Gäbe es Marc Frese nicht, gäbe es vielleicht kein Stadtteilfest in Ickern, keine Weihnachtsbeleuchtung, kein Ickerner Weihnachtsdorf, keinen St.-Martins-Umzug. Er ist „Mr. Mein Ickern“: Vorsitzender, Initiator, Netzwerker. Der aktivste Stadtteilverein in Castrop-Rauxel wäre ohne Marc Frese nicht das, was er heute ist. Auch darum ist der Ickerner vorgeschlagen für die Ehrennadel der Stadt. Und viele wissen gar nicht, was er noch alles macht.
Man könnte meinen, dass Frese mit dem Vorsitz im Stadtteilverein ausgelastet wäre. Seit zehn Jahren gibt es „Mein Ickern“. Seit dieser Zeit geht es aufwärts im Stadtteil, was öffentliches Leben und Veranstaltungen angeht. Ohne Zweifel: Ein Vereinsbüro für den Verein genau da, wo er wirkt, nämlich an der Ickerner Straße, war überfällig. In diesem Jahr wurde es eröffnet. Auch sein Verdienst.
Marc Frese hingegen wäre wohl nur die Hälfte ohne seine Frau Martina Plum. Seit 19 Jahren sind sie verheiratet. Sie hält ihm den Rücken frei für all seine Engagements, für die er geschätzt 12 bis 15 Stunden in der Woche investiert, in heißen Phasen auch mal 20. Sie ist aber auch selbst immer mittendrin, wenn es ans Anpacken geht.
Dabei ist Frese beruflich voll eingespannt: Der 51-Jährige arbeitet als Hauptgeschäftsführer der Auslandsgesellschaft in Dortmund. In der Stadt, in der er auch zur Schule ging. 1993 machte er Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Nette, Stadtbezirk Mengede, studierte Betriebswirtschaftslehre in Münster und wohnt nun schon seit rund zwei Jahrzehnten in Castrop-Rauxel.
Er ist engagiert im Förderverein der Steinwache Dortmund, der vielleicht bekanntesten Holocaust-Gedenkstätte in der ganzen Region. In diesem ehemaligen Polizeigefängnis wurden in der NS-Zeit 66.000 Menschen festgehalten und vielfach durch die Gestapo misshandelt.


Zudem ist er Vorsitzender des Vereins Sternenkinder Vest. Damit verbinden er und seine Frau ein persönliches Schicksal: Sie verloren ihren Sohn Max. Er wurde geboren und starb am 26.2.2005. Max und anderen „Sternenkindern“ ist der Baumkreis an der Bahnhofstraße auf der Wiese vor dem Hallenbad gewidmet: eine Gedenkstätte für betroffene Familien, um die sich der Verein kümmert. Noch mehr kümmern sich Martina Plum, Marc Frese und der Verein aber um diese seltenen, aber immer wiederkehrenden Todes-Schicksale anderer werdender Eltern, die das Leben dieser Familien oft für immer verändern, ohne dass andere es so richtig mitbekommen.
Bei Weihnachten im Wichernhaus ist Marc Frese Teil des Organisatoren-Teams. Mit anderen Ehrenamtlern bereitet er Jahr für Jahr über 100 Menschen, Senioren und Einsamen, einen feierlichen Heiligabend.

Wie man all das zusammenbringt? Marc Frese ist nicht nur sympathisch, sondern auch ein überragender Netzwerker und sagt: „Ich möchte Menschen helfen. Mir geht es gut, ich bin gesund und möchte davon etwas abgeben.“ Albert Schweitzer habe mal festgestellt, dass Glück das Einzige ist, das sich verdoppelt, wenn man es teilt. „Ich glaube, dass das Zitat meine Motivation gut zusammenfasst.“
Er könnte mehr Radfahren, mehr Bücher lesen, wenn er all das nicht täte. Aber: „Meine Ehrenämter sind auch meine Hobbys. Sie sind erfüllend und ich vermisse nichts, was dafür zurückstehen muss.“ Aber mehr, sagt er, komme nicht dazu: „Weitere Anfragen, mich einzubringen, musste ich mit Nein beantworten. Ich bin zeitlich am Anschlag angekommen.“

Wer bekommt die Ehrennadel der Stadt?
- Die Ehrennadel der Stadt ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement. Seit fast 20 Jahren wird die Auszeichnung beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters verliehen.
- Bürger haben für Februar 2025 gut ein Dutzend Vorschläge eingereicht. Wir stellen neben Marc Frese alle anderen Kandidaten vor und starten im Januar eine Abstimmung, wer die Ehrennadel bekommen soll.
- Der Empfang und die Ehrennadel-Verleihung 2025 stehen unter dem Leitthema Demokratie.
- Viele Projekte, Initiativen und Angebote wären ohne die ehrenamtliche Arbeit von engagierten Castrop-Rauxelern nicht möglich.
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