
Sixt und Europcar bekamen ihre Mercedes C-Klassen nicht zurück und erstatteten Anzeige. Der Mann, der die Wagen ausgeliehen hatte, meldete die Wagen als gestohlen. (Symbolbild) © Daimler AG
Luxuskarossen von Europcar und Sixt gemietet: 48-Jähriger brachte sie nie zurück
Gerichtsprozess
Besondere Autos für besondere Anlässe. Zweimal mietete ein 48-Jähriger jeweils einen Mercedes, der anschließend abhandenkam. Was damit möglicherweise passierte, schilderte ein Insider.
Wer sich teure Autos nicht leisten kann, der kann sich solch eine Luxuslimousine einfach mieten. Das tat auch ein heute 48-Jähriger, und zwar zu zwei besonderen Anlässen. Im Janura 2017 mietete er bei Europcar in Lünen ein Mercedes C-Klasse für drei Tage. Im Juni desselben Jahres lieh er wieder das Modell, aber bei Sixt, und dieses Mal für eine Trauerfeier.
Damals waren die Autos 30.000 bzw. 50.000 Euro wert. Stolze Summen, um die die Verleiher betrogen wurden, denn sie erhielten ihre noblen Autos nie zurück.
Jetzt musste sich der Kunde, der die beiden Wagen bei der Polizei als gestohlen meldete, wegen der Unterschlagung vor Gericht verantworten. Außerdem wegen eines Vorfalls zwei Jahre später. Da hatte er Polizisten bespuckt und geschlagen, die ihn schlafend vor einem Mehrfamilienhaus angetroffen hatten.
Keine Erinnerung: „Ich war auf Koks“
Daran hatte der Angeklagte keinerlei Erinnerung. „Ich war auf Koks, war gerade aus einer Therapie geworfen worden“, erklärte er. Auch zur Zeit der „Autodinge“ habe er regelmäßig Kokain konsumiert. Er gab zu, die Wagen gemietet zu haben, weil ihn beide Male seine damalige Freundin darum gebeten hatte.
Aber er habe sie nicht geklaut und verkauft. Zu den Feiern gefahren, seien stets andere Bekannte der Freundin, denen er vertraute. Und auch, weil er gekokst und getrunken hatte. Er habe sich darauf verlassen, dass diese Freunde die Wagen ordnungsgemäß zurückgeben würden.
Erst als die Polizei vor seiner Tür stand, weil die Vermieter ihre Autos nicht zurückerhalten und Anzeige erstattet hatten, schwante ihm, dass er wohl einer abgekarteten Sache auf den Leim gegangen sei. Und das ist ein ebenso komplexes wie anscheinend lukratives Geschäft.
Einblicke in diese Branche gab dem Gericht ein absoluter Fachmann. Einer, der früher mit gestohlenen Autos gehandelt hat, das Verfahren und die Szene kennt. Er war als Zeuge und „Insider“ geladen, da er sich bei seiner eigenen Verhandlung ausgesprochen geständig gezeigt hatte, um eine mildere Haftstrafe zu erhalten.
Insider erzählt
„Baujahr, Marke und Mietdauer sind wichtig“, listete er auf. Schließlich müsse das Auto, nachdem ihm eine neue Identität verliehen wurde, vor Ablauf der Mietfrist im Ausland sein. An die Autos wären seine „Lieferanten“ auf verschiedene Art und Weise gekommen: mit gefälschten Pässen, einer Meldung als gestohlen oder, wie in diesem Fall, durch eine unbeteiligte Person, einen „useful idiot“. Was wohl auf den Angeklagten zutrifft. Er kannte ihn nicht, er gehöre sicher nicht zur Szene, wo er bestens vernetzt war.
Weil der Richter vor dem Urteilsspruch noch weitere Zeugen hören will, wird die Verhandlung fortgesetzt.
Ich bin seit etlichen Jahren als freie Mitarbeiterin für die Lokalredaktion tätig, besuche regelmäßig Gerichtsverhandlungen, um darüber zu berichten, und bin neugierig auf alles, was in Castrop-Rauxel passiert.