Polizeipräsidentin zeigt sich schockiert nach Massenschlägerei „Dimension hat mich erschüttert“

Polizeipräsidentin nach Massenschlägerei: „Dimension hat mich erschüttert“
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Als es um kurz vor 18 Uhr auf der Wartburgstraße und dem Kreisverkehr richtig wild wurde, da standen schon zwei Polizeifahrzeuge mitten im Gewalt-Exzess. Rundherum prügelten sich überwiegend junge Männer, gingen mit Fäusten und Schlagstöcken aufeinander los. Etwas später beruhigte sich die Lage, als mehr und mehr Polizeibeamte hinzu kamen und auch die Feuerwehr einen Alarm unter dem Stichwort „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) auslöste.

Am Tag nach der Massenschlägerei von der Wartburgstraße ist die Erschütterung auch bei der Polizei groß. Ein Beamte wurde an diesem Abend von einer Latte getroffen und leicht verletzt. Ein weiterer soll ebenfalls angegriffen worden sein. Ansonsten blieb es bei den bekannten sieben Verletzten. Ein 23-Jähriger wurde nach Stichverletzungen im Bauchraum notoperiert. Er liegt auf der Intensivstation.

Zurhausen: „Ich finde es erschreckend“

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zeigte sich am Tag nach dem Vorfall schockiert: „Ich finde es erschreckend, dass Personen der Meinung sind, sie könnten Meinungsverschiedenheiten mit Gewalt austragen. Das Ausmaß und die Dimension haben mich erschüttert“, teilte sie schriftlich mit.

„Neben den strafrechtlichen Ermittlungen ist für mich eines wichtig: Wir müssen Präsenz zeigen. Deshalb gibt es verstärkte polizeiliche Maßnahmen im Stadtgebiet, zum Beispiel zusätzliche Einsatzkräfte an bestimmten Orten.“ Am Freitag stand eine Streifenwagen am Haus, wo die Auseinandersetzung schon am Dienstag (13.6.) begonnen hatte und am Donnerstag richtig eskalierte. Am Rochus-Hospital in Castrop waren weitere Beamte zum Schutz der Patienten eingesetzt.

Eine Person wird von der Polizei aus dem Wohnhaus an der Wartburgstraße abgeführt und in einen Rettungswagen gebracht.
Eine Person wird von der Polizei aus dem Wohnhaus an der Wartburgstraße abgeführt und in einen Rettungswagen gebracht. © J.K.

„Eine derartige Einsatzlage ist eine große Herausforderung für die Polizei“, sagte Zurhausen am Tag nach der Massenschlägerei. „Bedanken möchte ich mich bei allen eingesetzten Kräften, die diese extrem schwierige Einsatzlage bewältigt haben.“ Unter anderem Kräfte aus einer Einsatz-Hundertschaft aus Duisburg halfen vor Ort.

Polizeipräsidentin Zurhausen: „Die Ermittlungen in diesem komplexen Fall haben für mich höchste Priorität. Deshalb habe ich innerhalb des Polizeipräsidiums Recklinghausen eine 19-köpfige Mordkommission eingesetzt.“

Polizei stellte Personalien fest

Ob es zu Festnahmen vor Ort kam, wurde bisher nicht bestätigt. Einige Personen wurden in Rettungswagen oder Polizeiautos geleitet. Die Polizei stellte vor allem Personalien fest und fotografierte über 20 Tatverdächtige. 70 bis 80 Personen gehören zum gesamten Täterkreis, so die ersten Einschätzungen.

Auch im Innenhof und Wohnhaus, in dem eine der beteiligten Familien wohnt, ermittelten die Beamten und stellten Schlagwerkzeuge sicher. Zeugen werden gebeten, Videos und Fotos vom Tatort als Beweismittel zur Verfügung zu stellen und Aussagen zu machen. Material kann man hochladen im Hinweisportal der Polizei NRW. Anrufen für sachdienliche Hinweise kann man unter Tel. 0800 2361111.

Viele Bilder vom Tatort und den Polizeimaßnahmen auf rn.de/castrop

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