Mega-Fusion von Kliniken im Ruhrgebiet geplant Gesellschaft hätte danach 10.000 Mitarbeiter

Mega-Fusion: Gesellschaft rund um EvK und Diakonie hätte 10.000 Mitarbeiter
Lesezeit

Die Krankenhaus-Landschaft in Castrop-Rauxel ist weiter in Bewegung. Während das St.-Rochus-Hospital im Verbund der Katholischen St. Paulus Gesellschaft mit immer mehr Einrichtungen und Krankenhäuser im Umland von Dortmund (Lünen, Schwerte, Werne) unter dem Dach einer Gesellschaft fusioniert, wächst auch die Evangelische Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel mit anderen Kliniken und Pflegeeinrichtungen zusammen. Eine Mega-Fusion ist geplant. Entstehen würde ein Konzern mit über 10.000 Beschäftigten.

Dafür stellt sich der Evangelische Verbund Ruhr (EVR) nun neu auf: Matthias Adler ist seit 1. Juli Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne / Castrop-Rauxel, und damit auch Teil der Geschäftsführung des EVR. Er folgte Heinz-Werner Bitter nach, der nun im Ruhestand ist.

Aber was ist geplant? Der EVR, ein Zusammenschluss des EvK mit der Diakonie Ruhr (Geschäftsführer Jens Koch), ist schon jetzt ein Konzern der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Matthias Adler kam als Kaufmännischer Vorstand eines Diakoniekonzerns aus Nordhessen ins Ruhrgebiet und ist als bundesweit anerkannter Klinik-Manager in Fachausschüssen und Verbands-Vorständen tätig.

Während die Evangelische Krankenhausgemeinschaft die EvKs in Castrop-Rauxel und Herne sowie Wanne-Eickel und Witten betreibt, ist die Diakonie Ruhr in der Altenpflege und Hilfe für Menschen mit Behinderungen tätig. Der EVR-Konzern erwirtschaftete 2022 mit fast 6000 Mitarbeitern einen Umsatz von 375 Millionen Euro.

EvK schreibt erstmals rote Zahlen

Doch die Lage im Gesundheitssektor ist schwierig: Der Ex-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter beklagte in seinem letzten Amtsjahr das erste Jahr (2022) mit roten Zahlen. Das habe mit explodierenden Energiekosten, der hohen Inflationsrate und damit steigenden Sach- und Personalkosten zu tun, sagte er vor seinem Abschied im Sommer. Dazu Lieferketten-Probleme: Eine Negativspirale, die sich verstärkt habe. Eine Bedrohung, die er für die kommenden Jahre als existenziell bezeichne.

Eine Lösung neben neuer staatlicher Finanzierung könnten Fusionen sein. „Gemeinsam wollen Adler und Koch die Geschäftsbereiche Gesundheit und Soziales weiter und enger verzahnen und die Zusammenarbeit zwischen den Standorten im Ruhrgebiet intensivieren“, heißt es in einer Pressemitteilung der EVR.

Das Evangelische Krankenhaus Castrop-Rauxel aus der Luft gesehen.
Das Evangelische Krankenhaus Castrop-Rauxel, bekannt auch als Gesundheitscampus, ist einer der Standorte der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne-Castrop-Rauxel. © RVR 2022
Die Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum-Mitte (Bergstraße) ist einer von drei Klinik-Standorten der Augusta Stiftung. Eines der drei Krankenhäuser, die dazu zählen, ist auch das EvK Hattingen.
Die Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum-Mitte (Bergstraße) ist einer von drei Klinik-Standorten der Augusta Stiftung. Eines der drei Krankenhäuser, die dazu zählen, ist auch das EvK Hattingen. © RVR 2022

„Die Krankenhauslandschaft steht vor großen Herausforderungen und weitreichenden Strukturänderungen“, erläutert Verbund-Chef Adler: Digitalisierung, sektorenübergreifende Vernetzung, inhaltliche und prozessuale Verzahnung mit Sozialbereichen seien die Stichworte dabei. „Es ist wichtig, dass wir miteinander unser internes Potenzial optimal ausschöpfen, zukunftsfest strukturieren und Synergieeffekte heben“, so der Manager in reinstem Betriebswirtschafts-Sprech. „Dazu gehören auch die administrativen Themen, Bereiche und Servicefunktionen im EVR-Konzern.“

Hinzu kommt eine geplante weitere Fusion mit der Evangelischen Stiftung Augusta Bochum und dem Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid. Macht man daraus ein Unternehmen, entstünde einer der größten Arbeitgeber in der Region mit knapp 10.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 700 Millionen Euro.

Synergien und erweiterte Angebote

Ziel des EVR und der Partner sei, die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung, Teilhabe und Integration „standortübergreifend zu sichern und gleichzeitig durch die Zusammenarbeit die stationären und ambulanten Angebote zu erweitern“, heißt es. Jens Koch aus dem Diakonie-Bereich: „Wir freuen uns auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit miteinander und mit unseren Partnern.“

Ein Zusammenschluss könne die Attraktivität als Arbeitgeber stärken, hofft Matthias Adler, „und unser umfassendes Versorgungsmodell im Gesundheits- und Sozialwesen noch fokussierter wahrnehmbar machen“.

Krankenhaus erstmals seit 30 Jahren im Minus: Das hält EvK-Chef von Lauterbachs „Revolution“

Ein neuer Chef für 3345 Mitarbeiter: Matthias Adler führt das EvK Castrop-Rauxel in die Fusion

40 Jahre im Einsatz für das EvK Castrop-Rauxel: Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter geht in den Ruhe