Das neue Motto Do-it-yourself (DIY) war einst unter anderem mit der Idee verbunden, dem gekauften Einerlei etwas Individuelles entgegenzusetzen. Heimwerker (und Heimwerkerinnen natürlich) konnten auf diese Weise nicht nur Geld für einen teuren Handwerker sparen, sondern Freunden, Nachbarn und Bekannten auch noch beweisen: Guckt, das habe ich gemacht, bin ich nicht geschickt.
Dem Heimwerken muss allerdings bis heute nicht selten doch noch der reumütige Anruf beim Handwerker folgen, weil der Hobby-Schrauber das Projekt mit untauglichem Werkzeug, falschem Material und/oder fehlendem Know-How in den Sand gesetzt hat. Da können Baumärkte mit noch so abgedrehten Werbevideos für DIY Reklame machen: Fachwissen und Profiwerkzeug sind bei zwei linken Händen auch durch Ehrgeiz nicht zu ersetzen.
Doch die auf diese Art und Weise in deutschen Reihenhäusern und Gärten versemmelten Aber-Millionen an Euros sind nicht der einzige bittere Beigeschmack des Heimwerkens. Was den eigenen vier Wänden oder dem Rasenrechteck dahinter einst Individualität geben sollte, endet heute zudem viel zu oft mit erschreckender Einfallslosigkeit und fassungslos machender Langweiligkeit und Austauschbarkeit.
Schlimmstes Beispiel dafür sind die Palettenmöbel. Die Europalette, die dafür herhalten muss, ist dabei die Gestalt gewordene unsägliche Antwort auf eine Stilfrage, die nie gestellt wurde. Seit Jahren schon ersetzt das holzgewordene Elend in unzähligen Wohnungen alles, was schön sein könnte – vom Lattenrost über den Beistelltisch bis zum Couchgestell oder den ach so charmanten Pflanzbehälter für Kräuter auf dem Balkon.
Als damals die ersten Paletten in Wohnungen geschleppt und einer neuen Wohn-Nutzung zugeführt wurden, hatte das Witz. Seit es komplett neue und unbenutzte Paletten im Baumarkt für viel Geld zu kaufen gibt, ist der Witz allerdings komplett verflogen. Denn mal ganz abgesehen von all den Splittern, die man sich an den unseligen Dingern einhandelt, sieht das Logistik-Zubehör nur noch langweilig aus, seitdem es bei Hans und Franz im Wohnraum steht.
Und mit dem ach so angesagten Upcycling hat es eben auch nichts mehr zu tun, wenn man die Norm-Palette nicht nach vielfachem Einsatz an einer Baustelle abschleppen kann, sondern an der Baumarkt-Kasse teuer löhnen muss. Darum, liebe Heimwerkerinnen und Heimwerker: Wer nicht als Lagerist tätig ist, sollte die Palette nicht in sein tägliches Leben lassen.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
Wenn Sie mich fragen: Zicken und Mimosen verleiden den ganzen Spaß