
In der geschlossenen Psychiatrie attackierte ein Patient eine Mitarbeiterin mit einem Messer. © Volker Engel
Messerangriff in Psychiatrie: Mitarbeiter machen Leitung mitverantwortlich
Angriff
Ein Patient hat eine Mitarbeiterin des Evangelischen Krankenhauses Castrop-Rauxel (EvK) mit einem Messer attackiert. Die Mitarbeitervertretung macht das Krankenhaus mitverantwortlich für den Angriff.
Die Mitarbeitervertretung des Evangelischen Krankenhauses Castrop-Rauxel (EvK) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Krankenhaus-Leitung. Die dünne Personaldecke, die Arbeitsbelastung und Kritik am Arbeitsschutz seien mitverantwortlich für eine schwere Gewalttat, die sich am 20. August in der geschlossenen Psychiatrie ereignet hatte, heißt es in einem Schreiben der Mitarbeitervertretung, das unserer Redaktion vorliegt.
An jenem 20. August war eine Mitarbeiterin in der Mittagszeit im Dienstzimmer von einem Patienten attackiert worden. Augenscheinlich hatte der 32-jährige Mann die Frau töten wollen. Mit einem Messer versuchte er von hinten auf den Oberkörper der 40-jährigen Castrop-Rauxelerin einzustechen. Dabei soll er gerufen haben: „Ich muss euch alle abstechen.“
„Hilfestellung von außerhalb war nicht möglich“
Im Schreiben der Mitarbeitervertretung (MAV) heißt es: „Hilfestellung von außerhalb der Station war nicht möglich, da die Elektronikschlüssel der Stationseingangstür nicht funktionierten, ebenso zum Dienstzimmer, in dem die Tat stattfand.“
Das EvK bestätigt diese Version des Tathergangs nicht. „Ein Defekt der Schließanlage konnte [bei der Untersuchung des Vorfalls] im Übrigen nicht festgestellt werden“, heißt es aus der EvK-Pressestelle auf Anfrage.
Gewalt am Arbeitsplatz beschäftigt Unfallversicherung
Eine Anfrage unserer Redaktion bei der Bezirksregierung Münster brachte nicht viel mehr Klarheit: Der Bezirksregierung sei der Vorfall im Rahmen der Krankenhausaufsicht und im Bereich Arbeitsschutz gemeldet worden. Das Krankenhaus habe Stellung zu dem Vorfall genommen und wolle ihn noch einmal mit den Mitarbeitenden der Station „aufarbeiten“, teilt die Pressestelle der Bezirksregierung mit.
Fest steht: In Sachen Arbeitsschutz wird das EvK nachbessern müssen: Die sogenannte „Gefährdungsbeurteilung“ werde aufgrund des Vorfalls angepasst und umgesetzt. Aus Gefährdungsbeurteilungen resultieren spezifisch auf den Arbeitsplatz angepasste Schutzkonzepte.
Gewalt und Übergriffe am Arbeitsplatz kritisieren Gewerkschaften schon lange und beziehen sich dabei auf Erfahrungswerte und Untersuchungen der DGUV (Deutsche gesetzliche Unfallversicherung). „Ob in Psychiatrie oder ambulanter Pflege, im Rettungsdienst oder im Krankenhaus: Um Übergriffe zu vermeiden, müssen die Bedingungen stimmen“, fordert Verdi.
Zu wenig Personal? Wurde so der Angriff begünstigt
Ausreichend Personal gehört für die Gewerkschaft ausdrücklich dazu. Dass die schwache Personaldecke eine Rolle bei dem Vorfall spielt, sieht das EvK indes als nicht erwiesen an. In dem Schreiben der Mitarbeitervertretung heißt es jedoch, dass teilweise nur zwei Mitarbeitende in der geschlossenen Psychiatrie zeitgleich arbeiten.
„Die psychischen Belastungen unserer KollegInnen steigen, die Sicherheit ist nicht gewährleistet“, so die MAV. Das Krankenhaus schätzt die Lage anders ein. Die Pressestelle teilt mit: „Die Besetzung der Station erfüllt alle Anforderungen.“ Die Bezirksregierung behält sich vor, die festgelegten Maßnahmen vor Ort zu überprüfen.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
