Wenn man via VRR-App ein elektronisches Bus-Ticket kaufen möchte, muss man zuerst einmal ein Konto anlegen „und seine Körbchengröße mitteilen“, meint Bernd Hübel aus Castrop-Rauxel. Seine Polemik bezieht sich auf die Maßnahmen, die die Bogestra unternimmt, um das Busfahren und den Ticketkauf komfortabler und klimagerechter zu machen. „Wenn man nicht direkt kaufen, kann, hat das kaum was mit Modernisierung zu tun“, so seine Kritik.
„Schaut doch mal in Nürnberg im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg nach. Einfach App installieren. KEINE ANMELDUNG. Einfach mit Paypal oder Kreditkarte zahlen. Man sollte nicht vergessen, dass auch der VRR mit moderner Technik (Internet) seine Probleme hat.“
Der Kritiker spricht ungeniert in aller digitalen Facebook-Öffentlichkeit. Aber was sagt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr dazu? Wir fragen an und erhalten eine Antwort von Pressesprecher Dino Niemann. Er bestätigt zunächst: „Der VRR bietet aktuell noch keinen unregistrierten Kauf an. Fahrgäste, die über die App Tickets erwerben möchten, müssen sich zuvor im Ticketshop und beim Zahlungsdienstleister registrieren, der die Abwicklung der Zahlungen für die Verkehrsunternehmen übernimmt.“
Und erklärt, wie ein Online-Kauf abläuft: „Während oder nach der Registrierung kann man sich für Lastschrift, Kreditkarte und Paypal entscheiden. Alle drei Verfahren funktionieren auch für den landesweiten eTarif eezy“, sagt Niemann. Dabei handelt es sich um das Bezahlen nach der Entfernung der zurückgelegten Strecke. Der Fahrpreis wird erst im Nachgang der durchgeführten Fahrt automatisch ermittelt. Im teuersten Fall landet man auf dem Preisstufen-Niveau.
Es würden nur die Daten erfasst, die aktuell benötigt werden, so Niemann. Manches sei für Ausstellung der digitalen Fahrtberechnung oder die Rechnungsstellung erforderlich. Aber der VRR arbeite stetig an der Erweiterung der Zahlverfahren. Perspektivisch werde auch der unregistrierte Kauf möglich sein.
Zu bedenken sei allerdings, dass die Nutzer einige Angaben auch gegenüber dem Zahlungsdienstleister, zum Beispiel dem Unternehmen Paypal machen müssten.
Bernd Hübel will das so nicht stehen lassen: „In der heutigen Zeit möchte jeder wissen, was mit seinen persönlichen Daten passiert“, sagt er. Selbstverständlich habe eine Bank (sei es Kreditkarte oder Paypal) „die verpflichtenden Daten von mir“. Der VRR aber sei ein „pseudoprivates“ Unternehmen, keine Bank.
„Mein Geburtsdatum und Wohnort ist für den Geschäftsvorgang, den ich mit diesem Unternehmen tätigen möchte, uninteressant. Es sollten nur die Daten gebraucht werden, die ich auch beim Fahrer angebe. Und das ist in der Regel nur mein Geld.“
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