Bibi (l.) lebt heute mit insgesamt 34 anderen Kindern in einem Internat in Kabul. © privat

Afghanistan

Behandelt in Castrop-Rauxel, nun in Afghanistan: So geht es Bibi (10) jetzt

Ärzte aus Castrop-Rauxel haben 2017 das Bein der jungen Bibi gerettet. Nun ist Bibi zurück in ihrer Heimat, lebt in Kabul. Wie geht es ihr, auch angesichts der Machtübernahme der Taliban?

Castrop-Rauxel

, 19.08.2021 / Lesedauer: 3 min

Das Bein der jungen Bibi wurde zerschmettert, nachdem eine Granate das Haus ihrer Familie Mohammadi in Kundus getroffen hatte. Zwei ihrer Schwestern wurden bei dem Angriff getötet, ihre Mutter wurde schwer verletzt. Bibi hatte Glück im Unglück. Im Dezember 2017 konnte sie von Ärzten im Rochus-Krankenhaus in Castrop-Rauxel behandelt werden.

Etwa ein Jahr lang kümmerten sich die Castroper Ärzte um das Bein des damals 7-jährigen Mädchens. Im Herbst 2018 ging es für Bibi im wahrsten Sinne des Wortes auf eigenen Beinen zurück in ihr Heimatland: Afghanistan.

Bibi lebt heute in einem Internat in Kabul

Heute lebt die mittlerweile 10-jährige Bibi in Kabul. Der Stadt, die in diesen Tagen die Nachrichten beherrscht. Dramatische Bilder dominieren die Medien. Bilder von Menschen, die flüchten wollen, aber nicht können. Die sich an Flugzeuge hängen, ihr Leben riskieren, um den Taliban zu entkommen.

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Wie Castrop-Rauxels Ärzte Bibis Bein retten

Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan haben die Taliban die Macht im Land übernommen. Gerade Frauen und Mädchen leiden unter den reaktionär-religiösen Taliban. Und zweifeln an den Versprechen, dass Frauen trotz des Machtwechsels weiter arbeiten und zur Schule gehen dürfen. Wie geht es dem Mädchen, dessen Leben die Ärzte in Castrop-Rauxel erleichtert haben?

Die damals 7-jährige Bibi mit Arzt Pascal Kirchhoff im St.-Rochus-Krankenhaus in Castrop-Rauxel. Mit dem Fixateur am Bein wurde sie nach den Operationen beim Laufen unterstützt. © Matthias Stachelhaus (A)

Bibi und anderen Kindern im Internat in Kabul geht es gut

Mirvais Karsai gibt Entwarnung. Er sagt: Bibi geht es gut. Karsai ist Koordinator der Hilfsorganisation „Kinder brauchen uns“ in Mülheim. Mit der Organisation ist Bibi 2017 nach Castrop-Rauxel gekommen. Karsai war selbst vor einigen Tagen noch in Afghanistan. Dann hat er auch mit Bibi gesprochen. „Bibi ist ein großes und sehr nettes Mädchen geworden“, sagt Karsai stolz. Auch den anderen 34 Kindern, die von der Hilfsorganisation in Kabul unterstützt werden, gehe es gut.

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Bibi darf das Krankenhaus bald verlassen

„Sie dürfen sich von den Bildern vom Flughafen nicht blenden lassen“, sagt Mirvais Karsai deutlich. „Wie schrecklich die Taliban auch sein mögen: Die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird.“

Bibi und die anderen Kinder leben im sogenannten Steinhaus in Kabul, einem Internat. Allen Kindern, die in Deutschland zur medizinischen Versorgung waren, wird angeboten, nach der Rückkehr ins Heimatland im Steinhaus zu wohnen und dort zur Schule zu gehen.

„Bibi ist ein großes und sehr nettes Mädchen geworden“, beschreibt sie Mirvais Karsai, Koordinator der Organisation "Kinder brauchen uns" aus Mühlheim. Er hat Bibi damals nach Castrop-Rauxel gebracht und vor wenigen Tagen in Kabul besucht. © privat

Aber natürlich bekommen die Kinder dort etwas von der dramatischen Lage in Afghanistan und besonders in Kabul mit. „Das sind keine kleinen Kinder mehr. Die wissen, was da abgeht“, sagt Mirvais Karsai. „Was wird aus dem Steinhaus? Was wird aus uns? Wird alles beim Alten bleiben? All diese Fragen besorgen die Kinder.“

Lage in Afghanistan scheint sich langsam zu beruhigen

Mirvais Karsai betreut nicht nur Bibi und die anderen Kinder im Steinhaus. Generell ist er sehr in Afghanistan vernetzt, telefoniert jeden Tag mit Verwandten und Bekannten in Kabul. „Anfangs waren alle sehr beunruhigt“, sagt er. Menschen, die am helllichten Tag auf der Straße erschossen wurden, beschreibt Karsai als „normale Kriminalität“.

„Die letzten drei Nächte konnten sie zum ersten Mal wieder durchschlafen.“ Die Taliban haben mittlerweile das Kriegsende verkündet. Frauen und Mädchen sollen weiter arbeiten und zur Schule gehen dürfen. Die ersten Moderatorinnen sind wieder im Fernsehen zu sehen. Auch wenn einige Leute an den Versprechen und Worten der Taliban zweifeln: Sie erleichtern die Leute vor Ort, so Karsai.

Noch sind die Schulen wegen des Ausnahmezustands geschlossen. Bald sollen sie wieder geöffnet werden. Dann, davon geht Mirvais Karsai aus, wird auch Bibi in die Schule zurückkehren und weiter im Steinhaus in Kabul leben. Nur die großen Ferien verbringt sie bei ihrer Familie in Kundus.

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