
© Jonas Hildebrandt
Bäume darf man nun mal nicht nach Gutdünken fällen, Herr Bettinger
Meinung
Freie Baumfällungen für freie Bürger? Das fordert gerade wieder ein Freier Demokrat öffentlichkeitswirksam auf Facebook. Blanker Populismus zur Unzeit, findet unser Autor.
Zitat: „Ein Witz, dass die Besitzer auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht entscheiden dürfen, welche Bäume stehen bleiben dürfen.“ Mit dieser Aussage springt der FDP-Fraktionsvorsitzende Nils Bettinger einer Castrop-Rauxelerin bei, die in ihrem Garten eine riesige Esche fällen lassen möchte.
Wenn der Baum krank wäre, dürfte sie das. Wenn der Baum umzukippen drohte, dürfte sie das. Aber alle Experten sagen wohl: Der Baum ist standfest, von ihm geht keine Gefahr aus. Und dann sagt die Baumschutzsatzung in Castrop-Rauxel eben „Nein“ zu einer Fällung eines geschützten Baums.
Das gefällt nicht allen Bürgern. Das gefällt auch nicht allen Politikern. Aber wenn ein Freier Demokrat nun freie Baumfällungen für freie Bürger fordert, dann ist das nun mal nicht mit der demokratisch verabschiedeten Satzung in Castrop-Rauxel vereinbar. Da können Bettinger und Bürger noch so trotzig reagieren: Recht ist Recht. Punkt.
Bettinger weiß doch, dass man Mehrheiten braucht, um politische Ideen umzusetzen. Wenn er dagegen ist, Regeln aufzustellen für das Zusammenleben, dann kann er sich dafür ja eine Mehrheit suchen.
Auf Facebook aber darüber zu schwadronieren, dass das gegen die Freiheit der Menschen ist: Nein, Herr Liberaler, das ist nicht in Ordnung. Schon gar nicht in Zeiten, wo mit dem Begriff Freiheit ziemlich viel Schindluder getrieben wird.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
