Es ist Donnerstagnachmittag, ungefähr 14 Uhr. In einem Umkreis von 250 Metern um den Hof Dingebauer in Castrop-Rauxel darf sich niemand mehr aufhalten. Gleich soll die Entschärfung zweier Weltkriegsbomben auf dem Gelände des Hofs beginnen.
Einsatzkräfte von THW und Ordnungsamt sind im Hochbetrieb, um sicherzustellen, dass sich im Gebiet ringsum niemand mehr befindet. Die Polizei hat die Wege und Straßen gesperrt, die in die Zone führen. Und dann das: An einer der Polizeiabsperrungen, wenige hundert Meter von den Bomben entfernt, hält ein Transporter des Ordnungsamtes. Ein Mädchen in einer roten Jacke steigt aus, begleitet von Einsatzkräften. „Sie war alleine in einer Wohnung“, sagt Jens Kasprzak, Einsatzleiter des Ordnungsamtes.

Das Mädchen wirkt verunsichert, als ein Mitarbeiter des Jugendamts es begrüßt und die Betreuung übernimmt. Ansonsten ist das Kind, sechs Jahre alt und noch nicht in der Schule, umgeben von Menschen in Einsatzkleidung. Wenige Meter entfernt wendet unter lautem Brummen ein Auto nach dem anderen auf der Oststraße, die durch Blaulicht-Fahrzeuge blockiert ist.
Den Vornamen des Mädchens findet der Mann vom Jugendamt trotz des Trubels schnell heraus. Er redet mit freundlicher, beruhigender Stimme mit dem Kind, geht etwas in die Hocke, damit es sein Gesicht richtig sehen kann. „Und wie heißt du weiter?“, fragt er das Mädchen mehrmals sanft, aber klar. Die Antwort ist so leise, dass sie aus einigen Schritten Entfernung nicht zu hören ist. Es gibt wohl auch Verständigungsprobleme.
Polizei gelingt es: Tür geht auf
Die Stadtverwaltung bestätigt den Vorfall von Donnerstag am Montag (24.3.): Der Sicherheitsbereich sei evakuiert worden, erklärt Nicole Fulgenzi aus der Pressestelle. Letztlich sei das Technische Hilfswerk beim Gang durch die Siedlung Deininghausen auf das Kind aufmerksam geworden.
Die THW-Leute hätten Geräusche und Sprechen in einer Wohnung gehört. Es habe aber niemand die Tür geöffnet. Darum habe man die Polizei hinzugezogen. „Die Polizei konnte die Situation sehr gewissenhaft klären“, so Fulgenzi weiter. Das Kind sei allein in der Wohnung gewesen, öffnete dann doch die Tür und wurde zur mobilen Einsatzleitstelle außerhalb der Sperrzone gebracht.

Dort gelingt es dem Mann vom Jugendamt doch noch, eine Telefonnummer der Mutter des Mädchens herauszufinden. Er ruft sie an und erklärt die Situation. Es sei eine Bombe gefunden worden. Ihre Tochter habe den Bereich verlassen müssen. Schließlich legt der Jugendamt-Mitarbeiter auf und sagt zu dem Mädchen: „Ich bringe dich jetzt zu deiner Mama.“ Schnell steigen sie in ein Auto und fahren auf der Oststraße los, in Richtung Stadtmittelpunkt.
Hier endet die Geschichte aber noch nicht: Die Stadt kündigte ein Beratungsgespräch durch das Jugendamt mit den Eltern an. „Das ist in solchen Fällen üblich“, so Nicole Fulgenzi.
Sicherheitspersonal bei der Arbeit in Deininghausen auf rn.de/castrop