
© Lydia Heuser
Montagabend-„Spaziergang“ der Corona-Querdenker: Was war los?
„Spaziergänger“ in Castrop-Rauxel
Nach dem Querdenker-„Spaziergang“ Ende Dezember stellte die Polizei Anzeige gegen unbekannt. Die bisherigen Teilnehmer wirken verunsichert. Treffen sie sich trotzdem weiterhin?
Montagabend ist in vielen Städten Deutschlands zum Termin geworden, an dem Impfskeptiker, Gegner der Corona-Maßnahmen oder Querdenker sich treffen. Die Teilnehmer nennen es „Spaziergang“. In der Advents- und Weihnachtszeit trafen sich Menschen um 19 Uhr in der Castroper Altstadt, jedoch stets weniger als hundert „Spaziergänger“.
Bislang wurden diese Treffen – abgesehen vom Autokorso am 20.12. – nicht bei der Polizei angemeldet, bezeichnen sich die „Spaziergänger“ selbst doch nicht als Demonstranten. Für Montag (3.1.) war weder Stadt noch Polizei bekannt, ob es einen „Spaziergang“ geben würde. Das erklärten die Pressestellen dieser Redaktion vorab auf Anfrage.
Nach dem „Spaziergang“ am 27.12. erstattete die Polizei Anzeige gegen unbekannt. Obwohl der Einsatz „ohne besondere Vorkommnisse und störungsfrei“ verlaufen sei. Der Grund: Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Der „Spaziergang“ hatte den Charakter einer Demonstration. Die Strafanzeige wird nun vom Staatsschutz bearbeitet.
Teilnehmer sind verunsichert
Offenbar gab es am Wochenende nun auch Bedenken bei einigen „Spaziergängern“. In einem Telegram-Kanal machte einer derer, die die Treffen mit lancieren, darauf aufmerksam, dass die Treffen „in der bisherigen Form nicht mehr durchgeführt werden“ könnten. „Da die Verordnungen sich ständig ändern, wird es schwierig, rechtlich immer auf der für uns sicheren Seite zu sein“, hieß es von einem unbekannten aktiven Nutzer dieses Kanals weiter. Man arbeite an einer „Lösung“.
Er oder sie schrieb auch: „Jeder, der Montag für sich alleine spazieren geht, ist für sich selber vollumfänglich verantwortlich und trägt die Konsequenzen aus seinem Handeln.“ Wiederholt werden aber generelle Aufrufe gepostet, man solle endlich auch auf die Straße gehen, für seine Ansichten und für die Freiheit des Einzelnen kämpfen, wie oft argumentiert wird.
Auch ein Terminplan für diese „Spaziergänge“ im Kreisgebiet wird in diesem umstrittenen Messenger-Dienst immer wieder herumgereicht. Auch an diesem Montag: der 19-Uhr-Termin am Reiterbrunnen, der sich offenbar fest etablieren soll.
Und was war am Montagabend los vor Ort? Gegen 19 Uhr waren Menschen um den Reiterbrunnen zu sehen. Ein paar hielten Windlichter mit einem Teelicht in der Hand. Transparente oder Plakate trug hingegen niemand bei sich. Augenscheinlich standen deutlich weniger als 60 Menschen am Reiterbrunnen.
Eine Polizeistreife beobachtete eine Zeitlang die Lage, griff aber nicht ein. Nach etwa einer Viertelstunde war der Reiterbrunnen wieder verlassen. Weder Paare noch Grüppchen standen, wie noch wenige Minuten zuvor, verstreut auf dem Platz.

Gegen 20 Uhr trafen sich wieder Menschen am Reiterbrunnen. © Lydia Heuser
Gegen 20 Uhr füllte sich der Platz erneut. Dieses Mal mit etwas mehr Menschen, die sich in kleinen Gruppen unterhalten. Weiterhin ließ die Polizei die „Spaziergänger“ gewähren.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
