Es ist wohl die größte und längste Baumaschine, die Castrop-Rauxel je gesehen hat. Auf der Emschertalbahn des RB43 werden seit dieser Woche die Bahngleise erneuert: Schotter raus, Schienen auseinander gedrückt, alte Beton-Bahnschwellen rausgegabelt und abtransportiert, neue Betonschwellen hereingelegt, Schienen darauf, festgeschraubt, frisch gereinigter Schotter darüber. Ein irrer Vorgang, zu beobachten mitten in der Castroper Altstadt.
Die Bahnlinie in der Castroper Altstadt, die Dortmund über Herne und andere Städte der Region mit Dorsten verbindet, wird saniert. Mitte März haben die Bauarbeiten begonnen, für die auch drei Bahnübergänge in Castrop-Rauxel gesperrt sind und für die Busse statt der Bahnen noch bis Ende April verkehren. 10.000 Bahnschwellen werden auf dieser Strecke in den kommenden Wochen ausgetauscht, der Schotter gesäubert. Und ab Mai rollen die Züge wieder auf einem frisch sanierten Gleisbett.


Der Zug, der diese Arbeiten leistet, ist mit 30 bis 40 Bauarbeitern besetzt. Er kommt aus Linz in Österreich von der Firma Swietelsky, ein Bauunternehmen mit internationalen Kunden. Dieser rund 700 Meter lange Zug, der aus Dutzenden Waggons mit unterschiedlichen Funktionen besteht, war zuletzt in Belgien im Einsatz. Nun steht er auf den Schienen in der Emscher-Region.
Rund 2000 neue Beton-Bahnschwellen wurden in der Nacht zu Mittwoch (20.3.2024) am Bahnhof in Herne von Lastern auf den Zug verladen. Auf den Auflieger-Waggons finden drei Lagen übereinander Platz: 25 aufgereihte und mit zwei Holzbalken verschraubte Bahnschwellen, drei Lagen davon auf jedem Waggon. Darüber fährt ein Kranwagen auf Schienen hin und her. Er nimmt eine Lage Bahnschwellen hoch, fährt sie einmal über den kompletten Zug bis zur Verlegemaschine und lädt sie dort auf einer Art Fließband ab. Auf dem Rückweg nimmt er alte Beton-Bahnschwellen auf, die er bis zum hinteren Teil des Zuges fährt und dort ablagert.
Schotter: Kein Stein geht verloren
Die Verlegemaschine selbst ist ebenfalls Teil des nahezu dauerhaft Zentimeter um Zentimeter vorrollenden Bau-Zuges. Sie kommt dann zum Einsatz: Zuerst gräbt sie Schotter auf, transportiert ihn über Fließbänder nach oben und ins Innere einer Schotter-Reinigung, die über Rüttelmethoden und mit Wasser die Steine vom Unrat trennt, der sich zwischen den Bahnschienen befindet. Ein Fachmann, der nicht öffentlich sprechen will, erklärt uns, dass dabei kein Stein verloren geht: Die Steine, die herausgenommen werden, kommen hinten wieder rein.
Dazwischen spannt die Maschine die Schienen auseinander: Sie werden von den alten Schwellen abgeschraubt, in etwa so weit aufgebogen, dass sie ungefähr die doppelte Spurweite haben, und 20 Meter weiter wieder zusammengeführt und auf neue Bahnschwellen geschraubt.
Zunächst nimmt eine Gabel die alten Beton-Bahnschwellen nach und nach aus dem Untergrund heraus. Sie werden über Fließbänder abtransportiert zur Verladestelle auf dem nächsten Waggon. Ein Bauarbeiter, der in einer Art Korb unter dem Zug liegt, legt dabei noch zur Kontrolle Hand an. Andere Kollegen sitzen in den Steuerkabinen unter und auf dem Zug oder laufen nebenher. Sie stehen über Headsets in Kontakt miteinander.
Ein paar Meter weiter legt die Maschine die neuen Betonschwellen in das ausgehobene Gleisbett. Wieder ein paar Meter weiter werden die Schrauben festgezurrt. Dann kommt der saubere Schotter zurück ins Gleisbett. Fertig.

Maschine „revolutioniert den Gleisbau“
Die Maschine nennt sich RUS 1000 S. „Swietelsky revolutioniert mit ihr 2006 den Gleisbau“, heißt es in einem Video auf Youtube. Sie baut „Gleise vom Fließband“ ein und hat den großen Vorteil, dass nur ein Bahngleis genutzt wird: Das Nachbargleis ist frei. In Castrop-Rauxel fallen trotzdem die Züge in beiden Richtungen aus.
Die Baumaschine in diesem langen Zug erregt am Mittwoch viel Aufmerksamkeit in Castrop. Passanten bleiben entlang der Bahnstrecke stehen, um die Bauarbeiten zu beobachten. Dazu werden sie auch in den kommenden Tagen, wenn die Maschine sich weiter in Richtung Merklinde und Bövinghausen bewegt, noch Gelegenheit haben. Der Bahnabschnitt in Castrop-Rauxel soll bis zum Ende der Osterferien weitgehend abgearbeitet sein. Am 5. April, zum Ende der Osterferien, sollen die Bahnübergänge wieder freigegeben werden.
Aufnahmen aus der Luft und vom Boden zeigen die Arbeiten auf rn.de/castrop