Schaden soziale Medien wie WhatsApp und Facebook der Konzentration von Fahrschülern? Führen Sie womöglich zu einer höheren Durchfallquote? „Nein, sie tun es nicht“, sagt Jens Donajowski, seit einem Jahr Inhaber der Fahrschule Steinhoff: „Heutzutage wächst man wie selbstverständlich damit auf. Wenn ein Fahrschüler durchfällt, hat das meistens andere Gründe.“
Auch Videospiele wie zum Beispiel FIFA 23 oder Minecraft sieht er keinesfalls kritisch, im Gegenteil: „Wer viel am PC spielt, verbessert im Zweifel eher seine Reaktionszeit. Das kann keine Ausrede dafür sein, dass jemand die Prüfung nicht besteht“, ist Donajowski überzeugt.
Kollegen aus Castrop-Rauxel sehen soziale Medien kritisch
Seine Kollegen aus Castrop-Rauxel sehen die neuen Ablenkungsmöglichkeiten des Alltags deutlich kritischer. So würde es Matthias Müller lieber sehen, wenn Jugendliche ihr Smartphone einfach mal beiseitelegen würden, selbst dann, wenn es brummt oder piept. Der Fahrlehrer ist gleichzeitig auch Inhaber der Fahrschule „meinOttke“, die am Berliner Platz ihr Büro hat. „Jugendliche sind damit befasst, wer ihnen gerade eine Nachricht über Facebook, WhatsApp oder Instagram gemacht hat.“ Das schade der nötigen Konzentration: „Sie schaffen es dann nicht, sich auf das Fahren zu konzentrieren.“
„Ich kämpfe gegen das Internet“
Weitaus drastischer formuliert es Fahrlehrer Hans Titoff, der bereits seit 1987 ein erfolgreiches Fahrschulunternehmen an der Pallasstraße führt. „Ich kämpfe gegen das Internet“, sagt der erfahrene Fahrlehrer, „die jungen Leute sind heute ständig mit anderen Dingen beschäftigt.“
Die eher skeptische Sicht von Titoff und Müller wird bestätigt durch Angaben des ADAC. Zwar würden deutschlandweit insgesamt 14 Prozent mehr Fahrprüfungen durchgeführt. Allerdings sei die Durchfallquote höher als in früheren Jahren. 2021 lag sie immerhin bei 43 Prozent. Der Fahrlehrer-Verband hat das Handy bereits als großes Problem öffentlich benannt. Die Fahrschüler von heute seien deutlich unaufmerksamer als frühere Generationen.
Eltern sollten sich weniger einmischen
Aber liegt die höhere Durchfallquote wirklich nur an den Verlockungen durch die sozialen Medien? Hans Titoff hat noch eine weitere Beobachtung gemacht: „Mein Eindruck ist, dass die Fahrschüler und Fahrschülerinnen immer unselbstständiger werden.“ Die Eltern würden sich oft in zu viele Dinge einmischen: „Sie sollten ihrem Nachwuchs viel mehr Verantwortung überlassen und Raum zur freien Entfaltung geben.“
In diesem Punkt bekommt er auch Zustimmung von Donajowski, der ähnliches wahrnimmt: „Die jungen Leute bekommen heutzutage sehr viel von den Eltern abgenommen und haben ein wenig verlernt, Dinge wie die Anmeldung in einer Fahrschule selber.“ Donajowski kann jedoch nicht bestätigen, dass mehr Schüler und Schülerinnen durchfallen als in früheren Jahren. Er verweist darauf, dass ein Großteil seiner Kunden die Prüfung schafft.

Die Unselbstständigkeit vieler Teenager führe eher dazu, „dass sie einfach noch mehr Fahrstunden nehmen müssen“, weil alles eben etwas länger dauere.
Auch mangelnde Motorik sei durchaus ein reales Problem: „Früher sind junge Menschen viel mehr mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und hatten dadurch mit dem Auto auch weniger Probleme.“ Das Fazit kann also lauten: Damals war nicht alles besser, aber irgendwie doch anders als heute.
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