Mit Luftbildern durch 100 Jahre Castrop-Rauxel Erst Eisenbahn, dann Autobahn und Westring-Center

Mit Luftbildern durch 100 Jahre Castrop-Rauxel: Am Anfang war die Eisenbahn
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Die Kohleförderung im Ruhrgebiet in der Mitte des 19. Jahrhunderts brachte auch den Siegeszug der Eisenbahn. Geht es um großräumige Infrastruktur, fällt sie auf, wenn man weite Teile aus der Luft betrachtet. Wo heute breite Bundesstraßen und Autobahnen die Landschaft zerteilen, waren es vor 100 Jahren Bahngleise.

Felder und Wiesen prägten Castrop-Rauxel in weiten Teilen vor 100 Jahren – so zeigen es die ersten Luftbilder, die der RVR in seiner Sammlung hat. Sie entstanden zwischen 1925 und 1930. Also rund um den Zusammenschluss der Stadt Castrop mit zehn Gemeinden zur Stadt Castrop-Rauxel im Jahr 1926. Schaut man auf die wenige Bebauung, fragt man sich unwillkürlich, wo die damals immerhin auch schon gut 53.000 Bewohner gelebt haben.

Die Eisenbahnlinie zieht sich bereits als sichtbare Linie auch durch das Luftbild, das dort entstand, wo heute das Westring-Center steht und die Autobahnauffahrt Bladenhorst an der A 42 ist. Die Eisenbahn verband schon damals von Dortmund kommend Castrop-Rauxel mit Herne. Heute verkehrt dort die RB43 Emschertalbahn.

Bergbau in Herne

Auf der linken Seite dieses ersten Luftbilds kann man schon gut erkennen, wie in Herne Bruchstraße und die dortige Bladenhorster Straße zusammenkommen und als Bruchstraße in Richtung Norden führen. Wenn man das Bild stark vergrößert, ist auch die ehemalige Zeche Teutoburgia Schacht 1 zu erkennen. Auf Castrop-Rauxeler Seite zieht sich der Landwehrbach leicht diagonal durch das Bild.

In der rechten Bildhälfte ist die Bladenhorster Straße als Diagonale zu sehen. Der Westring wird erst viel später gebaut. Auch auf einem folgenden Luftbild aus der RVR-Sammlung aus den Jahren 1934 bis 1939 hat sich nicht viel geändert. Die Beschriftung, die auf den Luftbildern aus diesem Zeitraum zu sehen sind, verweist auf den Bergbau im Bereich der Siedlung Teutoburgia in Herne.

Immer noch viele Felder beherrschen das Bild bei dieser Luftaufnahme, die zwischen 1951 und 1989 entstand, wahrscheinlich in den ersten Jahren dieser Zeitspanne.
Immer noch viele Felder beherrschen das Bild bei dieser Luftaufnahme, die zwischen 1951 und 1989 entstand, wahrscheinlich in den ersten Jahren dieser Zeitspanne. © RVR

Etliche Jahre später trennen immer noch viele Felder Herne und Castrop-Rauxel. Auf der rechten Bildseite der Aufnahme kann man westlich der Eisenbahn Industriebebauung an der Sägewerkstraße erkennen, an der Bladenhorster Straße sind weitere Häuser dazugekommen. Die Aufnahme ist mit 1951 bis 1989 datiert, wahrscheinlich ist ein Zeitraum in den 50er-Jahren.

Östlich der Bahn entwickelt sich Bebauung an Gaswerkstraße und Holzstraße. Gut zu erkennen ist ganz rechts das kleine Waldstück der Gemarkung „Auf dem Hendge“ mit der angrenzenden Kleingartenanlage Castroper Holz. Sie wurde 1948 gegründet und ist damit eine der ältesten Kleingartenanlagen der Stadt. Der Verein beschreibt das nahe Waldstück: „Was mitten im ,Pott‘ kaum jemand vermutet: Dieses Waldstück ist der einzige Eichenhain in NRW.“

Zwischen 1957 und 1980 entstand diese Luftaufnahme.
Zwischen 1957 und 1980 entstand diese Luftaufnahme. © RVR

Die nächste Luftaufnahme in der RVR-Sammlung, weiterhin fotografiert im Maßstab 1:5000, weist eine ähnliche Zeitspanne auf: 1957 bis 1980. Sie ist auf jeden Fall später entstanden als die Aufnahme 1951 bis 1989. Das ist vor allem an der Bebauung östlich der Bahnlinie zu sehen, die dichter wird. So sind erstmals die Häuser zwischen Grillostraße und Mulvanystraße zu erkennen. Die Siedlung entstand um 1960 und setzt sich aus mehreren Zeilenbauten zusammen.

