Hubertus Meyer-Burckhardt ist damit die nahezu einzige Schwachstelle des Marktes benannt. Ausdrücklich lobt er das Gebäude, in dem das „1910“ im Erdgeschoss residiert, bewundert die Häuser rechts von der Sparkasse, „die alte Bausubstanz haben“.

Ein architektonisches Juwel sei der Castroper Marktplatz, unter anderem wegen der Gebäude links und rechts der Sparkasse - findet Talkshow-Gastgeber Hubertus Meyer-Burckhardt. © Jens Lukas (Archiv)
Und hat einen Vorschlag: „Warum mietet die Stadt hier nicht eine Wohnung an, die sie per Jahres-Stipendium an einen jungen Drehbuchschreiber vergibt? Er kriegt die Wohnung und schreibt ‘ne Castrop-Geschichte.“
Parkbad Süd ist ein „Schmuckstück“
Auch ein paar Hundert Meter weiter lässt er sich von Castrop begeistern – und zwar vom Gebäude des Parkbads Süd, einem „Schmuckstück“, wie er meint.
Was ihn an Castrop stört, haben nicht die Bewohner der Stadt zu verantworten, sondern Politiker und Wirtschaftsbosse: Er bedaure es, sagt Hubertus Meyer-Burckhardt, dass das Ruhrgebiet sich nicht insgesamt vermarktet. „Den Wettbewerb der Städte halte ich für falsch.“ Ganz besonderes den beim öffentlichen Nahverkehr: Wenn es den einen oder anderen Anbieter weniger gäbe, man sich stärker zusammenschlösse, das fände er gut.
Und Martin Brambach? Auch für dessen Castrop-Rauxel-Liebe hegt Hubertus Meyer-Burckhardt Hoffnung. Brambach bekomme so viele Hinweise von Ruhrgebietlern: „Er wird sicher noch ‘nen zweiten Band schreiben.“
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
