Mit Wischnewski bei der Sonnenuhr auf Schwerin
Neu in CAS - Folge 12
Redakteur Tobias Weckenbrock ist der Neue in der Stadt und möchte Castrop-Rauxel kennenlernen. Nach und nach besucht er Castrop-Rauxeler an den Orten, die ihnen am wichtigsten sind. Diesmal hat ihn Jürgen Wischnewski zur Sonnenuhr auf Schwerin eingeladen.
Dass sie funktioniert, habe ich nicht erkannt; aber besonders ist sie schon: Die Sonnenuhr auf Schwerin war das Ziel, das ich gemeinsam mit Jürgen Wischnewski ansteuerte. Der Schweriner Rechtsanwalt hatte mich eingeladen. Er zeigte mir jetzt seinen „wichtigsten Ort in Castrop-Rauxel“. Wichtig? Oder eher einfach nur schön oder besonders?
Immerhin gehe er dort täglich mit seinen Hunden spazieren, sagt Wischnewski, als wir gemeinsam am Fuße der ehemaligen Abraum-Halde der Zeche Graf Schwerin an der Bodelschwingher Straße losgehen. Es ist kalt, aber schön winterlich-sonnig. Vor 30 Jahren, also einige Jahre, nachdem auch die Zeche Erin geschlossen war, wurde die Halde umgestaltet und als Naherholungsgebiet neu eröffnet.
Der höchste natürliche Punkt ist eine Deponie
Vorher war die Halde eine Lagerstätte für das Gestein, das mit der Kohle aus dem Erdinnern gefördert wurde. Erst für Graf Schwerin, wo 1961 die Kohleförderung eingestellt wurde, später für die Zeche Erin, die noch bis 1983 in Betrieb blieb. Im Ruhrgebiet ist das Grundwissen – ich als gebürtiger Münsterländer lasse mir das gern noch mal erklären.
„Der höchste natürliche Punkt“, sagt Wischnewski, „liegt bei etwa 157 Metern.“ Und das ist hier? „Und das ist hier, ja“, erklärt er. Dass man inzwischen von „natürlich“ spricht, obwohl es eigentlich eine Art Deponie ist, finde ich spannend. Also gehen wir hoch.
Sonnenuhr soll die Ortszeit anzeigen
Als erstes passieren wir eine Infotafel, eine Chronik der „Landmarke Bergehalde“, wie es heißt. Dort steht etwas von einem Bundeswettbewerb für vorbildliche Gestaltung von Industriegelände im Jahre 1984. Das Büro Winter erwarb mit seinem Plan die Goldplakette im 1. Rang, steht dort. Ohne die anderen Beiträge zu kennen, denke ich nach dem Rundgang: Ja, das kann man vertreten. Das mit dickem Marker aufgeschmierte schwarze „Tag“ verunstaltet diese Tafel zwar, aber immerhin ist sie lesbar.
Wir gehen weiter, an eine Wegekreuzung. „Hier sieht man, wie die Wege axial angelegt sind“, sagt Wischnewski. Warum? Das weiß er auch nicht so genau. Weil es eine Landmarke sei und das die Himmelsrichtungen andeute, meint er, und deutet schon nach oben, den Weg entlang, zu den Edelstahl-Stelen: „Das ist die Sonnenuhr des Künstlers Jan Bormann“, sagt Wischnewski. Sie habe 16,50 Meter Durchmesser, so heißt es auf der Infotafel. Und angeblich zeige sie auch die Ortszeit an. Mir gelingt es nicht, das abzulesen.
Ein Blick über die ganze Region
Als wir oben sind, schauen wir uns auch einmal um. Die Sicht ist klar. Seine Lieblingsseite sei die mit dem Blick über Dortmund. „Der Fernsehturm Florian ist klar zu erkennen“, so Wischnewski. Das sei nicht immer so gewesen. „Früher ging das vielleicht einmal pro Woche.“ Als das Ruhrgebiet noch der „Kohlenpott“ war. Dann drehen wir uns um in Himmelsrichtung West/Nordwest. Der Hammerkopfturm, das neue Kraftwerk Datteln IV, am Horizont Gelsenkirchen – und was man hört, ist nur der Wind in den Ohren und das Surren der Windräder. Wir müssen weiter, und steigen über die Stufen, die zum Teil aus Grubenholz gemacht sind, wieder herab.
Warum ist das nun der wichtigste Ort für Sie, Herr Wischnewski? „Zum einen ist Schwerin ja sowieso der schönste Ortsteil von Castrop-Rauxel“, sagt er und schmunzelt dabei. Man merkt, dass er weiß, dass andere Castrop-Rauxeler aus anderen Ortsteilen das aber ganz anders sehen. „Es ist zudem der am höchsten gelegene. Und abgesehen davon: Ich arbeite und wohne hier.“ Castrop-Rauxel sei viel schöner, als man landläufig glaube, habe eine schöne Größe. Dann ergänzt er, fast schon versöhnlich: „Schwerin ist vielleicht nicht der schönste, aber doch einer der vielen schönen Orte. Ich würde mich freuen, wenn es Ihnen auch gefallen hat.“ Das hat es.
Als Neuer lerne ich diese Stadt kennen. Dabei habe ich die Leser gebeten: Helfen Sie mir: Nennen Sie mir Ihren wichtigsten Ort der Stadt. Dies ist der letzte Teil. Nächste Woche gibt es noch einen Bonus zum Abschluss.