Seit Mitte der 1920er-Jahre existieren Luftbilder, die in der Sammlung des Regionalverbands Ruhr (RVR) zu finden sind. Knapp 100 Jahre Stadtentwicklung lassen sich anhand der Bilder ablesen. Mal mehr, mal weniger scharf, anfangs in Schwarz-Weiß, dann auch in Farbe wurde festgehalten, wie sich Städte verändern.
Der Zeitpunkt einer ersten Befliegung ab 1926 ist für Castrop-Rauxel gut gewählt. Am 1. April 1926 entstand die neue Stadt Castrop-Rauxel mit beinahe den Grenzen, wie wir sie heute kennen. Teile von Deininghausen kamen zwei Jahre später dazu, Henrichenburg gehört seit 1975 zur Europastadt. Rund 53.000 Einwohner zählte die Stadt damals.
Von einem Stadtmittelpunkt war man 1926 noch weit entfernt. Das Luftbild, das bis 1930 entstand, zeigt Felder und nur vereinzelt Häuser. Vertikal verbindet in der Mitte bereits die Bahnhofstraße Norden und Süden der neuen Stadt. Gut erkennbar ist auch das Straßen-Viereck mit Maslingstraße, Gustavstraße, In der Fettweide. Rechts erstreckt sich das Grutholz, die Grutholzstraße ist zu erkennen, die B 235 gab es damals noch nicht.

Zwischen 1934 und 1939 ist eine weitere Aufnahme datiert, die wie alle Befliegungen bis 1984 im Maßstab 1:5000 als Einzelbildentzerrungen vorliegt. Viele Felder prägen weiter das Bild. Aber man kann schon das Stadion an der Bahnhofstraße, auch Ludwig-Kampfbahn genannt, erkennen, das 1928 gebaut wurde und das heute weiter existiert, wenn es auch mehrfach renoviert wurde. Bebauung ist dazu gekommen, zum Beispiel an der Jahnstraße (links im Bild). Auch die heutige B 235 ist bereits zu erkennen.

Zwei Luftbildaufnahmen gibt es aus dem Zeitraum 1951 bis 1980. Die erste dürfte aus den 50er-Jahren stammen. Hier und da entwickeln sich kleine Baugebiete wie rund um die Jahnstraße. Auch die Maslingstraße wird länger, erste Häuser an der Marsstraße werden gebaut. Und dann geht es rasant weiter.

Die zweite Aufnahme, datiert auf 1957 bis 1980, dürfte in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre entstanden sein. Die Bebauung hat stark zugenommen. Liebigstraße und Bunsenstraße entstehen, an der Maslingstraße geht es weiter mit dem Brauckweg. Bebauung wächst von Nord und Süd kommend langsam am Stadtmittelpunkt zusammen.
Deutlich sichtbares Zeichen ist das Hallenbad. Es wurde 1963 eröffnet. Von Rathaus, Anfang der 70er-Jahre erbaut, und Evangelischem Krankenhaus, das 1975 eröffnet wurde, ist auf dieser Luftbildaufnahme noch nichts zu sehen.

In der Luftbildaufnahme, die zwischen 1983 und 1990 entstand, ist erstmals die Neugestaltung des Stadtmittelpunkts mit Rathaus, Stadthalle und Europahalle zu erkennen. Anfang der 70er-Jahre wurde das „Forum Castrop-Rauxel“ gebaut. Angrenzend an den Sportplatz entsteht die Willy-Brandt-Gesamtschule, die 1982 gegründet wurde.
Auf der rechten Seite des Bildes ist das Evangelische Krankenhaus gut zu erkennen. Der Neubau wurde 1975 eingeweiht. Erste Häuser an der Grutholzstraße (r.) sind entstanden. Die B 235 ist bereits ausgebaut. Und auch die Autobahn 42 taucht erstmals auf den Bildern auf. Das Teilstück vom Kreuz Herne bis zum Autobahnkreuz Castrop-Rauxel-Ost wurde 1975 freigegeben.

Der Sprung zu den nächsten Luftbildaufnahmen aus den Jahren 1998 bis 2003, 1999 bis 2006, aus dem Jahr 2015 und aus dem Jahr 2020 zeigt, dass die Entwicklung in diesem Bereich der Stadt im Wesentlichen abgeschlossen ist. Veränderungen sind keine großen zu erkennen. Lediglich angrenzend an das Evangelische Krankenhaus wird noch groß gebaut. Hier kann man auch von 2020 bis 2022 noch einmal einen Riesensprung beim Gesundheitscampus erkennen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. Juli 2023.
Mehr Luftbilder finden Sie auf rn.de/castrop


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