Zwischen 1983 und 1990 entstanden die Luftaufnahmen für dieses Bild. Man kann deutlich sehen, wie die Abschnitte zusammengesetzt wurden.
Zwischen 1983 und 1990 entstanden die Luftaufnahmen für dieses Bild. Man kann deutlich sehen, wie die Abschnitte aus verschiedenen Aufnahmen zusammengesetzt wurden. © RVR

Die erste Farbaufnahme entstand im Zeitraum von 1983 bis 1990. Jetzt zeigt sich erstmals die wesentliche Entwicklung in diesem Bereich der Stadt. Die Autobahn 42 taucht auf den Bildern auf. Das Teilstück vom Kreuz Herne bis zum Autobahnkreuz Castrop-Rauxel-Ost wurde 1975 freigegeben. Mit der Abfahrt Bladenhorst verbunden ist der neu entstandene Westring, der von Süden nach Norden führt. Die Bladenhorster Straße als Verbindung hat ihre Bedeutung verloren.

Entlang des Westrings entwickeln sich Gewerbe und großflächiger Einzelhandel. Erste Vorbereitungen für die Erschließung der Fläche zwischen Bahn und Autobahn westlich des Westrings sind zu erkennen, südlich der Bahnlinie zeigen sich etliche Bauten und große Parkplatzflächen.

Zwischen 1998 und 2003 entstand diese Luftaufnahme die bereits die Anfänge des Westring-Centers zeigt.
Zwischen 1998 und 2003 entstand diese Luftaufnahme die bereits die Anfänge des Westring-Centers zeigt. © RVR

Hier entsteht das Westring-Center wie auf zwei Luftbildern zu sehen ist. 1998 bis 2003 und 1999 bis 2006 sind sie datiert, das zweite entstand auf jeden Fall später als die erste. Es dauerte viele Jahre, bis das Westring-Center sich so darstellte wie es heute aussieht. Augsburg eröffnete dort 1998 mit anfangs 30 Mitarbeitern. Andere erste Ansiedlungen wie der Casto-Depot-Baumarkt waren schnell wieder verwaist.

Zwischen 1999 und 2006 entstand diese Luftaufnahme, die die Entwicklung rund um das Westring-Center zeigt.
Zwischen 1999 und 2006 entstand diese Luftaufnahme, die die Entwicklung rund um das Westring-Center zeigt. © RVR

2009 kam mit dem Aldi-Markt ein weiteres großes Unternehmen dazu. Kärcher eröffnete 2013 am Eingang zum Westring-Center sein erstes Kompetenz-Center weltweit. 2015 kommt der Hammer Fachmarkt. Heiß diskutiert wird 2016 die geplante Ansiedlung von Rossmann und Burger sowie der geplante Neubau von Aldi. Man fürchtet, dass die Innenstadt darunter leiden würde. Im Herbst 2017 ist die Eröffnung für die drei Unternehmen. In den alten Aldi-Markt kommt später der Baufachmarkt Laudwein.

Auch die Fläche zwischen Bahn und A 42 wächst zu. Und entlang des Westrings in in Richtung Stadtzentrum zeigen die Luftbilder aus den vergangenen 20 Jahren ebenfalls viel Entwicklung. In den hier gezeigten Bildern ist unten noch der Hagebaumarkt zu sehen, den es seit 1991 am Westring gibt.

Die aktuelle Luftbildaufnahme entstand 2022. Sie zeigt: Im Westring-Center gibt es noch freie Flächen.
Die aktuelle Luftbildaufnahme entstand 2022. Sie zeigt: Im Westring-Center gibt es noch freie Flächen. © RVR

Eins zeigt der Blick auf die aktuellste Aufnahme von 2022. Das Westring-Center ist immer noch unvollendet: Zwei Flächen stehen weiter leer und zur Vermarktung an. Gastronomie oder Läden mit „nicht zentrenrelevanten Sortimenten“ sind laut Bebauungsplan möglich.

Schlagzeilen macht das Westring-Center aus einem anderen Grund. Nahe der Autobahn bieten die großen Parkplätze Platz für Treffen aus der Tunerszene. Im November 2022 flog sogar ein Molotowcocktail in Richtung der Polizei. Im Februar 2023 riegelte die Polizei das Center ab und verhinderte so ein Treffen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Jahr 2023. Wir haben ihn aufgrund des großen Interesses noch einmal neu veröffentlicht.

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