Marode Brücken im Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest Droht ein Mega-Stau an der Bundesstraße 474n?

Marode Brücken im Autobahnkreuz: Droht ein Mega-Stau an der B 474n?
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Seit Monaten staut sich in Mengede der Verkehr auf der A2 vor dem Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest. Für Fahrer, die auf die Sauerlandlinie (A45) Richtung Frankfurt abbiegen wollen, steht nur noch eine statt früher zwei Fahrspuren zur Verfügung. Grund ist ein Brückenschaden der A45-Brücke über die A2. Das teilte die Autobahn Westfalen GmbH auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Die durch den starken Lkw-Verkehr marode Brücke ist aber nur eine von zweien. Wer von der Sauerlandlinie in Richtung Oberhausen fährt, überquert die A2 über ein eigenes, östlich verlaufendes Brückenbauwerk. Auch hier ist die Autobahn von zwei auf eine Spur verengt – eigentlich immer schon.

Ursprünglich sei die einstreifige Verkehrsführung „aus verkehrstechnischen Gründen“ eingerichtet worden, erklärt Anton Kurenbach, Pressesprecher der Autobahn Westfalen auf Nachfrage. Aber: „Mittlerweile ist sie auch in die Jahre gekommen“, erklärt er. Aus Sicherheitsgründen sei mittlerweile nur noch eine einstreifige Verkehrsführung möglich. Die zweite Brücke ist ebenso marode.

Was heißt das für den Weiterbau der Autobahn als Bundesstraße 474n, die Ortsumgehung Waltrop? Entsteht hier in ein paar Jahren ein in beiden Richtungen einspuriges Nadelöhr? Denn nördlich des Autobahnkreuzes Dortmund-Nordwest soll die B474n über Castrop-Rauxeler Gebiet und bis zum Waltroper Ortsteil Oberwiese mit vier Fahrstreifen autobahnähnlich gebaut werden.

Vordringlicher Bedarf

Anton Kurenbach erklärt, dass im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der Sauerlandlinie zwischen Dortmund-Hafen und dem Kreuz Dortmund-Nordwest auch die beiden maroden Brücken erneuert werden sollen. Wann der Aus- und Neubau jedoch erfolge, sei noch offen. Allerdings: „Der sechsstreifige Ausbau der A45 als auch der Neubau der B474n stehen im Bundesverkehrswegeplan 2030 als vordringlicher Bedarf.“

Für die neue Bundesstraße ist indes nicht Autobahn Westfalen zuständig, sondern Straßen.NRW. Für die Ortsumgehung Waltrop läuft bereits seit November 2016 das Planfeststellungsverfahren nach dem Bundesfernstraßengesetz durch die Bezirksregierung Münster. Nach der ersten öffentlichen Auslage gab es Einwendungen und Stellungnahmen.

Straßen.NRW überarbeitete daraufhin den Planungsentwurf. Im sogenannten Deckblatt I aktualisierten die Planer die Zahlen zur Verkehrsbelastung und planten den Anschluss an die Landesstraße 609 an der Stadtgrenze von Waltrop und Datteln um. Im Juni/Juli 2021 lag die gesamte Planung der Ortsumgehung Waltrop zum zweiten Mal öffentlich aus.

Stau auf der Autobahn 45 am Kreuz Castrop-Rauxel-Ost.
Schon jetzt staut sich der Verkehr nahezu täglich zwischen den Autobahnkreuzen Castrop-Rauxel-Ost und Dortmund-Nordwest - häufig noch länger. Der Bundesverkehrswegeplan nennt 4,7 Kilometer als staugefährdeten Abschnitt. © Uwe von Schirp (Archiv)

Erneut gab es Einwendungen, die die Bezirksregierung Münster inzwischen Straßen.NRW zur Stellungnahme vorgelegt hat. „Diese Gegenäußerung wird derzeit durch die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr erarbeitet“, erklärt der Landesbetrieb auf unsere Anfrage. „Im Anschluss wird ein von der Bezirksregierung Münster festzulegender Erörterungstermin stattfinden, um mit den Betroffenen die Maßnahmen zu besprechen und eine Einigung zu erzielen.“

Erst wenn die Bezirksregierung Münster einen „bestandskräftigen Planfeststellungsbeschluss“ gefasst habe, könne der Neubau der rund acht Kilometer langen Ortsumgehung Waltrop beginnen.

Die Verlängerung der A45 ist als „anbau- und zufahrtfreie Kraftfahrstraße“ vorgesehen – vom Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest bis zur L511 in Waltrop-Oberwiese vierstreifig und im weiteren Verlauf bis zur L609 zweistreifig. Das Autobahnkreuz werde nicht gänzlich überplant, sondern „für die zusätzlichen Fahrbeziehungen ergänzt und umgebaut“, erklärt Straßen.NRW.

Zeitliche Perspektive offen

Die zeitliche Perspektive ist dabei völlig offen. Straßen.NRW schreibt: „Gerade aufgrund der Möglichkeit von Klagen gegen den künftigen Planfeststellungsbeschluss ist es nicht möglich, verlässliche Aussagen zum weiteren Planungsverlauf und zum Baubeginn zu treffen.“

Was das für das mittelfristige Verkehrsaufkommen für Castrop-Rauxel, Waltrop und den Dortmunder Nordwesten und ihre Einwohner bedeutet, bleibt ebenso offen.

Die Entwicklung neuer Industrie- und Gewerbegebiete in den drei Städten plus Datteln im Norden schreitet voran: der Gewerbe- und Logistikpark auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Knepper, das Gewerbegebiet „Im Dicken Dören“ in Waltrop, der Energiecampus zwischen Dortmund Huckarde und Mengede oder „NewPark“ in Datteln.

Dort ist der Bau des nördlichen Abschnitts der B474n weit fortgeschritten. Die Ortsumgehung Datteln unterliegt einem eigenen, seit März 2018 abgeschlossenen und bestandskräftigen Planungsverfahren. Der Bau des vier Kilometer langen Abschnitts hat im Oktober 2019 begonnen.

Stau auf der Emscherallee in Dortmund-Mengede vor der Autobahnauffahrt zur A2.
Vor allem in den "Rush hours" ist die Verkehrsbelastung rund um Dortmund Mengede hoch, wie hier auf der Emscherallee Stau an der Anschlussstelle zur A 2. © Stephan Schuetze

Im Frühjahr 2022 begannen die Arbeiten im dritten Bauabschnitt zwischen der neuen Kanalbrücke am Dattelner Meer und der B235 nach Olfen. „Straßen.NRW rechnet damit, den Dattelner Abschnitt der B474n 2024 für den Verkehr freizugeben“, heißt es auf der Internetseite des Landesbetriebs.

Schon jetzt kommt es vor allem im morgentlichen und abendlichen Berufsverkehr zu einem hohen Verkehrsaufkommen: im Stadtgebiet Waltrop, auf der Mengeder Straße und der Emscherallee rund um die Anschlussstelle Dortmund-Mengede der A2, auf der A42 vor dem Autobahnkreuz Castrop-Rauxel-Ost.

Seit 2014 stuft der Bundesverkehrswegeplan den Ausbau der A45 auf sechs Fahrstreifen ein. Von den 8,6 Kilometern Länge zwischen Dortmund-Hafen und dem Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest weist er 4,7 Kilometer derzeit als staugefährdete Strecke aus.

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