
Thorsten Semrau liebt Minigolf. Spielen können er und seine Vereinsmitglieder aber seit langer Zeit nicht mehr. © Lydia Heuser
Castrop-Rauxeler Minigolf-Anlage liegt im Dornröschenschlaf
Minigolf
Thorsten Semrau spielt Minigolf in einem Verein. Doch dessen Spielstätte ist seit über einem Jahr nicht nutzbar. Auflösen will sich der Verein dennoch nicht, denn es gibt einen Lichtblick.
Beinahe verwunschen wirkt ein Ort, der sich doch eigentlich recht zentral an einer großen Straße in Castrop-Rauxel verbirgt. Für Thorsten Semrau ist dieser Ort mit schönen Erinnerungen verbunden. Hier hat er mit seinen Vereinskollegen den Schläger geschwungen und trainiert.
Die Rede ist von einer Minigolf-Anlage; konkreter vom Sterngolf, einer von vier Minigolf-Varianten. Hier rollt der Ball auf Beton, während auf klassischen Miniaturgolf-Plätzen Erythrit-Platten im Einsatz sind, so wie in Ickern am Parkbad Nord. Bespielt werden Minigolf-Anlagen, egal welcher Variante, von Freizeitspielern und ambitionierten Vereinsmitgliedern gleichermaßen.
Die Sterngolf-Anlage liegt gleich an der Dortmunder Straße im Goldschmieding-Park hinter dem Hotel „Vienna House“. Sie ist von großen Laubbäumen umsäumt, die im Sommer Schatten spenden. Zur Herbstzeit verdeckt das Laub die Blätter beinahe komplett, sodass noch weniger sichtbar ist, was hier eigentlich schlummert, ja, im Dornröschenschlaf liegt.
Minigolf-Verein hat keine Spielstätte
„Dornröschenschlaf“ – so nennt es auch Throsten Semrau, wenn er vom Zustand seines Vereins „Sterngolfclub Glocke Castrop e. V.“ spricht, der eigentlich ein eingetragener Verein in Dortmund-Nette ist. Derzeit hat er nur noch neun Mitglieder, die zwischen 20 und 70 Jahren alt sind. Einen Platz zum Trainieren haben sie nicht, und das seit anderthalb Jahren. Denn die derzeitigen Pächter betreiben die Anlage seitdem nicht mehr.
Schon 2000 wurde dem 1995 gegründeten Verein die Anlage zum Kauf angeboten. Aber die mehreren Zehntausend Euro konnten die Mitglieder damals nicht aufbringen.
Es fand sich ein anderer Pächter, und der Sterngolfclub konnte weiter auf den insgesamt 18 Bahnen trainieren. 2003 richtete er sogar die Westdeutschen Meisterschaften aus. „Bis 2012 haben unsere Sterngolferinnen und Sterngolfer noch an den Ranglistenturnieren zur Qualifikation der Teilnahme an der Westdeutschen Meisterschaft teilgenommen“, sagt Thorsten Semrau.
Sicher auch die Pandemie habe dazu beigetragen, dass die Anlage nicht mehr betrieben wird, vermutet Semrau. Er mag die Anlage sehr, die Lage, die Bäume und eben, dass man hier Sterngolf spielen kann. „Beim Sterngolf ist die letzte Bahn das markante Zeichen des Systems“, erklärt Semrau.
Minigolf: Ein Schläger, viele Bälle
Die letzte Bahn an der Dortmunder Straße liegt gleich am mit Holzschindeln verkleideten Gebäude, das zur Anlage gehört. Die schnurgerade Betonbahn mündete in einer sternförmigen Sackgasse, in deren Mittelpunkt der kleine Ball versenkt werden muss.

Die letzte Bahn gibt der Sterngolf-Anlage seinen Namen. © Lydia Heuser
Thorsten Semrau hat seinen Schläger und ein Köfferchen zum Ortstermin mitgebracht. „Das ist der Unterschied zum Golfen: Wir haben nicht einen Ball und viele Schläger, sondern einen Schläger und viele Bälle“, sagt er, während er sein schwarzes Köfferchen öffnet und viele bunte Bälle zum Vorschein kommen.

Nicht mehrere Schläger, sondern mehrere Bälle brauchen Profis zum Minigolfen. © Lydia Heuser
Das ist es, was den 58-Jährigen schon als Kind fasziniert hat, wenn er mit Freunden und Eltern Minigolf gespielt hat. Da waren dann die Profis, hatten ihre Köfferchen dabei, mit den vielen bunten Bällen. Ein Schlag und der Ball landete im Loch.
Wird es bald wieder Sterngolf geben
Das wollte Semrau auch. „Zuerst habe ich in Wanne-Eickel gespielt“, erzählt er. Dort fanden sich dann auch die ersten Mitglieder für den heutigen Verein. Am 1. September 1995 gründeten sie sich. Zur Hochzeit, nach zehn Jahren, zählte der Verein 40 Mitglieder.
„Das Miteinander und der Wettbewerb machen einfach Spaß“, erklärt er die Faszination fürs Minigolfen. Einmal im Jahr habe man auch „Juxturniere“ veranstaltet. Statt der Minigolfbälle aus dem schwarzen Koffer haben die Teilnehmenden dann mit Fußbällen, Murmeln oder Tennisbällen die Bahnen bespielt.

Die Vereinsmitglieder haben sich zur aktiven Zeit um die Reinigung der Bahnen gekümmert. © Privat
Semrau sehnt sich nach der Zeit zurück, das merkt man. Wollen er und seine Vereinskollegen jetzt trainieren, müssen sie nach Halver, Hagen oder anderswo ins Sauerland fahren, denn erst dort gibt es die nächsten Sterngolf-Plätze. Nun hat er aber die begründete Hoffnung, dass er bald wieder in Castrop spielen kann. Konkret kann er zwar nicht werden, aber auch für Familien und andere Minigolf-Fans könnte es bald wieder eine Sterngolf-Anlage im Ruhrgebiet geben.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
