An einer weiterführenden Schule in Castrop-Rauxel ist in dieser Woche ein Impfteam vor Ort, um Schüler ab 12 Jahren gegen Corona zu impfen. Sie brauchen dafür den von den Eltern unterschriebenen Aufklärungs- und Anamnese-Bogen. (Symbolfoto)

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Nach dem Ende des Impfzentrums: Wie schaffen wir es, den Rest zu impfen?

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Das Impfzentrum im Keis Recklinghausen ist passé. Doch noch fehlen Geimpfte, um Herdenimmunität im Kampf gegen Corona zu erreichen. Wir haben ausgerechnet, wie lange es noch dauern wird.

Castrop-Rauxel

, 06.10.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Donnerstag, 30. September 2021, 14 Uhr: Ein Mann bittet in Recklinghausen um Einlass ins Corona-Impfzentrum. Ihm wird die letzte Spritze verabreicht, dann ist Schluss: 310.369 Impfdosen sind seit Februar hier auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen gegen Corona verabreicht worden. „Wir haben mehr als 150.000 Menschen geimpft“, sagt Kreis-Sprecherin Lena Heimers.

Seit Ende Dezember 2020 gibt es in Deutschland Impfungen gegen das Coronavirus. Mobile Teams machten den Anfang und setzten seither 62.740 Spritzen. Arztpraxen kamen im Frühjahr hinzu, als Impfstoff noch rar war, aber doch immer mehr verfügbar wurde. Sie überholten das Impfzentrum im August und liegen nun bei fast 400.000 Impfungen. Knapp 20.000 wurden in Kliniken verabreicht.

In Summe kommt man auf 396.000 vollständig geimpfte Menschen. Weitere 34.000 gelten als genesen. Das macht zusammen 430.000 Menschen plus zwei unbekannte Zahlen: Weder ist genau bekannt, wie viele Menschen im Kreis de Betriebsärzte geimpft haben, noch kennt man die Zahl der unbekannten Genesenen, die eine Infektion durchgemacht haben, ohne es zu wissen, aber noch nicht geimpft sind. So kommt man auf etwa 450.000 Menschen.

Um die Herdenimmunität im Kreis Recklinghausen zu erreichen, bräuchte man eine Immunitätsquote von 85 Prozent oder 522.750 Menschen. Bleibt also eine Impf-Lücke von 75.000. Doch wie lange wird es dauern, bis die aufgeholt werden kann?

Impfzahlen: Trend geht nach unten

Das hängt stark davon ab, wie hoch das Impftempo bleibt. Bliebe es so wie in der vergangenen Woche wäre man in zehn Wochen durch, also etwa bis Jahresende. Das könnte auch ohne Impfzentrum klappen: Möglicherweise lassen sich in diesen Wochen bis zum Winter noch viele Menschen gegen Influenza impfen, die dann die Corona-Impfung direkt „mitnehmen“.

Zudem nimmt das Impftempo bei Jugendlichen möglicherweise zu. Ein mobiles Impfteam steht unter anderem für Impfaktionen an Schulen zur Verfügung stehen. Auch Impfungen für Kinder unter 12 Jahren könnten ab einer Zulassung mitsamt Stiko-Empfehlung weitere Reserven heben.

Auf der anderen Seite trifft man immer mehr auf ziemlich harte Impfskeptiker. Die Zahl derer, die sich noch nicht haben impfen lassen, weil sie einfach zu faul waren, oder die Gefahr einer Infektion für sich selbst nicht als so groß ansehen, wird jedenfalls geringer.

KoCis vermitteln Impfteam in die Städte und Schulen

Abhilfe schaffen sollen nun noch die KoCis in NRW: Das ist die Koordinierende Covid-Impfeinheit des Kreises Recklinghausen, aus Personal vom Impfzentrum besetzt. Seit 1.10. ist es deren Aufgabe, das Impfgeschehen zu beobachten: Wo ist Bedarf? Wo wird Hilfe gebraucht? Wo wird für Drittimpfungen in Senioren-Einrichtungen ein Impfteam benötigt?

Und: Wo sollen niedrigschwellige Angebote gemacht werden? Wo sind Impfquoten niedrig und Hausärzte schlecht vernetzt? „Diese Absprachen finden im Moment mit den Kommunen statt. Erste Aktionen kommen in den nächsten Wochen“, sagt Lena Heimers, Sprecherin des Kreises, auf Anfrage unserer Redaktion.

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Unter anderem geht es in diesen Tagen zur Fridtjof-Nansen-Realschule nach Castrop-Rauxel: „Wir verfügen nicht über einen Impfbus, aber sprechen mit den Schulleitungen im Vorfeld, schauen uns Räume an und bauen dann dort eine Impfstraße auf. Dann impfen wir impfwillige Schüler“, sagt Lena Heimers. Zum Teil nur wenige, weil schon 42 Prozent der 12- bis 17-Jährigen NRW-weit als vollständig geimpft gelten. Zum Teil schafft man so aber auch, eine dreistellige Zahl an Jugendlichen allein an einer Schule zu immunisieren. Eltern unterschreiben im Vorfeld Aufklärungs- und Anamnese-Bögen.

Bis Jahresende, spätestens bis zum Frühjahr sollte man so allemal eine Impfquote von 85 Prozent erreicht haben. Sofern es bis dahin keine nennenswerte neue Mutation gibt, wäre die Pandemie nach zwei Jahren Geschichte.