Mika Blum erhebt seine Stimme für die Umwelt 23-jähriger Castrop-Rauxeler räumt die Stadt auf

Mika Blum erhebt seine Stimme: 23-Jähriger räumt die Stadt auf
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Jan Wojtasik kennt Mika Blum schon seit der Grundschule. „Mika ist ein sehr strebsamer, empathischer Mensch, der sich für seine Mitmenschen einsetzt, wenn er die Gelegenheit dazu hat“, sagt er. „Er nimmt sein Recht wahr, seiner Stimme in der deutschen Demokratie Gehör zu verschaffen. Und er kann Leute mitreißen.“ Mika sei jemand, der sich bei Problemen nicht bloß beschweren, sondern etwas dagegen unternehmen wolle, bekräftigt Maren Janßen. Zusammen mit Jan Wojtasik und Mika Blum arbeitet sie gerade an einem Filmprojekt gegen Rechtsextremismus in Castrop-Rauxel.

Bereits zum zweiten Mal wurde Mika Blum für eine Auszeichnung mit der Ehrennadel der Stadt Castrop-Rauxel vorgeschlagen. „Das schmeichelt mir sehr“, sagt der Nominierte verlegen.

Bei den Aufräumaktionen verwenden die Teilnehmer meistens pinke Müllsäcke.
Bei den Aufräumaktionen verwenden die Teilnehmer meistens pinke Müllsäcke, in denen sie Abfall aus dem Stadtbild verschwinden lassen. © privat

„Ich mache es einfach.“

Der Student ist Mitglied der Grünen Jugend und Vorsitzender des Vereins „Wohin damit, Castrop-Rauxel“. Der Verein engagiert sich für ein sauberes Stadtbild. Aufklärungs- und Bildungsprogramme gehören ebenso zu den Aktivitäten. „Während Corona sind wir viel durch den Wald spazieren gegangen und der war sehr dreckig“, erinnert sich Mika Blum an die Gründungsphase. Er und seine Mitstreiter wunderten sich, dass dort keine Mülleimer standen und gingen auf den EUV zu. „Wir haben beschlossen, dass wir zeigen wollen, dass hier etwas getan werden muss. Wir wollten nicht nur meckern, also haben wir angefangen, Müll zu sammeln. Während Corona hatten viele natürlich noch super viel Zeit. Das heißt, wir sind jede Woche mit einer sieben- bis 15-Mann-Truppe los und haben Müll gesammelt. Mittlerweile machen wir das als einzelne Events, ungefähr drei, viermal im Jahr.“

Woher das Engagement für eine saubere Stadt kommt? „Wenn man schon die Motivation und Möglichkeiten hat, um sowas zu machen und Freunde mit an Bord zu holen, dann wäre das fatal, sie nicht zu nutzen“, sagt Mika Blum. Ein wenig habe er sich die Einstellung auch von seinem Opa abgeschaut. „Der hat immer auf seiner Straße die Zigarettenstummel weggepackt.“ Über seine Aktionen müsse er nicht großartig nachdenken. „Ich mache es einfach.“

Große Müllsammelaktion am World Clean Up Day in Merklinde. Eine Gruppe aus mindestens einem Dutzend Menschen sammelt Abfall im Wald ein und wirft ihn in mitgebrachte Müllsäcke.
Eine große Sammelaktion am World Clean Up Day in Merklinde. © WohinDamit e.V.
Bei einer Aufräumaktion werfen Organisatoren und Teilnehmer gefundenen Abfall in pinke Müllsäcke mit der Aufschrift EUV.
Lob erhält der Verein von Mika Blum auch vom EUV, der die Aufräumaktionen gutheißt. © Dieter Düwel

Warnung vor Rechtsextremisten

„Jetzt gerade sind wir dabei, mit unserer Initiative gegen Rechtsextremismus einen Film zu drehen, um insbesondere jungen Menschen zu zeigen, warum man nicht rechtsextreme Parteien wählen sollte. Wir wollen zeigen, dass Rechtsextremismus ein Problem ist, gerade wenn 16- bis 18-Jährige ihn wählen. Die sollten sehen, was es bewirkt, wenn rechtsextreme Kräfte an die Macht kommen. Wir wollen Vorurteile aufweichen und zeigen, dass sie größtenteils Quatsch sind. Und wir wollen den Leuten, die davon betroffen sind, eine Stimme geben.“ Erste Filmaufnahmen entstanden beim Kochen und Essen mit Geflüchteten in Habinghorst. Der Film soll in diesem Jahr vor der Kommunalwahl fertig werden und auf Social Media erscheinen.

Etliche Zigarettenstummel sammelten Mitglieder von „Wohin damit“ auf dem Parkplatz am Hallenbad.
Etliche Zigarettenstummel sammelten Mitglieder von „Wohin damit“ auf dem Parkplatz am Hallenbad. © WohinDamit e.V.

Lob von vielen Seiten

Die EUV-Sprecherin Sabine Latterner lobte im vergangenen Jahr die Müllsammelaktionen: „Einfach klasse, absolut vorbildlich. Man muss sich vor Augen führen, dass sie den Abfall wegräumen, den andere hinterlassen haben. Aus eigener beruflicher Erfahrung wissen wir, was das bedeutet.“ Und: „Sie leisten einen nicht unerheblichen Teil zum Umweltschutz und setzen mit ihren Aktivitäten zugleich ein Zeichen gegen illegale Abfallentsorgung.“

Der Verein verbinde die Bürger der Stadt, „denen etwas am Schutz der Umwelt liegt und setzt nach außen hin ein deutliches Zeichen, dass Jung und Alt zusammenarbeiten und diese Stadt ein Stück weit besser machen können“, lobt Dustin Lukat. Er hat Mika Blum für die Auszeichnung mit der Ehrennadel vorgeschlagen. Die Auszeichnung wäre für Lukat „ein inspirierendes Signal für alle Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen und ein sauberes, lebenswertes Stadtbild für kommende Generationen zu erhalten“.

Zum Thema

Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?

  • Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.

  • Bürger haben für Februar 2025 rund 20 Vorschläge eingereicht. Wir stellen Mika Blum und alle anderen Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.

  • Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.

  • Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.

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