Die Bilanz ist so verheerend wie die Bilder, die das Schlachtfeld Wartburgstraße am Donnerstagabend (15.6.2023) offenbarte: Allein neun Verletzte sind offiziell bekannt nach der Massenschlägerei von Castrop-Rauxel und dem Streit, der schon zwei Tage zuvor zwischen zwei Familien ausgebrochen war. Eine syrische und eine libanesische Familie waren aneinandergeraten und hatten nach dem Anfangsstreit von Dienstag am Donnerstag Verstärkung herbeigeholt.
Am heftigsten traf es einen 23-jährigen Mann. Aber auch Kinder ab 11 Jahren waren nach Angaben der Polizei in die Ausschreitungen involviert. Mindestens ein Messer kam dabei zum Einsatz. Anfangs war auch von Macheten die Rede. Die Staatsanwaltschaft spricht am Freitag von Eisenstangen, Besenstielen, Brettern und einem Baseballschläger.
Notoperation im Rochus-Hospital
Aber wie geht es den Verletzten? Grundsätzlich ist das erst einmal nicht bekannt. Recherchen unserer Redaktion ergaben aber zumindest bezüglich des 23-jährigen Mannes weitere Details: Er wurde von mehreren Messerstichen in den Bauch lebensgefährlich verletzt. Der Dünndarm wurde dabei aufgeschnitten, ob andere Organe betroffen sind, ist nicht klar. Bei einer Not-Operation wurde der Mann im Castroper Rochus-Hospital versorgt und war am Tag nach der Tat noch auf der Intensivstation. Sein Zustand soll stabil sein. Auch schwere Kopfverletzungen hat er sich zugezogen.
Sechs weitere Personen kamen noch am selben Abend mit Rettungswagen in fünf verschiedene Krankenhäuser. Die Polizei schützte einige der Patienten mit Wachen an den Zufahrten unter anderem zum Rochus-Hospital und auch vor den Stationen.
Freitagmittag kursierten Gerüchte auf Facebook, die Szenen vom Vortag würden sich nun am Rochus-Hospital in Castrop wiederholen. Polizeisprecher Andreas Lesch konnte das aber auf Anfrage nicht bestätigen. „Eine Falschmeldung“, sagte er unserer Redaktion.
Die Einsatzkräfte am Krankenhaus seien nur zur Sicherheit vor Ort. Eine Eskalation im Krankenhaus sei der Polizei von Freitagnachmittag nicht bekannt, so Lesch.
Mit blutenden Wunden davongelaufen
Einige Verletzte liefen nach der Schlacht von der Wartburgstraße zum Teil mit blutenden Wunden davon, als die Polizei die Gangart verschärfte. Sie sind nicht Teil der registrierten Verletzten.
Offiziell hat die Polizei Stand Freitagnachmittag Kenntnis von acht Verletzten. Eine 21-Jährige musste schon am Dienstag beim ersten Streit schwer verletzt ins Krankenhaus. Da wurde auch ein 14-Jähriger mit dem Rettungswagen abtransportiert. Am Donnerstag bei der großen Schlägerei kamen neben dem 23-Jährigen noch ein schwer Verletzter und vier Leichtverletzte hinzu. Ein Polizeibeamter bekam eine Latte ab und wurde leicht verletzt.
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